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Full text of "Geognostische Skizzen aus der Sächsischen Schweiz und ihrer Umgebung"

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Geognoſtiſche Skizzen. 


Geugnostische Skizen 
Sächsischen Schweiz 
und ihrer Umgebung. 


Von 


A. von Gutbier. 
Mit 123 in den Text gedruckten Abbildungen. 


—D E — —AU—ä— 


Teipeig 
Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber. 
1858. 


5 DEC.1899 


orwork. 


7 


Die Geognoſtiſchen Skizzen find in der Illuſtrirten Zeitung 
zuerſt erſchienen; nur durch dieſe Vermittelung wurde es 
möglich, ihnen ſo viele Zeichnungen beizugeben. Dennoch 
ſind mehrere bekannte Anſichten weggeblieben, die überall 
leicht zu erlangen ſind, während die Beilage einzelner an⸗ 
ſcheinend geringfügiger Figuren durch das Beſtreben, all— 
gemein verſtändlich zu werden, ihre Erklärung finden möge. 

Der Text hat im Separatabdruck mehrere Erweiterun— 
gen und Verbeſſerungen erfahren. In den vier Abſchnitten 
iſt das ſcheinbar Gleichartige geſammelt, dabei aber mög— 


lichſt auf die verſchiedenen Zeiten aufmerkſam gemacht wor— 


VI Vorwork. 


den, in welchen die mehrmals ſich durchkreuzenden geolo— 
giſchen Begebenheiten ſich ereigneten. 

Vielleicht iſt Einiges anders aufgefaßt, als man früher 
gewohnt war, vielleicht iſt auch Veranlaſſung zu neuen 


Unterſuchungen und Erörterungen gegeben. 


Inhaltsverzeichniss. 


Seite 

PS ß, , EINE GEREE 3 
Erſter Abſchnitt. 

Verbreitung, Beſchaffenheit und Schichtung des Geſteinnnn ss. 5 


Erſte Ueberſicht. — Grenzen der Unterſuchung. — Sandſtein, Pläner und 
Plänerkalkſtein.— Schräge Schichten zwiſchen wagrechten Bänken. — Einftiger 
Uferrand, größte Mächtigkeit. — Verſteinerungen. — Linie des Elblaufs. — 
Flachgeneigte Schichten in N. — Senkrechter Abſturz gegen SO. — Steil— 
geneigte Schichten in SO. — Erzgebirgiſche Hebung. 


| Zweiter Abſchnitt. 
Serklüftung. Baſalt und deſſen Einwirkung. Granitüberſchiebunn g... 


Quaderform. — Sphäroidiſche Formen. — Abſonderung, nachgewieſen am 
Goriſchſtein. — Längenabſonderung, faſt mit der Elblinie zuſammenfallend. — 
Querabſonderung und Baſalt. — Schräge Zerklüftung. — Baſalte: auf dem 
Rücken des Erzgebirges, im Quaderſandſteingebiete, im Granitgebiete. — 
Einwirkung des Baſaltes auf die nächſte Umgebung; Urſache der erzgebir— 
giſchen Hebung. — Ueberſchiebung des Lauſitzgranites. — Juraſchichten und 
Verſteinerungen. — Einwirkung beider Bewegungen auf das Elbthal, auf 
den Lilienſtein, auf die Gebirgsgruppe um den Winterberg. — Thäler zu— 
nächſt dem Granit. > 


Dritter Abſchnitt. 


Eroſion in der Diluvialzeit. Auswaſchung der obern Etage des Sand- 
P , kn. 
Gipfelflächen. — Seitenflächen. — Aelteſte Schluchten. — Diluvialmeer. — 
Nebelbild des einſtigen Fiordes. — Terraſſenbildung. — Meeresgrund. — Lehm. 

— Gerölle. — Sand. — Blöcke a. d. Nähe. — Erratiſches Diluvium. — Süß— 


27 


VIII Inhaltsverzeichniß. 


f Seite 
waſſerquarz. — Schliffflächen der Blöcke-und Geſchiebe. — Thierreite. — Aus⸗— 
waſchung des tiefen Elbgrundes. — Löſung der böhmiſchen Seebecken. — Aus⸗ 
waſchung der Nebenthäler. — Waſſerfälle und Rieſentopfbildung. — Gottleube⸗ 
thal. — Nebenthäler der rechten Elbſeite. — Wolkenbrüche. — Kalktuff. — 
Waſſerführung. — Sumpfige Hochflächen. — Schwitzwaſſer. — Quellen: 
des obern Bielagrundes, der Plänerregion, des untern Bielagrundes, des 
Elbgehänges. — Hauptbäche und Waſſerarmuth der rechten Elbſeite. — 
Kamnitzgrund. — Vegetation. 


vierter Abſchnitt. 


Verwitterung , c 
Formen der Gipfel. — Auflockerung der Schichten. — Glatte Flächen. — 
Zerſtörung zunächſt dem Boden. — Ausfreſſungen. — Höhlenbildungen. — 
Felſenüberhänge. — Nebelzone. — Flechten. — Tyſſaer Wände. — Felſen⸗ 
ſtürze. — Schluß. 


Zur 
Titeratur und Kartographie der särhs.-böhmischen Schweiz, 


Benutzte oder nachzuleſende Werke. 


Cotta, B., Der innere Bau der Gebirge. 1851. 

5 Erläuterungen zu Sektion VI der geogn. Karte von Sachſen. 1839. 

f . See 8 1 = net) 

„Geognoſtiſche Wanderungen. II. 1838. (Hohnſtein.) 

„Geologiſche Bilder. 1856. 

Geinitz, Charakteriſtik der Schichten und Petrefakten des ſächſiſch-böhmiſchen 
Kreidegebirges. 1839 — 43. 

„Quaderſandſteingebirge u. ſ. w. in Deutſchland. 1849 — 50. 

Götzinger, Geſchichte und Beſchreibung des Amtes Hohnſtein. 1786. 

— „ Schandau u. ſ. w. oder Beſchreibung der ſächſiſchen Schweiz. 1804. 

Gumprecht, Beiträge z. geognoſtiſchen Kenntniß Sachſens u. Böhmens. 1835. 

Jenzſch, Ueber Amygdalophyr und deſſen Altersverhältniß zum Quaderſandſtein. 
Leonh. Jahrb. 1854. Heft IV. 

Naumann und Cotta, Erläuterungen zu Sektion X der geognoſtiſchen Karte 
von Sachſen. 1845. 

Odeleben, v., Kommentar zur Karte der ſächſiſchen Schweiz. 1830. 

Otto, v., Additamente zur Flora des Quadergebirges. I. 1852. II. 1854. 

Reuß, Geognoſtiſche Skizzen aus Böhmen, 1840, nach einer Anführung von 
Cotta. 

Schiffner und Naumann in Gäa von Sachſen. 

Beſchreibung der ſächſiſch-böhmiſchen Schweiz. 

Weiß, Ueber einige geognoſtiſche Punkte bei Meißen und Hohnſtein. 1827. 

(Karſt. Arch. B. XVI. S. 3.) 


7 


vorzüglichſte Karten. 


Geognoſtiſche Karte von Sachſen. Sektionen: VI. ee VII. Zittau. 
X. Dresden. XI. Freiberg-Teplitz. 

Karte des Elbſtromes innerhalb des Königreichs Sachſen. 1850 — 55. 
Sektionen: XII. Pirna. XIII. Königſtein. XIV. Schandau. XV. Hernis⸗ 
kretſchen. 

Reiſekarte zur Beſchreibung der ſächſiſch-böhmiſchen Schweiz von Albert 
Schiffner. 

Spezialkarte der ſächſiſch-böhmiſchen Schweiz; nach der vorigen benrkeiit von 
Fort, mit Hinzufügung böhmiſcher Gegenden. 

Topographiſcher Atlas des Königreichs Sachſen, bearbeitet von De 
Sektionen: Dresden, Stolpen, Sürplüs, Roſenthal. 

Topographiſche Karte der Umgegend von Hohnſtein und Schandau, v. Ode— 

leben 1830, revidirt 1856. 


Geognoſtiſche 


Skizzen aus der ſächſiſchen Schweiz. 


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Einleitung. 


Die ſogenannte ſächſiſche Schweiz und das ihr angrenzende Böh— 
men ſind ſeit einer Reihe von Jahren ſo vielfach beſchrieben, in Karten 
und Landſchaftsbildern dargeſtellt worden, daß man glauben könnte, 
es ſei dieſer Stoff für das größere Publikum vollſtändig erſchöpft. 
Noch iſt aber die geognoſtiſche Seite übrig, welche den innern Bau 
des Felſenlandes betrachtet, damit das Gebirgsäußere vergleicht und 
zu intereſſanten Schlüſſen auf die einſtige Entſtehung des Bodens, 
auf ſeine allmälige Umformung und die Ausbildung des jetzigen 
Gebirgscharakters führt. Wi 

Deſſen bald erhabene, bald groteske Natur gewährt eben den 
eigenthümlichen Reiz, welcher jährlich Tauſende von Reiſenden aus 
weiter Ferne, Schaaren von Beſuchern aus der Nähe herbeizieht. 
Dieſe außerordentliche Frequenz wird durch Dampfſchifffahrt und 
Eiſenbahn bewirkt. Die Stationen dieſer Verkehrsmittel, die Zeiten 
der Ankunft und Abfahrt beſchränken aber auch viele der Reiſenden 
auf gewiſſe Haupttouren, welche mit den Führern in größter Eile 
durchzogen werden, um nur zur rechten Zeit wieder im Elbthale zur 
Weiterreiſe oder Rückfahrt einzutreffen. Hierdurch geht manche ſchöne 
Partie verloren und die meiſten für den Gebirgsbau wichtigen Punkte 
läßt man unbeachtet zur Seite liegen. 

Solche Punkte in landſchaftlichen Skizzen vorzulegen, die Auf— 
merkſamkeit der ſpäteren Beſucher des Sandſteingebirges auf inter— 
eſſante geologiſche Fakta zu lenken, zugleich auch manchem frühern 
Reiſenden ergänzend den Felsbau der Gegenden, wohin er nicht kam, 
darzuſtellen, iſt der Hauptzweck dieſe Schrift. 


4 X Einleitung. 


Die werthvollen, ſtreng wiſſenſchaftlichen Unterfuchungen der 
vaterländiſchen Gebirgsforſcher, der Profeſſoren Naumann, Cotta und 
Geinitz, ſind hierbei vielfach benutzt worden; aber auch die Zeich— 
nungen in dieſen Blättern und deren Erläuterung werden als Belege 
für die dort aufgeſtellten Sätze dienen. 

Die Entſtehung des hier zu behandelnden Quadekſund 
fällt in die geologiſche Epoche der jüngſten ſekundären Formation, 
in die der Kreidebildung, und wenn ſchon eigentliche weiße Kreide 
hier in Mitteldeutſchland nicht gefunden wurde, jo iſt doch beſtimmt 
nachgewieſen, daß die Schichten derſelben inmitten derer des Quader— 
ſandſteins einzureihen fein würden ). 


) Vgl. Geinitz, „Quaderſandſteingebirge oder Kreidegebirge in Deutſch— 
land“, 1849 — 50. 


rler O bſchnitt 


Verbreitung, Beſchaffenheit und Schichtung des Geſteins. 


Schon aus der Gegend von Dresden erblickt man gegen Süd 
oſten die Felſen des Quaderſandſteingebirges, der ſogenannten Säch— 
ſiſchen Schweiz. Will man in größerer Nähe ſich einige Ueberſicht 
verſchaffen, ſo iſt der Porsberg bei Pillnitz zu empfehlen. Man 
ſieht von ihm den aus dem weitern Elbthale unterhalb Pirna bis 
zur Grenze Böhmens allmälig anſteigenden Boden als eine nord— 
öſtliche Fortſetzung der aus Gneis und Schiefer zuſammengeſetzten 
Höhen des Erzgebirges; aber die in verſchiedenen Gruppen meiſt als 
abgeſtumpfte Kegel von jenem Boden aufſtrebenden Felsberge, der 
tief eingeſchnittene Elbgrund, die langgeſtreckten Wände der rechten 
Elbſeite, endlich das großartige Felſengewirr nördlich und öſtlich des 
großen Winterbergs zeigen, daß man es mit einer andern Gebirgs— 
natur zu thun hat, mit der des Quaderſandſteins. 

Das nachſtehende Schema legt dar, wie die Hauptpunkte von 
Nordweſt nach Südoſt ſich erheben. 


Baſtei. Brand. Hohe Liebe. Kl. Winterberg. 
* = * * 
939. 973. 1247. 1530. 
Pirna. Bärenſtein. Lilienſtein. Schrammſtein. Gr. Winterberg. 
* * * * * 
350. 1011. 1257. 1249. 1721 Baſalt. 
1550 Sandſtein. 
Königſtein. Pabſtſtein. Roſenberg. 
1115. Goriſchſtein. Sandſtein. 
1395. 1200. 
Kegelſtein. . Kasitein. Gr. Zſchirnſtein. 
1205. 1440. 1721. 
Von Pirna bis Winterberg, * 
Elbrichtung: Weit 22° Nord. SAU 


Don Schneeberg über Grund, 
Srzgebirgss Richtung: Oſt 19° Nord. 
Von Schneeberg nach Goriſchſtein. 


Hohe Schneeberg Tetſchen. 
Nordlinie. ) 


2209 400, 


6 Erſter Abſchnitt. 


Abermals andere Bergformen tauchen auf, wenn wir vom hohen 
Schneeberge nach Böhmen hineinblicken. Es ſind die Kegel des 
Phonolithes und Baſaltes im Mittelgebirge. Wo ſie bei Tetſchen 
dem Sandſtein ſich nähern, iſt die Grenze für dieſe Skizzen gezogen. 
Oeſtlich konnte das Sandſteingebiet nur bis Böhmiſch-Dittersbach 
betrachtet werden ). ? 

In Sachſen tritt von Nordoſten das lauſitzer Granitgebirge 
beſchränkend heran. Die Linie iſt über Hinterhermsdorf, Hohenſtein 
nach Dittersbach zu ziehen, ſodaß der Ausſichtspunkt „Schönhöhe“ 
bei letzterm Orte noch auf Sandſtein ſteht. Weſtlich haben wir das 
Zuſammentreffen mit dem Erzgebirge ſchon angedeutet. Eine Linie 
von Pirna gegen Gießhübel und Hellendorf begrenzt die Hauptmaſſen 
der Sandſteinbildung. Verwandte Geſteine bilden jedoch die Gehänge 
des Elbthales auf der linken Seite bis faft in die Gegend von Meißen, 
wo ſie auf das rechte Ufer übergehen und zuletzt bei Weinböhla und 
im Tunnel der leipzig-dresdner Eiſenbahn angetroffen werden. Spo— 
radiſche Reſte des Quaderſandſteins treffen wir bei Jungferndorf un- 
fern Nollendorf auf dem Rücken des Erzgebirges, ferner hoch an 
deſſen nördlichem Abhange, als den Fuß des ſchönwalder Spitzber— 
ges oder Sattelberges, ſodann in der dippoldiswalder und pauls— 
dorfer Haide, endlich im tharandter Walde. Eine ähnliche Inſel 
von Sandſtein findet ſich auf der Höhe des rechten Elbufers bei 
Weißig unfern Pillnitz. 


*) Der Quaderſandſtein und die ihm zugehörigen Geſteine erſtrecken ſich näm— 
lich von der ſächſiſchen Grenze in ſüdöſtlicher Richtung noch 30 Meilen weit nach 
Böhmen hinein bei einer ungefähren Breite von 10 bis 12 Meilen, ſodaß ſie einen 
Flächenraum von weit über 200 OMeilen, größtentheils im nördlichen Gebiete 
der Oberelbe, einnehmen. Die Umgebungen des Oybin an der ſächſiſchen Grenze 
unfern Zittau, die adersbacher Steine, die Heuſcheuer im Glaziſchen, der Paß 
der Eiſenbahn von Prag nach Brünn in Mähren, im Thale der Zwittawa, der 
Sandſtein von Kaden an der Eger liegen an den Rändern dieſer Fläche. Die 
einſtige Verbindung des hier nach ſeinen Grenzen bezeichneten, der Hauptſache 
nach böhmiſchen Beckens, mit dem Quaderſandſtein und Pläner der Gegend zwi— 
ſchen Görlitz, Bunzlau und Löwenberg in Schleſien, ſowie ferner mit dem nord— 
deutſchen Kreidegebirge, deſſen Feuerſteine erratiſch bis in unſere Gegenden zer— 
ſtreut ſind, konnte hier nicht nachgewieſen werden. Wohl aber iſt auffällig, daß, 
wenn dieſe Verbindung in großer Breite vorhanden war, an dem Nordrande des 
Bergzuges ſüdlich Bautzen, oder in dem gewiß uralten Längenthale von Neukirch 
über Putzkau nach Biſchoffswerda, jetzt etwa 1000 Fuß über dem Meere, nicht 
Reſte des Quaderſandſteins oder Pläners ſich erhalten haben. — Darum iſt auch 


Erſter Abſchnitt. 7 


Der Sandſtein beſteht gewöhnlich aus den feinſten, ſeltener 
— und zwar meiſt in den oberſten Lagen der Felsmaſſen — aus 
gröberen Quarzkörnchen, durch ein thoniges, bisweilen durch ein kie— 
ſeliges Bindemittel zuſammengehalten; er iſt geſchichtet, d. h. die 
Sandkörner ſind in dünnern und ſtärkern Lagen aufeinander gehäuft, 
oft treten auch thonig-kalkige Lagen ein; zwiſchen Pirna und Mei— 
ßen herrſchen ſogar dünngeſchichtete thonig-kalkige Geſteine vor. Sie 
werden gewöhnlich Pläner, und wo in den oberſten Lagen der Kalk 
vorherrſcht, Plänerkalkſtein genannt. 

Eiſenocker kommt im Sandſtein theils in feſten Partien, ſoge⸗ 
nannten Eiſenſchlieren vor, theils färbt er den urſprünglich weißen 
Sandſtein gelb und bräunlich. 


g. 1. Serpula gordialis. 
v. Schloͤtheim. Bannewitz. 


ö 9 ‚Turritella 

- 5 granulata. 

Fig. 2. Peclen (Stein⸗ . Sowerby. 
kern). Königſtein. Fig. 3. Asterias Schulzii. Cotta und Reich. Königſtein. Tyſſa. 


Betrachten wir in den Steinbrüchen ) die Schichtungsflächen 
auf den rieſenhaften durch Unterarbeiten herabgeſtürzten Blöcken, ſo 
werden uns jedenfalls die Eindrücke und Steinkerne großer Muſcheln 
und anderer niederen Thiere, wie ſolche ähnlich noch in unſeren 


die Annahme eines bis bei Meißen ſich erſtreckenden Meerbuſens im Nachſtehen— 
den beibehalten worden. — 

.) Die techniſche Wichtigkeit des Quaderſandſteins iſt bekannt. Die in den 
Steinbrüchen gewonnenen Werkſtücke werden beſonders auf der Elbe verführt und 
ſind in Berlin, Hamburg und Kopenhagen ein geſuchtes Baumaterial. 


8 Erſter Abſchnitt. 


Meeren leben, auffallen. Eine kleine Auswahl iſt abgebildet: Der 
Seeſtern (F. 3) kommt am ſeltenſten vor. Deſto zahlreicher findet 
man in allen Schichten den (F. 5) abgebildeten Seeigel. Von 
dieſer Art kennt man jedoch die Stacheln, — welche das Geſchöpf 
als „Igel“ charakteriſiren ſollen — nicht, und die Exemplare im 
Sandſtein ſind ſo mangelhaft erhalten, daß man auch die Warzen 
für die Stacheln nicht bemerkt und nur die Fühlergänge ausgeprägt 
findet. Die kleine Wurmröhre (F. 1) Serpula gordialis, — s. 
plexus. Sowerby — erlangt beſondere Wichtigkeit durch ihre große 
Verbreitung; denn ſie kommt ſchon in bedeutenden Anhäufungen im 
untern Pläner des Tunnels — ſ. weiter unten — vor, ſodann ſetzt 
ſie, mit Sand, wenigen Korallentrümmern und Muſchelſchaalen ver⸗ 
miſcht, in Millionen von Exemplaren, eine Schicht über dem untern 
Quaderſandſtein des Horkenberges “) allein zuſammen. Endlich ſieht 
man an den Hohldrücken vieler Muſcheln im obern Quaderſand⸗ 
ſtein der ſächſiſchen Schweiz, wie die Serpeln jenen Körpern aufgeheftet 
waren. — Von Thurmſchnecken (F. 4) ſieht man faſt nur bei Tyſſa 
gut erhaltene Exemplare. — Die Steinkerne der Kammmuſcheln (F. 2) 
ſind bei Königſtein nicht häufig. Deſto häufiger ſieht man die einer 
andern Species im Quaderſandſtein der Dippoldiswalder Haide. 
Protocardia Hillana (F. 6) findet ſich im untern Quaderſandſtein 
bei Tyſſa, im obern Quaderſandſtein bei Königſtein, zugleich im 
verſteinerungsreichen Kalkſchiefer des Libanon, in 6000“ Höhe über 
dem Mittelmeer. Der eigenthümliche Bau mit Querſtreifen und zu⸗ 
gleich mit radialen Rippen an der Seite zeichnet ſie vor andern 
Herzmuſcheln (Cardium) aus. — Die Steckmuſchel iſt ſehr gemein 
in der ſächſiſchen Schweiz und wird von den Steinbrechern gewöhn— 
lich für den Abdruck eines Fiſches gehalten. Die Außenſeite von 
P. diluviana (F. 8) iſt nie ſo regelmäßig gefunden worden, als ſolche 
der Künſtler dargeſtellt hat. Die Längsrippen der Steinkerne ſind 
nur vielfach durch unregelmäßige Querfalten unterbrochen — Pinna 
Cottai iſt glatt mit leichten Querfalten. — Die Terebratel (F. 7) 
mit durchbohrter Rückenſchaale kommt oft vor, z. B. zuſammengehäuft 
im Innern der Steckmuſcheln und Nautiliten. Sie mögen in den 
leeren Schaalen gelebt haben. 


) Bei Bannewitz ſüdlich Dresden. 


Erſter Abſchnitt. 609 


Fig. 5. Spatangus cor anguı- 
num. Lamark. Seeigel.) 


. 


; = : Fig. 7. Terebra- 
Fig. 6. Protocardia Hillana. tula plicatilis. So— . Sa 8 
Sowerby. Tyſſa. Königſtein. werby. Königſtein. Fig.8.Pinna diluviana. v. Schlotheim. Königſtein. 


Sodann finden ſich zwiſchen ſchwachen Lagen von Letten oder 
Thon mannigfache gewundene, verzweigte und verſchlungene, walzige 
oder plattgedrückte Körper, zum Theil von Seegewächſen, ſogenannten 
Algen (F. 12), zum Theil von Seeſchwämmen herrührend; biswei— 
len auch die Spuren von Würmern, welche auf dem einſt weichen 
Meeresſchlamme einherkrochen. 

Sehr häufig kommen Höhlungen vor, mit bröcklicher Steinkohle 
erfüllt. Ihre Wände zeigen Abdrücke von Holzſtruktur zugleich mit 
meiſt linſenförmigen Körpern von feinem Sandſtein: Ausfüllungen 
von Bohrlöchern einſtiger Thiere (F. 9 — 11). Es wurden auch, 
durch umſchließenden Thon vor der Zerdrückung geſchützt, feſte Kohlen— 
ſtücke mit Bohrlöchern in der normalen Birnenform gefunden, ſodaß 
man überall nur an Fragmente von Treibholz denken kann, welche 
von Bohrwürmern bearbeitet wurden, im Meere zu Boden ſanken, 
in den Sandſtein oder Thon eingeſchloſſen wurden und zuletzt der 
Verkohlung unterlagen *). 


) Oft liegt eine mit dieſer bröcklichen Kohle erfüllte Höhlung in der Länge 
eines Fußes ſchräg in feſtem Sandſtein und verdirbt vielleicht den Boden eines 


10 Erſter Abfchnitt. 


Fig: 10. Sandſteinfragment, worin eine 
Höhlung mit Kohlenpulver. Bohrlochaus— 
füllungen zuſammengedrückt. 


Fig. 9. Sandſtein mit Abdruck 


von Treibholz, worauf zuſam⸗ Fig. 11. Treibholzfragment, verkohlt, 
mengedrückte Bohrlochausfüllun— mit Bohrlöchern von Pholas Scle— 
gen. Königſtein. rodites. Geinitz. Naundorf. 


Fig. 12. Alge von einer Schichtungsfläche des Sandſteins. Königſtein. 


Dieſe Vorbetrachtungen waren nothwendig, um beim Leſer die 
Ueberzeugung zu begründen, daß das Sandſteingebirge einſt als 


ſteinernen Troges, der 30 Kubikfuß halten ſollte, man entdeckt den Schaden aber 
nicht eher, als bis die Arbeit faſt vollendet iſt. — Die in den thonigen Lagen 
bei Naundorf, Pirna u. ſ. w. vorkommenden Kohlenſtückchen haben wiederholt 
Veranlaſſung zu koſtſpieligen und nutzloſen Verſuchsbauen auf Steinkohle gegeben. 


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Erſter Abſchnitt. 


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12 Erſter Aſchnitt. 


Meeresſand ſich abſetzte und ſodann erhärtete. Es iſt dies aber auf 
höchſt regelmäßige Weiſe geſchehen, denn wir treffen gleich beim Ein— 
tritte zwiſchen die anfangs niedrigen Wände des Elbthales bei Pirna 
nur wagrechte Schichtungsklüfte, welche die Geſteinbänke trennen. 
Ebenſo ſind die vorſtehenden Nähte, welche den Wechſel feſterer und 
weicherer Schichten bezeichnen, horizontal. 

So hoch auch die Felſen übereinander gebaut ſein mögen, die, 
verwittert und mit Flechten überzogen, noch ihr altergraues Anſehen 
bewahren, oder die in Steinbrüchen entblößt mit gelblich weißem 
Schimmer faſt das Auge blenden: immer erkennt man deutlich die 


Fig. 14. Die kleine Ochel im Sebnitzthale. (Wagrechte Bänke.) 


ſich wiederholenden wagerechten Linien. Von Pirna bis zu den Baſtei— 
felſen und dem gegenüberliegenden Rauenſteine (F. 13) bei Schan⸗ 
dau, bei Obergrund unfern Tetſchen gewahren wir an den tieferen 
Terraſſen und höheren Wänden dasſelbe Prinzip. Mögen wir in die 
Thäler der Polenz bis gegen Hohnſtein oder der Sebnitz zwiſchen die 
Ochelwände (F. 14) vordringen, mögen wir die Umgebungen des 
großen Winterberges (F. 15) unterſuchen, von den Schrammſteinen 
bis zu den Thorwalder Wänden oder von da bis zum Prebiſchthore: 
wir werden kaum Sandſteinbänke in anderer Lagerung erblicken. 


Erſter Abſchnitt. i 13 


Fig. 15. Aus Weber's Schlüchten, zwiſchen dem großen Zſchand und dem großen 
Winterberg. (Wagrechte Bänke.) 


* 


Bisweilen trifft man in einer Bank zwiſchen zwei wagrechten 
Schichtungsklüften an der Außenſeite ſchräge Stellung der härteren, 
weniger abgewitterten Sandlamellen, den Neigungswinkel derſelben 
ſchwankend zwiſchen 20 und 30°. Wenn, während der Bildung, 
Stürme die Meereswellen aufregten und dieſe den abgelagerten Sand 
von Neuem fortſchoben, legte er ſich ſchräg an die feſt gebliebenen 
Partien. Nach eingetretener Ruhe bildete aber die regelmäßige Be— 
wegung des Meeres wieder wagerechte Abſätze. 

Die Felſen bei Herniskretſchen, zu beiden Seiten des Haupt— 
gebäudes (Zollamt und Gaſthaus), beſonders am Eingange in den 
Kamnitzgrund ), laſſen dieſe ſchräge Schichtung im Kleinen ſehr 
ſchön erkennen, wie ſolche mit wagerechten Lagen abwechſelt. Am 
Kuhſtall zunächſt der auf die Felſen führenden Kluft geht dieſe ſchräge 
Schichtung in wellenförmige über. 

Es iſt jetzt die Mächtigkeit — Geſammtſtärke — der Sandſtein— 
bildung in Betracht zu ziehen. Schreiten wir dabei von Nordweſt 
gegen Südoſt vor. 


) Das an den Felſen eingehauene Kreuz bedeutet eine Grenzmarke. 


14 Erſter Abſchnitt. 


Fig. 16 Bei Herniskretſchen (Schräge Schichten in den wagrechten Bänken.) 


Das Weſtende des Tunnels bei Oberau (F. 17) können wir füg⸗ 
lich als einſtigen Uferrand der Meeresbildung anſehen. Dort lagert 
zum Quaderſandſtein gehöriger Grünſandſtein als unterſte Schicht über 
den das Grundgebirge bildenden Gneisklippen; darauf liegt unterer 
Pläner. In Dresden, 2½ geogr. Meilen vom Tunnel, ergeben die 
arteſiſchen Brunnen für die Mächtigkeit des untern Pläners und 
mit ihm verbundenen Quaderſandſteins 800 Fuß. (Das Grund⸗ 
gebirge iſt Rothliegendes.) Die ganze Stärke des Pläners war aber 
hier noch nicht gemeſſen, da der höher im Niveau beim Dorfe Streh— 
len lagernde Plänerkalk noch in Anfchlag zu bringen iſt. Schon hier 
mögen wir daher 900 Fuß als Stärke der von den Gewäſſern des 
Meerbuſens abgeſetzten Schichten annehmen. 


Erſter Abſchnitt. 15 


An den Uferrändern und auf dem Grunde lebten zahlreiche Ko— 
rallen und Mollusken. Von letzteren führe ich aus dem Tunnel eine 
kleine Muſchel (F. 18); von dem untern Pläner auf Syenit bei 
Plauen die prachtvolle Auſterſchaale (F. 19) und die ſie begleitende 
Hornſchnecke (F. 20) an. 


gr. Grünſand mit einer 


Gn. Gneis. 


p. Unterer Pläner — frei nach Geinitz. 


Einſtiger Meeresgrund am Weſtende des Tunnels bei Oberau. 
Geröllſchicht aus Gneis und Granit, 


Fig. 17. 


Die Stachelmuſchel (F. 23) findet ſich in Strehlen und Wein— 
böhla; an erſterem Orte unter den Reſten von mindeſtens 200 ver— 
ſchiedenen Meeresgeſchöpfen. 

In den Fluthen gaukelten damals rieſenhafte Ammoniten (F. 22) 


16 | Erſter Abſchnitt. 


und Nautiliten (F. 24) *), tummelten ſich zahlreiche Haifiſche, deren 
Zähne (F. 21) man vollkommen erhalten findet. 


Fig. 18. Terebratula nerviensis. Fig. 19. Ostrea diluviana. Linné. Untere Schaale. Un- 
d' Archigc. Grünſand. Tunnel. terer Pläner. Plauen. 


Fig. 20. Geritbium Bircki. Fig. 21. Oxyrhina mantellii. Fig. 22. Ammonites peramplus. 
(Fragment.) Geinitz. Un⸗ Aggaſſiz. (Haifiſchzahn.) Sowerby. Plänerkalk. Strehlen. 
terer Pläner. Plauen. Plänerkalk. Strehlen. 


Fig. 23. Spondylus spinosus. Fig. 24. Nautilus simplex. Sowerby. 


Sowerby. Plänerkalk. Strehlen. N Plänerkalk. Strehlen. 


) Denn beide wurden ſchon bis zu 3 Fuß Durchmeſſer gefunden. 


Erſter Abſchnitt. 17 


Nach weiteren I geogr. Meilen gelangen wir wieder inmitten 
der Sandſteinwände in die Gegend der Winterberge. 

Die Höhe des kleinen Winterbergs iſt zu 1533 Fuß gefunden 
worden. Die Höhe des großen Winterbergs, ohne den Baſaltkamm, 
wird zu 1550 Fuß anzunehmen fein. Da nun für das Niveau der 
Elbe am Fuße 350 Fuß gelten kann, ſo bleiben 1200 Fuß für die Stärke 
des Sandſteins, die man ſogar auf 1500 Fuß ſteigern kann, da man 
nicht weiß, wie tief derſelbe noch unter die Thalſohle niederſetzt ). 

Dieſe Mächtigkeit von 1500 Fuß hat mithin der Quaderſand— 
ſtein da erreicht, wo der einſtige Meerbuſen ſich zum freien Meere 
erweiterte **), und es iſt leicht möglich, daß die darin gebildeten Schich— 
ten ſich in derſelben Stärke auch nach dem innern Böhmen fortſetzen. 

Welch langer Zeitraum gehörte dazu, bis das Material unter 
der Waſſerbedeckung zu dieſer Höhe ſich anhäufte! — Wie viele 
Generationen von Exogyra *) columba (F. 25 — 28), Lima 9) 
multicostata (F. 29 u. 30), Inoceramus 49) striatus (F. 31 u. 32) 
u. ſ. w., deren Modelle wir in den unterſten wie in den oberſten 
Schichten unſeres Gebirges antreffen, mögen während dieſes Zeit— 
raumes gelebt haben! f 


Fig. 25. Exogyra columba. Sowerby. Steinkern im Fig. 26. Id. Steinkern mit der flachen 
Geſtein, mit der Höhlung für den Wirbel. Königſtein Klappe oben, und den Reliefs der Muskel⸗ 
und überall. eindrücke. Königſtein und überall. 


) Zunächſt des im Elbthale bei Mittelgrund vorſtoßenden Granits find die 
Sandſteinbänke überall wagerecht gefunden worden. 
*) Er war hier 4—5 geogr. Meilen breit. 
) Schnörkelauſter. 
7) Schiefmuſchel. 
+7) Faſermuſchel. 


v. Gutbier, geognoſt. Skizzen. 1 2 


Erſter Abſchnitt. 


Te 5 
mit der Schaale. Po— 


Id. Steinkern 
ſtelberg. Böhmen. 


Im 


N 


N 
N 


N 


Fig. 29. 30. Lima multicostata. Geinitz. Königſtein. 


8 


8 


Fig. 31. 32. Inoceramus striatus. Mantell. ed überall. 
Der bisher beſchriebene Sandſtein mit wagerechten Bänken 
liegt nordöſtlich einer Linie, die man ſich aus Nordweſt in Südoſt 


von Pirna über Schandau bis Schmilka am Fuße des Winterbergs 
Sie wird größtentheils durch den Elblauf bezeichnet. 


denken kann. 
Nur der Bogen, welchen der Fluß um den Lilienſtein herum beſchreibt, 
Die Stein⸗ 


ſchneidet über jene Linie in das ſüdweſtliche Terrain ein. 
brüche (F. 33), welche man an dieſem Bogen längs beider Elbufer 


Erſter Abſchnitt. 39 


in der Richtung von Südweſt nach Nordoſt antrifft, zeigen ein 
deutliches Fallen nach Nordoſt ). 

Wendet man ſich vom Städtchen Königſtein im Thale der Biela 
aufwärts, ſo gelangt man nach einer Meile zwiſchen die Wände des 
nach Süden aufſteigenden Bielagrundes. 

Ein Fallen der Schichten, theils mit der Thalrichtung in Nord, 
theils ſchräg über dieſelbe in Nordweſt findet hier ſtatt. Der Nei⸗ 
gungswinkel ſchwankt zwiſchen 1 und 2°. Die Felſengruppe des 
Kreuzbergs (F. 34) unfern der Schweizermühle (F. 35) und unterhalb 
derſelben zeigt dieſes Fallen am deutlichſten. Von denſelben Felſen 
beginnend und bis zu den ſogenannten Herkulesſäulen, mithin auf 
eine Entfernung von faſt 2000 Schritten, kann man an den tiefſten 


Fig. 33. Die Schulhahn-Steinbrüche von Südweſt. (Flachgeneigte Bänke.) 


Bänken der öſtlichen Thalwand die ſchräge Stellung der einzelnen 
Sandlagen beobachten, welche ſchon von Herniskretſchen beſchrieben 
wurde. Auch hier ſind die Sandlamellen in Weſt geneigt. 

Kehren wir zurück zur allgemeinen Neigung der Sandſteinbänke 


) An der obern Kirchleite beträgt das Fallen auf 2400 Fuß Länge der auf— 
geſchloſſenen Steinbrüche 48 Fuß oder ½0, mithin etwa 1° 11“. — Die Brüche 
liegen wie folgt: 


Linkes Ufer Rechtes Ufer. 
unter'm Mutzenhübel . .. obere Kirchleite: ſüdöſtlich |... Kiten; 
untere Kirch leite... Schulhahn: weſtlich ae en 
(oberhalb Strand). (unterhalb Halbeſtadt). 


2 * 


918 


8 0 


Yaunıg pic un Laogqenogg 400 


URLS) 


Erſter Abschnitt 


| 
3 


Erſter Abſchnitt. | 21 


in Nord und Nordweſt. Dieſer Neigung entſprechend fand Profeſſor 
Naumann die wichtige Plänerſchicht am Fuße des hohen Schneebergs, 
dann an den Berghängen zwiſchen Hermsdorf und Langhennersdorf, 
zwiſchen Kritzſchwitz und Nothwernsdorf und bis Pirna, wo ſie faſt 
in das Niveau des Fluſſes tritt *). 

Das Gebirgsäußere entſpricht nun der ne nach der im 
Innern gefundenen Schichtung, 
und wo wir dieſe nicht unter— 
ſuchen konnten, wird wieder die 
Außenfläche ergänzend eintreten. 

In den weſtlichſten Thei— 
len, zwiſchen Pirna, Gießhübel 
und den Anfängen des Bielger 
Grundes herrſcht nordöſtliche 
Neigung, welche von dort un— 
term nördlichen Fuße des Schnee— 
bergs vorbei bis an den Elb— 
grund bei Niedergrund in Nord 
und Nordweſt umſetzt. Dieſe 
Neigung der Außenfläche findet 
ſich ſogar noch in dem Dreieck 
des rechten Elbufers zwiſchen 
Herniskretſchen, Mittelgrund 
und dem Kamnitzthale, wie der 
Lauf der Nebenbäche ausweiſt. 3 
Die Platten zunächſt der Elben; 
von Schöna abwärts bis gegen? 
die Steinbrüche vom Mutzen— 
hübel bei Königſtein, und die 


Fig. 35. Der Bär zunächſt der Schweizermühle im 


Pirnaiſche Ebenheit fallen wie- Bilger Grunde. (Schräge Schichten zwiſchen flach— 


geneigten Bänken.) 


der rechtwinklig gegen den 
Stromlauf, mithin in Nordoſt. 

Wenn man als Kontrole für die beſchriebene Abdachung die 
geneigten Gipfelflächen der Berge auf der linken Elbſeite betrachtet, 


) Dieſe Plaͤnerſchicht erſcheint, wie ähnliche Thonlagen bei Naundorf und 
Struppen, undurchläſſig für das Waſſer, daher treten auf ihnen die wichtigſten 
Quellen der Gegend zu Tage aus. 


22 Erſter Abſchnitt. 


ſo entſprechen ſie zum Theil vollkommen der allgemeinen Abdachung. 
So wurde der Goriſchſtein ſpeziell, — auch ſeiner innern Struktur 
nach — unterſucht und die Neigung von deſſen Felsplatten in Nord— 
weſt gefunden. Am wichtigſten für uns iſt die gewaltige Maſſe des 
hohen Schneebergs, welche ſich von Südweſt in Nordoſt über Y, 
geogr. Meile oder ½ Wegſtunde ausdehnt. Dieſe hohe Fläche iſt 
ebenfalls gegen Nordweſt geneigt, die auf dieſer Seite begrenzenden 
Klippen find etwa 100 Fuß hoch, dann geht der kurze Steilabfall 
in die allgemeine Abdachung der Gegend über. 


Fig. 36. Abfall von den Tyſſaer Wänden nach Süden. 


Auf der Südoſtſeite dagegen beträgt der Abſturz der ſenkrechten 
Wände und der nachfolgenden Trümmerhalden mehre 100 Fuß, 
und ſo wiederholen ſich in Abſätzen ſteil abſtürzende Felswände, an 
denen man ſchon eine Neigung der Schichten um 5° gegen Südoſt 
wahrnimmt. Schon auf dem tiefer, weiter nach Weſten gelegenen 
Schneeberger Plateau“) und an den Tyſſaer Wänden (F. 36) findet 
ein ähnlicher Abbruch der Schichten nach der Südſeite ſtatt. Beim ſüd— 


) Das Dorf Schneeberg, deſſen Hochfläche hier gemeint iſt, liegt 1817 Fuß 
über dem Meere, mithin 400 Fuß unter dem Gipfelpunkte des Berges. 


Erſter Abſchnitt. 23 


1 


öftlichen Herabſteigen vom Schneeberge treffen wir in einer Buchen— 
region flachern Abhang; aber ſchon oberhalb Neudorf beginnen Sand⸗ 
ſteinfelſen mit von 10 bis 20° in Südoſt geneigten Bänken. Von 
Bünauburg bis Tetſchen längs der letzten Abfälle des Schneebergs 


Fig. 37. Steinerne Scheune bei Pfaffendorf, 50 Fuß hoch. GGeſtürzte Felsmaſſe.) 


treffen wir überall Felswände, deren Schichten unter 25 bis 30° 
nach derſelben Gegend fallen. Sie erhalten dadurch ein ganz ver— 
ändertes Anſehen, im Vergleich mit den Formen, welche man in 
Sachſen am Quaderſandſtein wahrnimmt. Am deutlichſten ſieht man 


4 


Eriter Abſchnitt. 


Fig. 38. Schäferwand, Tetſchen gegenüber. 


(Starkgeneigte Bänke.) 


Erſter Abſchnitt. 25 


dies an der prachtvollen Schäferwand (F. 38) *) bei Bodenbach, 
dem Schloſſe von Tetſchen gegenüber, dann an dem Felſen ſelbſt, 
worauf das Schloß ſteht. 

Die Schäferwand wird durch eine tief eingeriſſene Schlucht vom 
nördlich liegenden Sandſteingebirge getrennt. Der Schloßfelſen liegt 
nach allen Richtungen frei. Auf 1000 Schritte nordöſtlich von ihm 
liegt der Quaderberg **). 

Die Bänke des Sandſteins in den Brüchen dieſes Bergs, zu— 
nächſt über dem Schießhauſe, ſowie die weiter öſtlich bei Loosdorf, 
ſind überall mindeſtens mit 20° in Südoſt geneigt. 

Mit dieſem Einfallen nach Süden tritt der Sandſtein an den 
Fuß der Baſalte des Pfaffenberges auf dem linken, des Poppen— 
berges auf dem rechten Elbufer. Das zwifchenliegende Terrain 
bei Tetſchen wird durch ältere Alluvionen verdeckt. Dem Quader— 
ſandſtein verwandte Schichten tauchen erſt in der Umgebung von 
Leitmeritz wieder auf. 

Wir lernten den Quaderſandſtein in wagerechten Bänken auf 
dem rechten Elbufer kennen, ferner mit flachem Anſteigen in Süd 
auf dem linken Elbufer zwiſchen Königſtein und dem Schneeberge. 
Dort waren die Schichten abgebrochen, ſpäter ſteil nach Südoſten 
geſenkt von Bünauburg über Tetſchen bis Loosdorf. Wollte man 
auch die flache Schichtenſtellung am ſächſiſchen Hange von der Ab— 
lagerung auf ähnlich geneigtes Grundgebirge herleiten, ſo würde dies 
doch für die Verhältniſſe auf der böhmiſchen Seite nicht anwendbar 
ſein. Denn ſo wenig man die rieſenhafte, ſchräg liegende Felsmaſſe 
am nördlichen Fuße des Pfaffenſteins, „ſteinerne Scheune“ genannt 
(F. 37), als in dieſer Lage entſtanden annehmen kann, ebenſowenig 
wird man das ſteile Einfallen der Sandſteinbänke auf der Südſeite 
als urſprünglich gelten laſſen. 

Da man nun das ganze Erzgebirge und in deſſen Verlängerung 
das Quaderſandſteingebirge bis auf das rechte Elbufer in derſelben 
Anordnung findet, ſo iſt ſchon längſt eine einſeitige Hebung oder 
Aufklappung dieſer 18 bis 20 geogr. Meilen langen, aus Weſtſüd— 
weſt nach Oſtnordoſt ſich erſtreckenden Erdſcholle angenommen, wo— 


) 276 Fuß über der Elbe — 676 Fuß über dem Meere. Der obere Tunnel 
der Eiſenbahn iſt durch dieſe Wand getrieben. 
**) 928 Fuß über dem Meere. 


26 Erſter Abſchnitt. 


durch die ſüdlich der Hebungsachſe liegenden Theile des Quader— 
ſandſteins aus dem Zuſammenhange geriſſen und ſteil geſtürzt worden 
ſind. Wir ſahen, daß die Elblinie von Pirna bis Schmilka dieſe 
Hebung ſchräg ſeitlich begrenzte und zum Theil modelte, müſſen aber 
mindeſtens noch das Terrain vom Elbeinſchnitte bei Mittelgrund bis 
zur Umgebung des Roſenbergs “) als von der erzgebirgiſchen He— 
bungsrichtung ergriffen in Anſpruch nehmen. 

Für jetzt wäre nachgewieſen: 1) der Quaderſandſtein und die 
mit ihm verwandten Geſteine ſind eine unter Meeresbedeckung wag— 
recht abgeſetzte Bildung. 2) Am Schluſſe der Kreideperiode trat eine 
andere Vertheilung von Land und Meer ein. Dadurch gelangte der 
Quaderſandſtein nicht allein theilweiſe auf's Trockene, ſondern deſſen 
in die erzgebirgiſche Richtung fallenden Theile wurden auch von der 
Hebung mit ergriffen und hierdurch das jetzige Relief dieſes Land— 
ſtriches vorläufig beftimmt. 3) Dieſe Hebung veranlaßte zugleich die 
erſten großartigen Unterbrechungen im Zuſammenhange der Sand— 
ſteinbildung. 

In welcher Art die letztere für künftige Zerſtörungen ſchon vor— 
bereitet war, kann erſt im nächſten Abſchnitte gezeigt werden, wo von 
der Zerklüftung gehandelt werden ſoll. 


*) Vielleicht ſogar bis zum Rudolphſtein, zwiſchen Böhmiſch-Dittersbach und 
der Kirnitzſchſchenke. 


bſchnitt. 


Zerklüftung. Bafalt und deſſen Einwirkung. Granit- 
überſchiebung. 


Die Zerklüftung iſt für den Bau des Quaderſandſteingebirges 
von ebenſo großer Wichtigkeit als die im erſten Abſchnitte behan— 
delte Schichtung: die eigenthümliche Trennung der Felsmaſſen in 
quaderförmige Bruchſtücke verlieh dem Geſtein ſeinen Namen. Die 
wichtigſten Klüfte müſſen daher die nahezu ſenkrecht auf die Schich— 
tung niederſetzenden ſein, deren Syſteme ſich wieder rechtwinkelig, 
oder in nicht zu ſehr vom rechten Winkel abweichender Richtung 


kreuzen. Dieſe Abſonderungen ſollen hauptſächlich betrachtet werden. 


Die Grundurſache zu denſelben müſſen wir in der Zuſammenziehung 
der als Meeresſand abgelagerten Maſſe während des Feſtwerdens 
derſelben ſuchen. Wir werden in dieſer Vermuthung beſtätigt durch 
gewiſſe Kern- und Schaalenformen, welche man bisweilen inmitten 
großer aufgeſpaltener Sandſteinfelſen gewahrt. 

Der dieſen ſphäroidiſchen Formen verwandte muſchelige Bruch, 
das Streben der Materie zur Kugelform, findet ſich gewöhnlich nur 
an homogenen oder feinerdigen Körpern — Pech, Glas, Feuerſtein, 
Thon, Pläner. Im vorliegenden Falle iſt durch Verkitten der fein— 
ſten Sandkörner, mittelſt kaum bemerkbaren Thones, eine ähnliche 
Beſchaffenheit der Sandſteinmaſſen, als jene Körper bieten, hervor— 
gebracht, und wo die Zuſammenziehung am kräftigſten wirkt, war 
dann die Möglichkeit zur Bildung der Kerne — der ſogenannten 
ſekundären Kugeln — gegeben. 

Ausgezeichnete Beiſpiele hierzu liefern die beigegebenen Skizzen. 


Zweiter Abſchnitt. 


IND 
mn 


An der hohen Wand in Richter's Schlüchten ) (F. 39) ſehen 
wir nach oben eine gewaltige ſphäroidiſche Maſſe entblößt. 


Fig. 39. In Richter's Schlüchten, ſphäroidiſche Abſonderung. 


N 


= 40. Unterm Königſtein, konkave Wand, 20-25 Ellen hoch, 
Von der mit der Inſchrift Friedrich's-Halle bezeichneten konkaven 
Wand am Abhange ſüdöſtlich vom Königſtein (F. 40) hat ſich die kon— 


) Zwiſchen dem großen Winterberge und Zeughauſe, dem Hinabſteigenden 
zur Rechten. N 


Zweiter Abſchnitt. 29 


vere Seite vielleicht ſchon vor Jahrtauſenden abgetrennt. Endlich bietet 
die geſpaltene Wand am ſüdlichen Aufwege zum Pfaffenſtein (F. 41) 
eine intereſſante Kombination. Die Spaltung wurde einſt durch 
Weichen der Unterlage für den öſtlichen Theil hervorgerufen, denn 
dieſer erſcheint geneigt. Von oben herein iſt die Trennung in einer 
ſenkrechten Ebene erfolgt, im untern Theile tritt die ſphäroidiſche 
Abſonderung an deren Stelle und bildet im Zuſammenſtoßen mit 
derſelben einen Winkel. 


Fig. 41. Geſpaltene Wand am Pfaffenſtein. 


Wurde die kugelige Zuſammenziehung der Maſſe durch das An— 
hängen an die Schichtungsebenen geſtört, ſo entſtanden die ſenkrecht 
auf letztere niederſetzenden und ſich kreuzenden Spalten. Deren Re— 
ſultat, der Quader — geognoſtiſche Würfel — muß als das reinſte 
Produkt der nur durch Adhäſion beſchränkten Attraktion betrachtet 
werden ). 

Wenn wir nun ſchon an dem größten Theile der dem erſten 


) Ueber das bisher Geſagte iſt zu vergleichen: die Kugelformen im Mineral— 
reiche ꝛc. von Dr. J. Roth 1841. 


30 Zweiter Abſchnitt. 


Abſchnitte beigegebenen Zeichnungen, in der Natur vorzugsweiſe an 
den zerſchnittenen Felspartien nördlich hinter der Baſtei, — z. B. am 
Ferdinandsſtein (F. 42) — jene Abſonderungen erkennen, fo lag doch 
daran, auf hinreichend großem Raum das gegenſeitige Verhalten der— 


ſelben zu beobachten, und hierzu war der Goriſchſtein ), welcher gegen 
1000 ORuthen Felsoberfläche bietet und nur mit niedrigem Strauch- 
werk, Heidelbeergeſtrüpp und Haidekraut bewachſen iſt, am beſten 
geeignet. 


) Der Goriſchſtein liegt ſüdweſtlich von Krippen (Schandau gegenüber) 
und iſt vom Bahnhofe in einer Stunde zu erreichen. — Dieſer Felſen wird, weil 
er beſchwerlich zu erſteigen iſt, ſehr wenig beſucht und verdient doch beſondere 
Beachtung wegen der Wildheit, welche ihm die größte Unebenheit ſeiner Platte 
und die zahlreichen weiten und tiefen Klüfte verleihen, zugleich wegen der Regel— 
mäßigkeit, welche dennoch in deſſen Abſonderungen herrſcht. Der ſüdliche höchſte 
Theil bietet eine ebenſo umfaſſende Ausſicht als der öſtlich neben ihm liegende 
Papſtſtein, mit welchem er von gleicher Meereshöhe — circa 1400 Fuß — 
(vergl. Schiffner S. Schweiz S. 6) anzunehmen iſt. Die durch oben angeführte 
Beſchaffenheit weſentlich erſchwerte Aufnahme dieſes Felſens wurde mit Meßtiſch und 
Kette in großem Maßſtabe ausgeführt und dann reduzirt. 


Zweiter Abſchnitt. 31 


Die eine Abſonderung ſtreicht aus NW in SO, die andere aus 
NO in SW. Die größten Abweichungen von einer mittlern Haupt— 
richtung betragen circa 15°, und der Uebergang ſcheint allmälig 
ſtattzufinden ). 

Hier auf dem Goriſch (F. 43) erſcheinen die Klüfte aus NO in SW 
als die häufigſten, und doch find die von SO nach NW wichtiger, 


400 geosm. — 


Fig. 43. Grundriß der Felsplatte des Goriſchſteins: 2 Zugang. G6 Gipfel. 
B vorſtehende Blöcke. L. Längenabſonderung, auf den Königſtein treffend. 
Q Qüuerabſonderung. F Fallrichtung der Schichten. ½odo d. nat. Größe. 


denn in dieſer Richtung iſt der Felſen in zwei Theile getrennt, 
und hat in eben derſelben ſeine längſte Erſtreckung. 

Bevor wir jedoch den Einfluß der Abſonderungsrichtungen auf 
das Ganze verfolgen, iſt deren Auftreten im Einzelnen an einigen 
Felswänden zu ſtudiren. Die Nordoſtſeite des Goriſch (F. 44) ent— 


) In entfernter von einander gelegenen Gegenden dürfte ebenfalls die größte 
Differenz 30° nicht überſteigen. 

) Es bewährt ſich hierbei wieder die alte Regel der das Gebirge am beſten 
kennenden Forſtmänner: Die Klüfte, welche an einer Seite der Felſen den Auf— 
weg möglich machen, geſtatten gewöhnlich auf der andern Seite das Herabſteigen. 


32 Zweiter Abſchnitt. 3 


fpricht genau der auf deſſen Plateau wahrgenommenen Theilung. 
Die Nordweſtſeite des Pfaffenſteins (F. 45) zeigt mehre rechtwinkelig 
durch dieſelbe ausmündende Schluchten, deren innere Wände wieder 
durch die Nordoſtabſonderung vielfach zerſchnitten ſind. Die Nordoſt— 
ſeite des Quirl (F. 46) gleicht der Mauerbefeſtigung einer alten Stadt 


———— 


Fig. 45. Der Pfaffenſtein von der Nordweſtſeite. 


mit viereckigen Vorſprüngen, deren Linien ſich nach beiden Abſon— 
derungen modeln. 

Die Richtung Weſtſüdweſt-Oſtnordoſt (parallel der erzgebir— 
giſchen Hebung) ſchneidet ſchräg die der Abſonderungen. Wir be— 


Zweiter Abſchnitt. 33 


merken daher an den Wänden des Teufelsloches ), des Spank⸗ 
horns bei Nickelsdorf, beſonders aber an der, gegen den Bielagrund 


tung einhalten, die Felſen im Zickzack vertreten (F. 48), dadurch aber 
beiden Kluftrichtungen entſprechen, während die Nordoſtſeite des 
Königſteins wieder mit dem in Südoſt liegenden Goriſchſtein allignirt 
iſt, von deſſen Betrachtung wir ausgingen. 


*) Einer 1000 Schritte langen Schlucht mit niedrigen Felſen in geringer Ent— 
fernung weſtlich der Feſtung Königſtein. 
v. Gutbier, geognoft. Skizzen. 3 


34 Zweiter Abſchnitt. 


Die letztgenannte Richtung iſt gleichlaufend mit der „des Lilien— 
ſteins, der Bärenſteine, der Felſenwände bei Rathen, der Gründchen 
bei Hohenſtein, der felſigen Ufer bei Schandau, der langen Wände 
der Schrammſteine“ und wurde ſchon längſt von Oberſt von Ode— 
leben ) als „Richtungsprinzip dieſes Flötzgebirges“ aufgeſtellt. Wir 
werden dafür den Namen Längenabſonderung anwenden. Die Linie 
von Pirna über den Bärenſtein, am Lilienſtein vorbei, und von da 
im Elbthale, Schandau berührend, bei Schmilka, am Fuße des 
großen Winterberges, welche im erſten Abſchnitte für die Trennung 
des wagrecht gelagerten Sandſteins von dem gehobenen der Süd— 
weſtſeite angenommen wurde, fällt hiermit faſt zuſammen und ver— 
leiht dieſer Richtung doppelte Wichtigkeit. 


W. S. W 


Fig. 48. 


Die Abſonderung aus Südweſt nach Nordoſt wird durch manche 
nicht minder wichtige Linien bezeichnet, von denen nur die Elbrich— 
tung aufwärts am Herniskretſchen bis Niedergrund, das Thal von 
Schmilka, die Schlucht der dürren Biela bei Herniskretſchen in Böh— 
men und die Klüfte am Prebiſchthore hervorgehoben werden ſollen. 

Zwiſchen dem Thale von Schmilka und dem der dürren Biela 
iſt aber auch der Baſaltkamm des großen Winterberges in der 
Südweſt-Nordoſt-Richtung geſtreckt, worauf ebenfalls ſchon Ode— 
leben aufmerkſam macht und dabei aufſtellt, daß die Lage der Baſalt— 
kuppen durchaus der des großen Winterberges folge. Nach dieſen 
Wahrnehmungen auf dem rechten Elbufer iſt es gewiß recht auffällig, 
daß auch auf dem linken die weit ſichtbaren Baſaltberge, der im 
Quaderſandſteingebiet lagernde Cottaer Spitzberg und der hoch am 
Erzgebirge aus einer iſolirten Sandſteinſcholle aufſtrebende ſchönwal— 
der Spitzberg oder Sattelberg ebenfalls genau jene Richtung ihrer 
langgezogenen Kämme einhalten. 

Bei Tetſchen, wo die Geſteinbänke ſüdlich fallen, ſtehen die 
Abſonderungen rechtwinkelig auf der Schichtungsebene; ſie waren 
mithin ſchon vorhanden, als die Hebung erfolgte. 


*) Odeleben, Kommentar zur Karte der ſächſiſchen Schweiz. — Die Be— 
trachtung dieſer Karte oder des top. Atlas v. Sachſen v. Oberreit, Sekt. Stol— 
pen wird dringend empfohlen. 


Zweiter Abſchnitt. 35 


= 


Eine eigenthümliche ſchräge Zerklüftung findet am beften ihre 
Stellung nach Darlegung der Abſonderungen, in welche ſie auf 
merkwürdige Art eingreift. Sie iſt vorzüglich ausgebildet an den 
beiden gegenüberliegenden Wänden der Bärenſteine und man kann 
ſolche daher von dem ſüdlichen — kleinen oder thürmsdorfer — 
Bärenſteine, auf dem die Wirthſchaft ſich befindet“), ſowie von der 
zwiſchen beiden Felſen liegenden Thalebene am beſten beobachten (F. 49). 

Die Längen- und Querabſonderungen durchziehen hier die Fel— 
ſen in der normalen Richtung. Die ſchrägen Klüfte ſtreichen durch 


en 0 


die Mitte beider Felsmaſſen mit 30 bis 50° in Oſten geneigt. Da, 
wo ſie vorhanden, treten ftatt der ſenkrechten Wände ſteil und un— 
regelmäßig abfallende Felsflächen hervor, und man kann aus der 
Ferne die Schichtung gar nicht, die Abſonderungen nur theilweiſe 
wahrnehmen; man geräth um ſo mehr in Zweifel über die Bedeu— 
tung der Linien, als die Schrägen durch Querklüfte ebenfalls wieder 
quaderförmig getheilt ſind. Bei genauerer Unterſuchung zeigt ſich, 
daß die wagrechte Schichtung des Sandſteins in keiner Art, auch 


) Schon wegen der hier geſchilderten Zerklüftung iſt es der Mühe werth, 
den thürmsdorfer Bärenſtein zu beſteigen. Außerdem genießt man hier bei 1011 
Fuß Höhe über dem Meere eine ſehr vollſtändige panoramatiſche Ueberſicht unſers 
Berglandes, und befindet ſich in der wichtigen Linie zwiſchen Pirna, Schandau 
und dem Winterberghauſe, denn man ſieht in dieſer Richtung den Thurm und 
mehre Häuſer von Schandau ſeitwärts des, uns die ſchmale Nordweſtſpitze bie— 
tenden Lilienſteins. 

3* 


36 Zweiter Abſchnitt. 


nicht durch Verſchiebung oder Verwerfung der Maſſen, geſtört iſt, 
daß die ſchrägen Klüfte nach oben mit ſenkrechten Abſonderungen ſich 
verbinden, daß ſie an einer andern Stelle die ſenkrechten durchſchnei— 
den, daß fie endlich unter einer Hauptſchichtungskluft nahe dem Thal- 
boden nicht mehr bemerkt werden ), vielmehr oberhalb derſelben ſich 
theilweiſe vereinigen und der Schichtung anſchmiegen. Wir können 
daher die Entſtehung des ſchrägen Kluftſyſtems kaum etwas ſpäter 
als die der ſenkrechten Abſonderungen datiren. Aehnliche ſchräge Klüfte, 
flach gegen Süden einfallend, aber ſehr vereinzelt, gewahrt man an 
den Felſen im Bielaer Grunde unfern der Einmündung der von 
Roſenthal herabkommenden Nebenſchlucht, und ſo mögen ſie auch 
noch an anderen Orten auftreten. 

Das Gitterwerk der Abſonderungen im Quaderſandſtein war 
verbreitet, als gewaltige plutoniſche Regungen in feinem Gebiete 
und an deſſen Grenzen begannen: einerſeits die langandauernde He— 
bung des Erzgebirges von Weſtſüdweſt nach Oſtnordoſt, andererſeits 
die Erhebung und zum Theil Ueberſchiebung des lauſitzer und Elb— 
granites von Nord und Nordoſt her gegen die Elblinie, gegen Pläner 
und Quaderſandſtein, wodurch die hercyniſch-ſudetiſche Richtung der 
Längenabſonderung gleichlaufend zur Geltung kam). 

Beide Richtungen kreuzen ſich in unſerm Gebiete unter einem 
ſpitzen Winkel. Da nun die neuere Geognoſie mit Beſtimmt— 
heit annimmt, daß die aus dem Erdinnern vordringenden Baſalt— 
maſſen ***), deren Kegel zum größten Theile das Mittelgebirge zu— 


) Der unterſte Theil des gegen Süden gewendeten Abhanges iſt aus weißen 
Sandmaſſen gebildet, welche durch Regengüſſe und Schneewaſſer aus den Klüften 
herabgeführt werden und bei der faſt ganz fehlenden Vegetation einen eigenthüm— 
lichen Anblick gewähren. 

**) Die letztgenannte Richtung war derſelben Gegend in früherer geologiſcher 
Zeit ſchon mehrmals eingeprägt worden, anfänglich bei der Aufrichtung der Schich— 
ten des Schiefergebirges von Maren, welche nun in NO. fallen, dann bei der 
Entſtehung der jetzt mit Steinkohlen und Rothliegenden erfüllten Wanne deſſelben 
Schiefergebirges zwiſchen Maren und Wilsdruff, und wol wäre es möglich, daß 
auch in der Kreideperiode Vibrationen in dieſem Sinne ſtattfanden, welche die 
Richtung der Längenabſonderungen im Quaderſandſtein beſtimmten. 

) Das Baſaltgeſtein iſt meiſt graulichſchwarz, dicht und ſcheinbar gleichartig, 
im Bruche matt, muſchelig oder eben, — ſchwer zerſprengbar — gewöhnlich mit 
Körnern von Olivin, Augit, Magneteiſenerz. Die häufig vorkommende Abſon— 
derung in Säulen von wechſelnder Seitenzahl und wiederum die Trennung der 
Säulen in konzentriſchſchalige Kugeln ſind allgemein bekannt. 


— 


Zweiter Abfchnitt. 37 


ſammenſetzen, auch die Erhebung und einfeitige Aufklappung des 
Erzgebirges verurſacht haben, ſo wird unſere Aufgabe ſein, nachzu— 
weiſen, wie der Baſalt im Quaderſandſtein auftritt und wie er auf 
denſelben einſt einwirkte, theils in unmittelbarer Nähe, theils durch 
Vermittelung der auch ſchon zu Ende des erſten Abſchnittes an— 
gedeuteten gewaltigen Hebungserſcheinungen ). 

Auf dem Rücken des Erzgebirges treffen wir mehre, weit im Lande 


erkennbare Baſaltberge und heben für unſere Zwecke hervor: 
Höhe über dem Meere — des Baſaltgipfels: — der Baſis: 


Erbner Höhe bei Seiffen unfern Platten 3172“ circa 3000) 

Bärenſtein . e 00. 

Pöhlberg bei Annaberg 49140 0 

Scheibenberg (d. Städtchen 20235) .. 2443“ „ 21500 
welche ſämmtlich nicht unmittelbar dem Grundgebirge, Granit, Gneis, 
Glimmerſchiefer aufliegen, ſondern auf den von Werner mehrfach an— 
geführten, von Naumann ſpeziell beſchriebenen Schichten von Geröll 
und plaſtiſchem Thon baſirt ſind. Hierdurch wird der Beginn der 
Hebung des Erzgebirges nach dem Vordringen der Baſalte und der 
Ueberdeckung jener Maſſen, welche einſt in der Ebene abgelagert 
waren, in der Tertiärzeit verwieſen, und wir müſſen dieſe Zeitannahme 
auch für die in unſerm Bereich liegenden Bafaltberge anwenden. Der 
Baſaltgipfel des Geiſingberges bei Altenberg, 2535“ über dem Meere 
und faſt überall in der ſächſiſchen Schweiz ſichtbar, verknüpft auf 
paſſende Weiſe die erzgebirgiſchen Kuppen mit denen im Quaderſand— 
ſteingebiet. 

Von ihnen ſind zu erwähnen: 

1) Drei Baſaltpartien weſtlich des hohen Schneeberges, eine auf 
dem Plateau des gleichnamigen Dorfes (1817), zwei auf den Ge— 
hängen zu beiden Seiten. 

2) Der Baſaltkamm des Schönwalder Spitz- oder Sattelberges 
(23350 (F. 50). Schon früher genannt, weil er eine Scholle des 
Quaderfandſteins in der Richtung der Querabſonderung durchſetzt. 

Das rings um dieſe Scholle anſtehende Geſtein iſt Gneis. Die 


*) Im Verein mit dem Baſalt und denſelben im Mittelgebirge oft durch— 
dringend, bildet Phonolith, ein jenem verwandtes grünlichgraues Geſtein, die 
höchſten glockenförmigen Berge, z. B. der Milleſchauer oder Donnersberg 2575“ 
und die Lauſche bei Zittau 2469“ hoch; der Phonolith tritt aber nirgends in der 
ſächſiſchen Schweiz auf. 


38 Zweiter Abſchnitt. g 


nicht ſehr ſtarken Baſaltſäulen fallen in der Umgebung des ſüdlichen 
Hauptgipfels ſteil in Oſten, auf dem nördlichern Vorſprung dagegen 
eben ſo ſteil in Weſt. Das Fußgeſtell von Quaderſandſtein bietet 
gegen Oſten niedrige ſenkrechte Wände, in jeder Hinſicht vom ge 


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Fig. 50. Der Schönwalder Spitzberg von Norden geſehen. 


wöhnlichen Charakter. Auf den übrigen Seiten dacht ſich der zum 
Theil ſehr zerſetzte Sandſtein ziemlich ſteil nach dem Grundgebirge ab. 

3) Der von Cotta wiederholt beſchriebene Aſcherhübel bei Spechts⸗ 
hauſen im Tharander Walde. Der Baſalt hat hier Porphyrſtücke 
des Grundgebirges umhüllt, zum Theil verändert und durch den 
Quaderſandſtein hindurchgeführt. 


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Sig. 51. Der Cottaer Spigberg von Oſten geſehen. 


4) Die ſehr ausgedehnte Baſaltplatte des Landberges, ebenfalls 
im Tharander Walde. Nordöſtlich von derſelben iſt der Quaderſand— 
ſtein, welcher außerdem horizontal liegt, 20» in Nordoſt geneigt, 
mithin vom Baſalte auf die Seite gedrängt. Der Steinbruch un- 


Zweiter Abſchnitt. f 39 


* 


fern Porsdorf, welcher dieſes Verhältniß bietet, iſt jetzt verlaſſen, da— 
her die Kontaktfläche ohne bedeutende Schurfarbeiten nicht unterſucht 
werden kann. 

5) Der Cottaer Spitzberg (F. 51), 1195“ hoch, ebenfalls in der Rich— 
tung der Querabſonderung liegend; ſein Kamm, von der Seite geſehen, 
hat die größte Aehnlichkeit mit demjenigen des Schönwalder Spitz— 
berges. Ein ſchwacher Reſt von Pläner umgibt ſeinen ſüdlichen Fuß; 
die Sandſteinplatte, durch welche er vordrang, iſt flach in Nordoſt 
geneigt. I 

6) Der Bafaltbruch*) (F. 52) am öftlichen Fuße des Goriſchſteins, 
1150 Fuß Höhe. Er erſcheint als der wichtigſte der ganzen Gegend. Im 
Jahre 1856 wurde von Oſten her ein Einſchnitt in den umgebenden 
Sandſtein gemacht. In demſelben wird das Geſtein, je näher dem 


Fig. 52. Durchſchnitt des Baſaltausbruchs am Goriſchſtein: S. S. Sandſtein, zum Theil ſäulen— 
förmig. Th. Thoneiſenſtein. St. Steinmark. a. a. a. Aufgelöſter Baſalt. B. Feſter Baſalt. 
R. K. Reibungskonglomerat von Steinmark mit Ballen von Sandſtein. w. Weg. u. Unge— 
ſtörte Felsmaſſe. 

Baſalt, immer zerreiblicher gefunden. Statt der wagrechten Schichten 
treten wellenförmige Schweife mit prismatiſcher Abſonderung auf. 
Die kleinen Säulen find von ½ bis 2 Zoll ſtark, von ungleicher 
Länge, bisweilen gebogen und in den verſchiedenſten Richtungen und 
Neigungswinkeln anzutreffen, meiſt etwas härter als der umgebende 
Sandſtein, gleichſam gefrittet. 

Weſtlich wird der letztere durch eine, 45° im Weſten einfallende, 
4 bis 5 Zoll ſtarke, doch etwas unregelmäßige Platte — Kontakt— 
gang — von fchaligem Thoneiſenſtein mit vielen Rutſchflächen abge— 
ſchnitten. Sodann tritt röthlich-graues Steinmark, oft ſehr unrein 


) Das Geſtein wird ſeit mehren Jahren als Material zum Straßenbau benutzt. 


40 Zweiter Abſchnitt. 


durch gröbere Theile, in einer ſtockförmigen Maſſe auf, welches nach 
der Oberfläche mehre Fuß ſtark iſt. Der Keſſel des Steinbruchs hat 
einen Durchmeſſer von 60 bis 80 Fuß. Baſalt in den verſchiedenſten 
Verwitterungsgraden umgibt die in der Mitte anſtehenden, unregel— 
mäßigen, ſehr ſchwer zerfprengbaren Säulen. Auf der Nordweſtſeite 
findet man wieder eine Steinmarkmaſſe mit kleineren Brocken und 
größeren Ballen von Sandſtein, welche in unregelmäßigen Prismen 
zerklüftet und mit einer Schale von knolligem Thoneiſenſtein über- 
zogen ſind. Iſt auch der Durchſchnitt nur bis hierher entblößt, ſo 
bietet er doch deutlich einen Ausbruchspunkt des Baſaltes, wobei das 
Steinmarf und der Thoneiſenſtein als Kontaktprodukte, die Ballen 
des Sandſteins als zu einem Reibungskonglomerat gehörig erſcheinen. 
In einem unfern nördlich getriebenen Stolln ſieht man mit Stein⸗ 
mark ausgefüllte Spalten des auch hier in zierlichen Säulen abge— 
ſonderten, mithin jedenfalls durch Hitze gefritteten Sandſteins. 

Die früher beſchriebene Schichtung des Goriſchſteins und die der 
ſüdweſtlich gelegenen kleinern Felsmaſſe, Bremmerſtall genannt, ſind 
durch die Eruption, deren Symptome wir hier deutlich erkennen, nicht 
im Geringſten geſtört. 

7) Auf der Mitte der großen Zſchirnſteinsk) Haufwerke von 
Blöcken, keine eigentliche Kuppe bildend. Das Geſtein iſt durch kör— 
niges Vortreten der Beſtandtheile doleritiſch. Hierzu am nordöſtlichen 
Fuße deſſelben Berges ein ähnliches Haufwerk. 

8) Der große Winterberg, ein 1000 Schritt langer, kuppiger 
Baſaltrücken, in der Querabſonderung geſtreckt, auf einem 1550“ hohen 
Sandſteinplateau die Gegend beherrſchend. 

Die mit dem Kamme eine Höhe von 1710“ erreichende Säulen- 
gruppe nördlich des Hauſes iſt bekannt. Von derſelben führt v. 
Odeleben die bedeutende Ablenkung der Magnetnadel — um 37° an. 
Granitbruchſtücke von aufwärts gedrungenem Baſalt, einſt dem Grund— 
gebirge entführt, wurden vor einigen Jahren beim Grundgraben für 
das ſüdliche Haus im Geſtein eingehüllt angetroffen. 

Ebenfalls v. Odeleben bemerkt ſehr richtig, daß dieſer Berg als 
eine Stütze für ſeine ganze Umgebung erſcheine. Man gewahrt keine 
Schlucht, die bis an den Baſalt eingeſchnitten wäre; an den nächſten 
Sandſteinwänden findet man im Allgemeinen wagerechte Schichtung. 


) Der ſübliche Vorſprung von Sandſtein, das Rabenbad genannt, iſt 1734“ hoch. 


N Zweiter Abſchnitt. 41 


9) Der kleine Winterberg, eine unbedeutende Baſaltkuppe, 1520“ 
hoch, aus der Mitte des nördlichen Sandſteinvorſprungs hervortre— 
tend. Das Geſtein iſt zum Theil porös, führt Zeolith- und Kalk— 
ſpathmandeln, auch Baſaltkonglomerat. | 

In der nordöſtlich und öſtlich vom Winterberge gelegenen, in 
jedem Sinne zerriſſenen Gegend, treten außer einigen kleinen Kup— 
pen auf: 

10) Der Heilenberg, 1187“ hoch, kegelförmig, Geſtein ſchön 
ſäulenförmig, die Säulen ſtark klingend. Er enthält u. a. Magnet- 
eiſen, ſodaß man in einem, am Fuß der Kuppe liegenden Stolln 
wahrſcheinlich auf dieſes Erz gebaut hat“). 

11) Der Raumberg zwiſchen der Kirnitzſch und dem großen Zſchand, 
ebenfalls ein prachtvoll aufſtrebender Baſaltkegel, der ſich gleich dem 
Winterberge durch den herrlichſten Buchenwald auszeichnet“ ). 

12) Der Rauſchenberg bei Rainwieſe auf böhmiſchem Gebiet. 
Der Baſalt tritt hier hoch auf der Südſeite eines bedeutenden Sand— 
ſteinrückens hervor und wird von einem höhern Sandſteinrücken nörd— 
lich umlagert. 

13) Der Roſenberg, ein großer regelmäßiger Kegel, gegen 10007 
über ſeine Umgebungen, 1900“ über die Meeresfläche aufragend. 
Weſtlich von ihm liegen auf der wellenförmigen Platte, die vom Elb— 
grunde abgeſchnitten wird, mehre kleine Baſaltkuppen. Gegen Oſten 
werden dieſelben im Sandſtein immer häufiger. 

Von den Baſalten im Gebiete des Lauſitzgranites iſt nur die 
Gruppe nördlich von Schandau anzuführen. 

Zuerſt der Schloßberg von Stolpen, 1070“ über dem Meere, durch 
hochaufragende Thürme gekrönt. — Deſſen prachtvolle Säulengruppen 
an der Weſtſeite lieferten ſeit Jahrhunderten vielfaches Material zu 
Eckpfeilern in den benachbarten Städten, zu Monumenten u. ſ. w. In 


) Das Vorkommen des magnetiſchen Eiſenſandes im Seufzergründel bei dem 
unfern liegenden Hinterhermsdorf erwähnt ſchon Götzinger. 

) Vielfältige, in den meiſten Baſaltgegenden gemachte Erfahrungen ſtimmen 
darin überein, daß dieſes Geſtein die Vegetation ſeltener Pflanzen, beſonders aber der 
Laubhölzer und namentlich der Buchen weſentlich begünſtigt. — Durch die letzteren 
gekrönte Bergkuppen wird man meiſt als Baſalttiſche ſchon aus der Ferne an— 
ſprechen können. — Dagegen ſind die Platten und Sommerſeiten der Sandſtein— 
berge meiſt mit Kiefern, die tieferen ſchattigen Schluchten mit Fichten und Tannen 
bewaldet. 


42 Zweiter Abſchnitt. 


dem 287 Fuß tief in das Innere des Berges abgeteuften Brunnen hat 
man die Säulen ohne Unterbrechung verfolgen können), während an 
der Oberfläche der Baſaltberg nur unbedeutend über die Granithöhe 
hervorſteht. — Sodann zeichnet ſich der Kegel des Gickelberges, 1341“ 
hoch, aus. Niedriger iſt der Hankenhübel bei Goßdorf. 

Endlich iſt der Pinzenberg (F. 53) durch den vollſtändigen Aufſchluß, 
welchen er bietet, von hoher Wichtigkeit. Er liegt 1000 Schritte nördlich 
von Altendorf am ſteilen Gehänge des Sebnitzbaches, jedoch mit ſeiner 


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Fig. 53. Baſaltbruch am Pinzenberge. B. Säulen am Gipfel. S. Säulenbaſalt. b. Plattenbaſalt. 
i K. Baſaltkonglomerat. SS. Losgebrochene Säulen. G. Granit. 
etwa 830“ hohen Kuppe die ſtark wellenförmig ausgeprägten Hügelfor— 
men des Granitterrains nicht überragend. Auf der Weſtſeite dieſer Kuppe 
finden ſich mehre Varietäten des Lauſitzgranites, auf dem höchſten 
Punkte eine feinkörnige und vielfach, faſt prismatiſch zerklüftete. Oeſtlich 
daneben ſteht der Baſalt in kleinen, anfangs ſenkrechten, dann fächer— 
förmig nach Süden geneigten Säulen an. Steigt man von da in 
Oſt herab, fo gelangt man in den Hauptbruch. Die hier aufge— 


) Charpentier, min. Geogr. S. 36 u. 37. 


Zweiter Abſchnitt. 43 


ſchloſſene Baſaltmaſſe zeigt in ihrer Mitte eine ähnliche fächerförmige 
Dispoſition der Säulen, wie oben auf dem Berge. Die Säulen 
ſind aber ſo eng mit einander verbunden, daß man in einiger Ent— 
fernung nur geradflächige Abſonderung erkennt, und erſt durch die 
Steinbruchsarbeit wird die zierliche Anordnung dieſer mehrſeitigen, 
oft ſehr dünnen, oft gebogenen Säulen erſichtlich. Die geradflächige 
Abſonderung der Hauptmaſſe, zwiſchen welcher die Säulenbildung 
wie eingezwängt erſcheint, iſt der Vorläufer der ſüdöſtlich davon ſich 
entwickelnden, dünn plattenförmigen Abſonderung, welche unter einer 
am Eingange des Bruches noch anftehenden Granitzunge hinwegſetzt, 
ſodaß man am Wege von Süden herein die ſteil in Süd geneigten 
Platten wahrnimmt. Deren Kontakt gegen den Granit findet in 
zwei ſich begegnenden Bögen ſtatt, und iſt durch gebogene dünne 
Platten, welche eine Geſammtſtärke von 2 bis 3 Zoll bieten, be— 
zeichnet“). An derſelben Granitwand erkennt man ſodann noch einen 
gangartigen Ausläufer des Baſaltes, rechtwinkelig umgebrochen, zu— 
letzt Baſaltkonglomerat, deſſen Grundmaſſe wackenartig und halb auf— 
gelöſt iſt; ſowie ein ähnliches mit Granitfragmenten reichlich gemengtes 
Geſtein auch nördlich im Bruche gegen den Granit anſteht und dort 
die verſchiedenſten Biegungen ſeiner Platten bietet. 

Wir mögen uns ſo das Geſammtvorkommen des Baſalts als ſtock— 
förmig inmitten des Pinzenbergs aufſteigend, mit von der Achſe un— 
regelmäßig ausſtrahlenden Säulen denken, ſodaß der jüngere eruptive 
Kern noch meiſt von einer Granitſchaale umgeben iſt, durch welche 
wieder baſaltiſche Ausläufer in den verſchiedenſten Formen ſich Bahn 
gebrochen haben. Die Bruchſtücke des Granits ſind mehr oder we— 
niger verändert, beſonders wenn ſie in der auffallend ſchweren und 
dichten graulich ſchwarzen Hauptmaſſe der Baſaltſäulen angetroffen 
werden. Eine Einwirkung auf den zunächſt anſtehenden Gebirgs— 
granit hat nicht bemerkt werden können). | 


*) Diefe Anordnung erinnert an ein ähnliches Vorkommen, welches Cotta aus 
dem Sandſteingebiet zwiſchen Schemel und Dittersbach in Böhmen anführt und 
abbildet. 

**) Bei Weißig, an der Straße von Dresden nach Bautzen, finden ſich mehre 
Kuppen von Amygdalophyr, einem dem Baſalt und Phonolith verwandten Ge: 
ſtein; in deren Nähe iſt der Quaderſandſtein gefrittet und eiſenreich. Am Buſch— 
berge wurden Sandſteinbruchſtücke im Amygdalophyr eingewachſen gefunden. — 
Dr. Jenzſch. 


44 Zweiter Abſchnitt. 


* 


Hieraus ergeben ſich die nachſtehenden zum Theil längſt aner- 
kannten Sätze: 

Der Baſalt drang durch den Granit, aus dem Erdinnern hervor, 
und ſcheint im Sandftein vorzugsweiſe auf Klüften der Duerabfon- 
derung aufgeſtiegen zu ſein. Die Baſaltausbrüche haben nur auf die 
nächſte Umgebung wirklich umbildend eingewirkt; es entſtanden Rei— 
bungskonglomerate und Kontaktprodukte, wohin auch die Säulen— 
bildung im Sandſtein — die Frittung deſſelben — zu rechnen iſt. Das 
plutoniſche Geſtein hat in mehren Fällen feine Umgebung befeſtigt; hier— 
zu geben der Schönwalder Spitzberg und der große Winterberg die auf— 
fallendſten Belege. Dadurch wird die Vermuthung ſehr nahe gelegt, 
daß in der Tiefe zurückgebliebene heiße Baſaltmaſſen durch Härtung des 
ſcheitelrecht über ihnen liegenden Sandſteins zum Theil die Konſer— 
vation der einzelnen Felſen der obern Etage vom Hohen Schneeberge 
an bis hinab zu den Bärenſteinen verurfacht haben, während das 
dazwiſchen aufgeſchichtete Material von geringerem Zuſammenhalt 
durch Fluthen und Auswitterung weggeführt wurde. 

Nur in einem Falle, am Landberge, fanden wir den Quaderſand— 
ſtein durch die bedeutende Maſſe des benachbarten Baſalts ſeitlich in 
ſchräge Stellung gedrängt, und dies möge den Uebergang bilden zu 
nochmaliger Erörterung der großen Hebungsphänomene, welche 
ſchon am Schluſſe des erſten Abſchnittes angeführt werden mußten. 

Vom Tyſſa beginnend, am Schneeberger Plateau und am Hohen 
Schneeberge hatten wir einen obern Bruchrand mit ſenkrechten Wän— 
den beobachtet. Von hier bis jenſeit des Roſenberges trug der Baſalt 
den Sandſtein ſammt dem unterliegenden Grundgebirge in einem eine 
Meile breiten Buckel empor, und dieſer wird zu beiden Seiten deut— 
lich begrenzt“); ſüdlich durch die früher beſchriebenen, mehr oder min- 
der ſteil geſtürzten Schichten, die man von Bünauburg über Tetſchen 
mindeſtens bis Loosdorf verfolgen kann, während die Fortſetzung 
dieſer Linie noch im Thaleinſchnitte von Ner-Oliſch kenntlich iſt. Dieſe 
geſtürzten Schichten ſind von Bodenbach an durch tief und ſteil ein— 
geſchnittene Schluchten von der Hauptmaſſe des Sandſteingebirges 
nördlich Joſephsbad (Spitzhütchen) und nördlich Laube (Roſenwände) 
getrennt, und das Elbthal zwiſchen beiden Orten verfolgt genau die— 
ſelbe Richtung von Weſtſüdweſt nach Oſtnordoſt. Die in dieſer 


) Die nördliche Begrenzung wird ſpäter geſchildert. 


Zweiter Abſchnitt. 45 


Bruchrichtung liegenden Felspartien ſind von großem Intereſſe. Durch 
eine derſelben führt zwiſchen Bodenbach und Joſephsbad der nörd— 
liche Tunnel der Eiſenbahn. An deſſen Südeingange erkennt man 
deutlich die wagrechte Schichtung des Sandſteins, was um ſo weniger 
zu vermuthen war, als Cotta mit Recht hier „eine auffallende Zer— 
trümmerung der urſprünglichen Strukturverhältniſſe“ andeutet. Um 
den Weg unfern der Kettenbrücke zu verbreitern, iſt die Wand theil— 
weiſe abgeſprengt; ſie hat aber durchaus nicht das glatte Anſehen 
anderer Sandſteinwände, ſondern erinnert vielmehr an eine vielfach 
zerklüftete Granitpartie. Dieſe 
Zerklüftung iſt von ganz an— 
derer Natur als die bisher ge— 
ſchilderte. Die unregelmäßigſten 
Riſſe, meiſt ſchräg aufſteigend, 
bisweilen auf kurze Strecken 
parallel, oft unter ſpitzen Win- 
keln ſich kreuzend, durchziehen 
das Geſtein, im Ganzen wieder 
die vorhin bezeichnete Richtung | Dr - 
einhaltend, ſodaß zwiſchen den Sia, 5. feen enge be ebend. am nö 
Riſſen vielfache Felskanten vor⸗ | | 

ftehen. Der ganze Berg bis an die Schlucht bei Joſephsbad er— 
ſcheint nach den aus dem Gebüſch vorſtehenden Steinzacken von 
ähnlicher Beſchaffenheit. 

Zur Steigerung des Intereſſes trifft man an den Wänden von 
mehren dieſer Riſſe Kriſtalle von tafelförmigem Schwerſpath ohne 
Beſteg unmittelbar aufgewachſen (Breith. Hdb. d. Min. Fig. 197), 
welche in der Morgenbeleuchtung durch prachtvollen Glasglanz von 
Weitem zu erkennen jind*). Ein fo ſeltenes Vorkommen im jüngern 
Flötzgebirge, wie das des Schwerſpathes in den unregelmäßigen Klüften 
des Sandſteins, läßt die Frage aufwerfen, ob ſchon bald nach der 
Aufreißung jener Klüfte oder ob in viel ſpäterer Zeit der Baryt aus 
dem Erdinnern herbeigeführt worden ſei. 

Zur Verfolgung der großartigen Aufſpaltung fahren wir über die 


) Schwerſpath ſoll auch noch öfter unter ähnlichen Verhältniſſen bei Joſephs— 
bad vorkommen. — Eine genaue Analyſe dieſer Eiſenquelle habe ich nicht erlan— 
gen können. 


46 Zweiter Abſchnitt. 8 


Elbe nach Laube am rechten Ufer, und klettern von dort in der Schlucht 
längs des Loosdorfer Baches hinauf. Es iſt dies jedenfalls eine der 
wildeſten Partien des ganzen Berglandes, indem auch noch an der 
Nordſeite zerriſſene Felsmaſſen mit ftarfem Fallen in Südoſt ſtehen 
geblieben find*). Der Quaderberg iſt durch dieſe Schlucht faſt ganz 
iſolirt, denn er hängt nur noch durch einen ſchmalen Rücken bei den 
Loosdorfer Steinbrüchen mit dem höher anſteigenden Lande zuſammen. 

In dieſen Brüchen nun und in denen des Quaderberges über dem 
Schießhauſe von Tetſchen ſieht man neben der geneigten Schichtung 
vielfache Zerrüttungen: Rutſchklüfte, an welchen ein Theil der Fels— 
maſſe ſich im Herabſinken gerieben hat; andere Klüfte, über einen 
Fuß mächtig, mit fcharffantigen Bruchſtücken des Sandſteins, mit 
Grus und Sand erfüllt, kommen häufig vor. Das Geſtein iſt oft 
dunkelgelb und braun durch Eiſenocker. In Loosdorf ſelbſt endlich 
tritt zwiſchen dem Gaſthofe und dem Dorfbache als Fortſetzung des 
Quaderberges ein Felſenriff auf, deſſen Durchar⸗ 
beitung für die Straße nach Biensdorf und für 
den Anbau eines Schuppens wieder ähnliche Ver— 
hältniſſe wie am nördlichen Tunnel bloßgelegt 
hat (F. 55). Die daſelbſt zahlreich vorkommen— 
den Riſſe durchziehen die Felswand wieder ſchräg 
im verſchiedenſten Sinne. Nur an der ebenfalls 
bearbeiteten Nordweſtſeite kann man die wellen— 

förmigen Schichten dadurch erkennen, daß überall 
Sandſeins un Lonsdork. in denſelben ein zarter Streifen von Moos ſich 
angeſiedelt hat. 

Ueberſchreitet man von Loosdorf gen Nord die wellenförmige Hoch- 
fläche“), fo gelangt man ſchon beim Schloſſe von Biensdorf (1150 
Fuß über dem Meere) auf die partielle Scheide — R! der Karte —, 
von welcher die Bäche in nordweſtlicher Richtung der Elbe zufließen. 
Man ſieht von da weit in die Gegend hinein, wo die flach geneigten 
Platten des Quaderſandſteins an die Elblinie grenzen. Iſt auch die 
Spalte des Kamnitzgrundes hier dem Blicke verdeckt, ſo zeigt doch ein 
Blick auf die Karte, daß derſelbe von Herniskretſchen an die etwas 
unregelmäßige — den Fuß des Großen Winterberges umgehende — 


) Eine Skizze aus dieſer Gegend folgt im IV. Abſchnitte. 
) Deren Baſaltkuppen find ſchon früher angedeutet. 


Zweiter Abſchnitt. 47 


Fortſetzung der Elblinie bildet, bis er öſtlich des Roſenberges, bei 
Windiſch-Kamnitz, in eine nordſüdliche Bruchlinie übergeht. Jenſeit 
des Grundes bei Stimmersdorf ſetzt die nordweſtliche Abdachung fort 
bis Rainwieſe und bis an die von dort nach Herniskretſchen füh— 
rende Straße. 

Auf der Fläche von Biensdorf nach Roſendorf tritt uns deſto 
impoſanter eine Felſenmauer vor die Augen, welche, nördlich an das 
Fußgeſtell des Großen Winterberges gelehnt, und faſt eben ſo hoch 
als dieſes, — 1300 bis 1400 Fuß — die ſüdliche Gegend weit 
überragt. 

Eine Linie von Herniskretſchen nach Oſtnordoſt gezogen, berührt 
die prachtvollen Gruppen des Pröbiſchthors, Pröbiſchhorns, Ziegen— 
rückens, keuligten Horns, Kirnitzſch-Horns, welche jene weit ſichtbare 
Felſenmauer zuſammenſetzen“), und ſpricht ſich noch jenſeit der Kir— 
nitzſchſchenke in der Richtung des Kirnitzſchgrundes und des dahin 
einmündenden rothen Floſſes aus. — R III der Karte. — 

Hierher, in dieſe deutlich ausgeprägte, und von mehren parallelen 
Einſchnitten begleitete Fortſetzung der erzgebirgiſchen Richtung haben 
wir die nördliche Begrenzung des eben überſchrittenen Bergbuckels zu 
verlegen). Immer mehr wird uns nun der Große Winterberg als 
ein Knotenpunkt erſcheinen, der ſeine Integrität bewahrt, trotzdem in 
deſſen Nähe die verſchiedenſten Linien und Gebirgsrichtungen ſich 
begegnen. 

Wenden wir uns jetzt zu der bisher nur angedeuteten Ueberſchie— 
bung des Lauſitz-Granites über den Pläner und Quaderſandſtein. 

Seit dem Jahre 1826, wo die Aufmerkſamkeit der Geognoſten 
auf dieſe merkwürdige Erſcheinung gelenkt wurde, haben zahlreiche 
Schriften dieſelbe behandelt und außer allen Zweifel geſtellt. 

Beginnen wir bei Meißen. . 

Bei Oberau, unfern des Tunnels, liegt Granit, bei Weinböhla 
Syenit auf dem dort nach Nordoſt geneigten Pläner und Pläner— 
kalkſtein (F. 56). 

Am Fuße der Syenitberge beim Letzten Heller ſind die Schichten 
des untern Pläners unter ſteilem Winkel aufgerichtet und ſtark zerklüftet. 


) Und die in ſich wieder durch die normalen Abſonderungen gegliedert ſind. 
) Die mehr durchſchnittenen Partien dieſes Buckels liegen öſtlich der Kam— 
nitzbach, in der Umgebung des mindeſtens 4506 Fuß hohen Rudolphſteins. 


48 Zweiter Abſchnitt. : 


Während die vereinzelte Sandſteinſcholle bei Weißig eine Meile 
nördlich von Pillnitz, 900 Fuß über dem Meere ſich befindet, iſt ſüd— 
öſtlich davon der nächſte Quaderſandſtein bei Dittersbach nur etwa 
bis 700 Fuß hoch anzutreffen, ſeine Berge bilden aber zu beiden 
Seiten der Weſenitz mehre ſteile Rücken und im engen Thale gegen 
Eſchdorf find die Schichten über 30» aufgerichtet und vom Granit 
abwärts fallend. 

Am wichtigſten iſt die Umgebung von Hohnſtein. Auf beiden 


Fig. 56. Steinbruch bei Weinböhla, frei nach Caru: Sy. Syenit. T. Thon⸗ und Mergelſchicht. 
P. Plänerkalkſtein. Sch. Schutt. 


Gehängen des Polenzthales, in der Stadt Hohnſtein und von da öſt— 
lich bis jenſeit der Kalkſteingrube, ferner an dem Abhange zum Tiefen 
Grunde liegt der Granit, wie viele bergmänniſche Arbeiten beſtätigen, 
deutlich, jedoch nicht unmittelbar über dem Quaderſandſtein, denn es 
findet ſich noch ein Zwiſchenglied, dichter, grauer Kalkſtein der Jura— 
formation, wie 30 bis 40 Arten früher hier vorkommender Ver⸗ 
ſteinerungen beweiſen n). Zwei charakteriſtiſche Spezien, eine Tere— 


) Ende Juni 1826, wo der Verfaſſer dieſen Punkt zuerſt ſah, lagen Ammo— 
niten von 1 Fuß Durchmeſſer auf den Klaftern des Stockholzes, damit der Wind 
die einzelnen ſchwächeren Stücke nicht entführe, und in den nächſtfolgenden Jahren 


Zweiter Abſchnitt. 49 


bratel (F. 57 a, b, o, d), ein Ammonit (F. 58) und eine erſt neuer⸗ 
lich beſtimmte Bohrmuſchel ſind abgebildet, letztere in drei verſchie— 
denen Exemplaren (F. 59, 60 u. 61). 


1 
. 


* V 6055 d 
ffir 


Fig. 57. Juraverſteinerungen von Hohnſtein und Zeſchnig. Terebratula lacunosa. Colonng. 


Fig. 58. Ammonites polyplocus. Reinecke. 


Wenn nun der Quaderſandſtein ein jüngeres Gebilde iſt, als die 
Glieder der Jura-Gruppe, wenn ferner im Bereich Sachſens und des 
benachbarten Böhmens Jurageſteine nirgends ſich vorfinden“), ſo 
wird hierdurch das abnorme Verhältniß noch verwickelter und erſcheint 
als eine vollkommene Umſtürzung der Reihenfolge der drei Geſteine. 
Da dies nun nicht wörtlich angenommen werden kann, ſo iſt nur 
an eine Ueberſchiebung des feſten Granites ſchräg aus der Tiefe zu 
denken, wobei der Kalkſtein ſelbſt mit hervorgetrieben wurde, und die 
Beſchaffenheit des letztern beſtätigt dies vollkommen. 


wurden die Sammlungen in Freiberg, Tharand und Baireuth (Gr. Münſter) durch 
jene Schätze bereichert. — Gegenwärtig kommen nur zwei Arten Terebrateln und 
die Pholade, letztere bei Zeſchnig, häufig vor. 

) Wol aber ſüdlich des Fichtelgebirges und von da durch die Rauhe Alp bis 
zum Juragebirge, nördlich und weſtlich des Harzes und öſtlich der Oder. 

v. Gutbier, geognoſt. Skizzen. 4 


50 Zweiter Abſchnitt. 5 


Wo er am vollſtändigſten vorhanden war, in der Hohnſteiner Kalk— 
grube ſüdöſtlich der Stadt (F. 62), ſtanden einſt Kalkſchichten zu Tage 
aus; es iſt aber zur Gewinnung des ſchräg im Mittel etwa mit 
40° nach Oſten unter den Granit einfallenden Kalkſteins ſchon längſt 
ein Schacht abgeteuft worden, welcher nach den vor 30 Jahren ge— 
machten Angaben des Steigers Starke?) damals folgendes Profil 


ergab: 


1) rothe Lage aus buntem, meiſt rothen Thon beſtehend, 40 bis 


60 Fuß; 


2) ſchwarze Lage, aus ſchwarzem, bituminöſen Thon beſtehend, oft 


mit Pechkohle und vielen Verſteinerungen 2 bis 24 Fuß; 
3) Mergel mit feſten Kalkſteinknollen 2 bis 28 Fuß; 


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— u 55 Kalkgrabe 


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Granit \ Z ; — . > 
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A — — — (uader 
7 7 N Sandstein. 
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Fig. 62. Ideales Profil der Grenzverhältniſſe bei Hohnſtein, nach Cotta. 


4) feſter, dunkelgrauer Kalkſtein, Talkerde enthaltend, aus lauter 
unzuſammenhängenden Maſſen beſtehend, mit vielen Verſtei— 


nerungen, 2 bis 32 Fuß; 


5) Sandſteinkonglomerat mit einzelnen Kalkknollen, den Schichten 


der ſogenannten Sandwand über Tage entſprechend. 


Weſtlich davon über den Abhängen gegen den Bärengarten 
und ſüdlich unfern des Weges nach dem Brand findet man ſehr bald 
wieder den nothwendig darunterliegenden Quaderſandſtein, der überall 
unverändert mit ſenkrechten Abſonderungen und wagrechten Klüften 


auftritt. 


Aehnliche Konglomerate, wie hier die Sandwand enthielt, wurden 


) Starke verſieht noch denſelben Poſten. 


Zweiter Abſchnitt. 51 


auch in mehren Schürfen am Wartenberge unter dem Granit ange 
troffen, und der ſeit einigen Jahren zu Gewinnung von Kalfftein 
unfern der Ziegelſcheune und des Gaſthofes von Zeſchnig niederge— 
brachte Schacht bietet ganz daſſelbe Geſtein, ein ſandiges Konglo— 
merat mit vielen Kalkknollen ). 

Da nun der unterliegende Sandſtein im Polenzthale am wei— 
teſten in Nordoſten bei der hohnſteiner Mühle angetroffen wird, 
während deſſen Begrenzung durch den Granit in einem Winkel ſtatt— 
findet, deſſen weſtlicher Schenkel in der Kohlige“ ) aufſteigt, ſich aber 
zuletzt in Nordweſten wendet, der ſüdliche Schenkel dagegen über die 
Kalkgrube ſtreift, ſo iſt berechnet worden, daß hier einſt vor der Thal— 
bildung eine Ueberſchiebung des Granits über den Sandſtein auf 
mehr als 900 Fuß ftattgefunden haben muß, und wir erlangen ſchon 
hierdurch einen Begriff von der Großartigkeit dieſer Dislokation, bei 
welcher der Jurakalk nur als verſchieden modifizirtes Reibungskon— 
glomerat mit hervorgeſchoben wurde und jetzt den einzigen Zeugen 
abgibt, daß zur Periode der Jurabildung auch in dieſen Gegenden 
ein Meer wogte, welches in ſeinen kalkigen Niederſchlägen die Reſte 
zahlreicher Geſchöpfe jener Periode begrub. 

Wenn nun auch in dem neueſten Schacht am oberſten Ende der 
Kohlige, nach Angabe des Arbeiters, die Schichten des Kalkkonglo— 
merats gegen den Granit anfteigen ſollen, fo ändert dies doch nichts 
an den früher gewonnenen Reſultaten, ſondern beweiſt nur, daß bei 
dem Heranſchieben der feſten Granitmaſſe gegen den ſtarren Sand— 
ſtein die Grenze beider den verſchiedenſten Verlauf nehmen konnte. 
Die einſtigen Schürfe am Gehänge gegen den tiefen Grund öſtlich 
von Hohnſtein zeigten den Granit wieder deutlich übergeſchoben über 
den Sandſtein mit mergeligen und thonigen Zwiſchengliedern und 
einer Neigung der Grenzfläche unter dem Granit von 20 bis 25 


) Die durch Profeſſor Stöckhardt veröffentlichte Analyſe gibt als Beſtand— 
heile des Kalkſteins: 


tohlenfanren Kalk 52.5 
4 D Kanal 
lösliches Eiſen und Thon 5,9 
unlöslichen Thon und Quarz. 10,5 
100,7 


*) Die Kohlige, eine Schlucht, die unterhalb der Straße von Zeſchnig nach 
Hohnſtein, zugleich unterhalb der Granitgrenze in das Polenzthal herabläuft. 
4 * 


52 Zweiter Abſchnitt. 


Grad. Weiterhin mag die Grenze beider Hauptgebirgsarten vertikal 
durch das Thal der Sebnitz bei Altendorf ſetzen n) und tritt auch, 
nach der Lage der Blöcke, ähnlich in's Thal der Kirnitzſch unterhalb 
der oſtrauer Mühle ein. An der mächtigen Bergmaſſe der hohen 
Liebe hoch am linken Gehänge liegt der Granit wieder unter ſteilem 
Winkel über dem Sandſtein der Grenzfläche, während doch die höch— 
ſten Felſen auf dem Gipfel aus Sandſtein beſtehen. Ebenſo heben 


Fig. 63. Felswand am . — Senkrecht abblätternder Sandſtein. 

ſich ſchon am Fuße des Gellchenſteins im Thale unfern Oſtrau und 
noch viel deutlicher am Kirnitzſchberge (F. 63) und den gegenüberliegen— 
den Felſen am Eingange des Naſſen Grundes die Bänke des Quader— 
ſandſteins gegen den Granit, ſodaß fie hier mit 15 Grad in Oſten 
einfallen, und es iſt ſehr leicht ein Verhältniß zu denken, unter wel— 
chem von Norden her die Maſſe des Granits über den Sandſtein 
wegſchiebt, während die zunächſt weſtlich und öſtlich anſtehenden 


) Ein Blick vom Pinzenberge gegen die Felswände in weſtlicher Richtung, 
welche auch Kohlige heißen, läßt die Bänke derſelben flach geneigt gegen den Gra— 
nit bei Goßdorf erſcheinen. 


Zweiter Abſchnitt. 53 


Sandſteinbänke zur Seite weichen mußten, daher in die Höhe gehoben 
wurden. 

Zahlreiche Klüfte, mit Eiſenocker erfüllt, welche fortwährend kleine 
hohle Räume (Geoden) bildet, durchziehen hier an mehren Stellen den 
Sandſtein und rührt die Eröffnung dieſer Spalten jedenfalls von den Er— 
ſchütterungen her, welche den Einbruch des Granits begleiteten (F. 64). 


Fig. 64. Felſen im Kirnitzſchthale rechts am Eingange in den Höllengrund mit 
Brauneiſenſteingängen. 

Ausgezeichnete Reibungsflächen, oft an einer Stelle glatt polirt, 
au der andern mit Friktionsſtreifen, kommen an einzelnen faſt glas— 
harten Sandſteinblöcken zwiſchen dem Vorſprunge des Kirnitzſchberges 
und dem in ſcharfkantigen Trümmern hier die Abhänge bedeckenden 
Granit vor. Profeſſor Cotta hat dieſen Sandſtein mit Reibungs— 
flächen ſehr oft und immer nur längs der Granitgrenze bemerkt. Sie 
beſtätigen auf andere Art die Kraft und den Druck, welchen die ſich 
reibenden Gebirgsklötze gegeneinander ausübten. 

Für unſere Zwecke iſt nur noch in gedrängter Kürze zu erwähnen, 
daß von hier öſtlich an mehren Punkten Granit über den Sandſtein 
ſchräg hinwegliegend angetroffen wurde; daß bei Saupsdorf ebenfalls 


54 Zweiter Abſchnitt. N 


ein Kalklager vorhanden iſt, welches in einem Schachte und dazu ge— 
hörigen Querſchlage regelmäßig mit 30 Grad unter dem Granit ein- 
fallend gefunden wurde; daß endlich bei Hinterhermsdorf noch ein Mal 
auf ſächſiſchem Boden Kalkſtein im Sandſteingebiete getroffen wird, 
deſſen Verhältniſſe hier nicht zu erörtern find. Endlich find die hori— 
zontal liegenden Sandſteinpartien auf dem Granit des Benediktſteins 
bei Hinterhermsdorf anzuführen. 

Die große, in die Höhe drängende und überſchiebende Bewegung 
des nördlichen Granits, welche von Oberau bei Meißen bis in die 
Gegend von Saupsdorf bei Sebnitz, mithin auf eine Erſtreckung von 
9 Meilen nachgewieſen wurde, welche man auf weitere 8 Meilen bis 
Liebenau in Böhmen, vielleicht ſogar auf 33 Meilen, bis zum Rothen 
Berge bei Glatz, verfolgen kann, und welche immer die Hauptrichtung 


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4 DER 100 Schritte. ww 1 


Fig. 65. Schichtung des Pläners bei Niederwartha, ideal nach Naumann. 


von Weſtnordweſt nach Oſtſüdoſt einhält“), traf mit der Hebung 
oder einſeitigen Aufklappung des Erzgebirges zuſammen, ſodaß letztere 
nicht weiter nördlich einwirken konnte. 

Daher rührt nun zuerſt die Spalte für ſpätere Ausbildung des 
Elbthals im Granit unterhalb Meißen, die Abtrennung des Spaar⸗ 
gebirges oberhalb Meißen von der jetzigen linken Elbſeite, die Steilauf— 
richtung und Faltung der Plänerſchichten bei Niederwartha (F. 65), 
welche Profeſſor Naumann nachgewieſen hat, endlich die Elblinie von 
Pirna über den Bärenſtein, den Lilienſtein, zum großen Winterberge 
und von da durch die Kamnitzbach bis in die Höhe des Roſenbergs 
verlängert. Nordweſtlich dieſer Linie hatten wir den Sandſtein 
größtentheils wagrecht gelagert, ſüdweſtlich mit flach in Nord geneigten 
Bänken angetroffen. 


) Im Einzelnen macht jedoch das Granitgebirge an der Grenze mehre ſonder— 
bare Haken und Ecken, wobei beſonders eine oſtweſtliche Richtung influirt, ſo von 
Sternberg in Böhmen (unfern Hinterhermsdorf) bis Altendorf, von Dittersbach 
bis Graupa bei Pillnitz, doch hier etwas gebogen, endlich von Klotzſcha bei Dres— 
den bis Wackerbarthsruhe im Weingebirge— 


Zweiter Abſchnitt. 


Nehmen wir nun die Höhe, in 
welcher der Quaderſandſtein unfern 
ſeines nördlichen Randes gefunden 
wird (z. B. der Brand bei Hohn— 
ſtein 970 Fuß, der Bärenſtein 
1011 Fuß), tragen dieſelbe in die 
Elblinie ſelbſt und legen von hier 
eine geneigte Ebene (F. 66) über 
die meiſten einzelnen Sandſtein— 
gipfel bis zum Hohen Schnee— 
berge, ſo werden ſie von dieſer 
Ebene ziemlich gleichmäßig berührt. 
— Nur der Lilienſtein mit 1257 
Fuß ſteht um 250 Fuß darüber 
hinaus und man wird die Ver— 
muthung geftatten, daß bei der 
Aufklappung des Erzgebirges und 
dem Widerſtande der nördlichen 
Steinmaſſen bis zur Bruchlinie, 
der Lilienſtein und deſſen einſtige 
Umgebung aus dem ihm zukom— 
menden Niveau höher emporge— 
drängt worden ſei, wie wir eine 
Faltung oder Runzelung der Plä— 
nerſchichten im Kleinen bei Nie— 
derwartha eben dargelegt haben. 

Durch ähnliche Bedrängniß, nur 
noch in weit größerm Maßfſtabe, 
müſſen wir den jetzigen Zuſtand 
des wildeſten Theils der Säch— 
ſiſchen Schweiz zwiſchen Schandau 
und der Kirnitzſchſchenke, zwiſchen 
Herniskretſchen und Ottendorf vor— 
bereitet denken (F. 67). 

Hier wirkten von Norden her 
der überſchiebende Granit, von 
Südoſten die auf dem jetzigen rech— 
ten Elbufer buckelförmig fortſetzende 


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56 Zweiter Abſchnitt. 4 
erzgebirgifche Hebung, deren untere 
Begrenzung wir an die Felſenmauer 


8 „ des Prebiſchthores verlegten, von 

| Zihtenkam. I Südweſten der Bruchrand der Elb⸗ 
i Br u linie, endlich direkt aus der Tiefe 

. der hebende und zugleich befeſtigende 
e Baſalt, welcher die Winterbergplatte 
! und deren Ausläufer emportrug, 


| 5 ſelbſt aber in einem gewaltigen 
„ 3 Rücken dazwiſchen hervortrat. 

i Diefer von unten eingedrängte 
architektonische Schluß überragt noch 
jetzt den ganzen Gebirgsbau und 
läßt von ſeinem Gipfel den Blick 
nach allen Seiten in die empor⸗ 
ſtarrenden Felswände, in die tiefen 
Schluchten dazwiſchen, beſonders 
aber in das den Bruch- und Ab⸗ 
ſonderungsrichtungen folgende Elb— 
thal ſchweifen. 

Betrachten wir auf einer Karte 


Hale inen N 
FRI? 8 


Lröbischtkor I 


er noch einmal die Nachbarſchaft der 
1 Granitgrenze im Sandſteingebiet 
n a es und wir werden finden, daß die 

009° > Hauptbäche des Gebirges mehrfach 


S 8 8 \ dieſer Grenze parallel eingeſchnitten 
0 2 ieh 4 ſind. Dies iſt der Fall bei der 
Sa N Weſenitz von Dittersbach bis zur 
D' Ji A 7 5 

3 8 Brauſenitz bei Lohmen, dann wen⸗ 
5 RAM det fie fich mehr in der Richtung 


u der Längenabſonderung durch den 
7 Liebethaler Grund und fließt ſpäter 


ayundvgg gun Bro uoaıaday 3199 ane 199 Bungee en eee 199 eee ara ech e ac "29 618 


BZoosdir$ , 8 durch das Schuttland der Elbe zu. 
. . 5 Aehnlich verhält ſich die Polenzbach, 
vn / N 3 welche vom Hockſtein unterhalb 
b e Hohnſtein bis zu ihrer Begegnung 
1 8 er mit der Sebnitz, in der Richtung 


der Längenabſonderung aus Nord— 


— 

Zweiter Abſchnitt. 37 
weit nach Südoſt, mithin in entgegengeſetzter Richtung als die 
Elbe, derſelben parallel läuft. Die Sebnitz ſtrömt zwiſchen den 
Ochelwänden hervor, jener entgegen, bis beide, als Lachsbach vereint, 
zur Elbe gelangen. Dieſer ſo ſonderbar eingeſchnittene Waſſerlauf 
der Polenz wird auch noch von dem zuletzt parallel laufenden tiefen 
Grunde, der den Frinzberg abſchneidet, begleitet. Das Thal der Kir— 
nitzſch hält, obwol unregelmäßiger, und ſogar, wie wir ſehen, den 
Granit ſelbſt berührend, doch eine ähnliche Richtung ein, welche die 
meiſten Ausbiegungen des Granitterrains umgibt. Genug, wir müſſen 
annehmen, daß bei dem gewaltſamen Andrängen des Granites Zonen 
von Kiffen und Sprüngen im benachbarten Sandſtein entſtanden, 
welche, in Verbindung mit den Abſonderungen, die erſte Veranlaſſung 
zu der jetzigen Richtung der beſchriebenen Thäler gaben. Daß der 
nächſte Granit dabei ſelbſt mit berührt wurde, darf bei den vielfachen 
Komplikationen der hier wirkenden Kräfte nicht verwundern. 

Betrachten wir noch einige andere Thalrichtungen: Das waſſer— 
(ofe Thal des großen Zſchand, öſtlich des großen Winterberges, wel— 
ches in die Kirnitzſch mündet, bildet an ſeinem obern Ende eine Ein— 
ſattelung in der Felſenkette zwiſchen dem Prebiſchthor und der Kir— 
nitzſchſchenke; es ſteht rechtwinkelig auf der Richtung dieſer Felſenreihe, 
iſt mithin ein Querbruch in Beziehung zur erzgebirgiſchen Richtung. 

Als einen ſolchen Querbruch müſſen wir auch die Linie betrach— 
ten, welche auf der linken Elbſeite durch den obern Theil des Bie— 
laer Grundes bis in die Gegend von Brauſenſtein, dann durch die 
nördlich Langhennersdorf hinlaufenden Höhen, endlich durch die Ab— 
fälle der pirnaiſchen Ebenheit zur Gottleuba von Nauendorf bis 
Pirna gebildet wird. 

Die Ausnagung der im Vorhergehenden dargelegten Abſonderun— 
gen, Klüfte und Riſſe des Sandſteingebirges durch das fließende 
Waſſer, wodurch die Schluchten und Thäler entftanden, ſowie der 
wiederholte Eintritt ſtehender Waſſerbedeckungen mit ihrem Wellen— 
ſchlage zwiſchen die Fels- und Bergmaſſen ſoll im III. Abſchnitte 
gezeigt werden. 


bſchnikt. 


ritter 3 


Erofion in der Diluvialzeit. Auswaſchung der obern Etage 
des Sandſteins, Eintritt des Meeres. 


Nach den bisherigen Darſtellungen finden wir die Oberfläche des 
Quaderſandſteins vielfach zerſchnitten, durch Hebungen aufs Trockne 
geſetzt und ungleich emporgetrieben. Auf dieſe nackten Felsplatten 
wirkten nun in langen Zeiträumen die Atmoſphärilien zerſtörend ein. 
Die Feuchtigkeit drang ungleich in das Geſtein, der hinzukommende 
Froſt ſprengte Theilchen ab, Regengüſſe und Schneewaſſer führten 
den Sand mit fort. 

Als Folgen dieſer Einwirkungen ſehen wir die Platten verſchie— 
den gemodelt. Wo ſie ſich im Ganzen wagrecht erhalten haben, ſind 
ſie mit 6—12 Zoll hohen, unregelmäßigen Kegeln und Pyramiden 
beſetzt. Einzelne gröbere Quarzkörnchen, welche der Zerſtörung wider— 
ſtanden, bedingten die kleinen Gipfel. Auf den ſchmalen Felsrücken, 
nordweſtlich vom Prebiſchthor, ſieht man dieſe Warzen oder Höcker 
ſehr häufig (F. 68). 

Die oberen Kanten der größeren oder kleineren Felsprismen blie— 
ben aber ſelten rechtwinkelig. Beſonders an der Wetter-(Weſt-⸗) 
Seite wurden ſie ſtark angegriffen und die Gipfel nahmen runde, 
heuſchoberähnliche Formen an. Zugleich grub ſich das Waſſer gerad— 
linige oder ſchlängelnde Rinnen, die flache Rücken, auch wol un— 
regelmäßige Höcker zwiſchen ſich ſtehen ließen. Wir treffen ein großes 
Terrain dieſer Art öſtlich am Wege zwiſchen dem großen Winterberge 
und dem Prebiſchthore (F. 69). 

Die Haferſäcke, eine Gruppe Felspfeiler nördlich vom Brand bei 


Dritter Abſchnitt. 59 


>> — eng = 
Be —̃ 2—U— éẽ— 


Fig. 68. Felsplatten mit Höckern nordweſtlich des Prebiſchthores. 


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Fig. 69. Abgerundete Felsgipfel, am Wege zwiſchen dem großen Winterberge und dem Prebiſch— 
thore, Blick nach NO. 


60 Dritter Abſchnitt. 


Hohnftein, am Rande des tiefen Grundes, gehören ebenfalls hierher . 
Die unregelmäßigſten Formen dieſer Art bietet die Weſtſeite des 
Goriſchſteins. 

Wenn man mit dieſen Rinnen und Höckern die aus dem Kalk— 
gebirge der Schweiz bekannten Karren- und Schrattenfelder ver— 
gleicht, ſo wird man eine große Aehnlichkeit nicht verkennen. 

Das in den Rinnen abfließende Waſſer hat nun auch an den 
ſenkrechten Seitenwänden der Felsmaſſen Kanäle und Schlotten eigen— 
thümlicher Art eingefurcht, die man beſonders auf den Wetterſeiten 
häufig antrifft (F. 70). An den Seiten eines Felspfeilers auf dem 
wi 1 a 11 ſieht man viele, einige Zoll 

. weite, bis über einen Fuß 
lange Rinnen ohne alle 
Verbindung unter einander. 
Hier muß von Ablaufpunk⸗ 
ten, welche längſt zerſtört 
ſind, tropfendes Waſſer 
während einer langen Zeit 
immer dieſelben Stellen ge— 
troffen haben *) (F. 71). 
\ Fand eine in die Spal— 
une bb An 

maſſe das Geſtein fo vor— 
bereitet, wie die Skizze (F. 72) **) zeigt, wo wahrſcheinlich die 
Seite b an der feſtſtehenden a herabglitt, dadurch aber die Schich— 
tung gänzlich zertrümmert wurde, ſo mußte nach der Auswaſchung 
auf der feſten Seite a eine glatte Fläche, auf der zerſtörten Seite b 
dagegen eine ganz unebene Wand entſtehen, wie man dies bisweilen 
findet (F. 73). Gewöhnlich ſind jedoch die vorſtehenden Kanten auf 
beiden Seiten der engeren Spalten correſpondirend, da die härteren 
Schichten gleichmäßig fortſetzten, als die Maſſe noch zuſammenhing 
(F. 74). Die weiteren Schluchten kommen da vor, wo flach wan— 


) Sie erhielten dieſen Namen, weil die oben beſchriebenen Waſſerrinnen ihnen 
eine entfernte Aehnlichkeit mit faltig zuſammengeſchnürten Säcken verleihen. 

) Hier könnte ſich die Darſtellung ſogenannter Rieſentöpfe anſchließen, je— 
doch nach der Zeit ihrer Entſtehung ſollen ſie erſt ſpäter an die Reihe kommen. 
) Dieſer Durchſchnitt wurde beim Grundgraben für ein Gebäude erlangt, 
wo vorher eine dichte Raſendecke den Zutritt des Waſſers verhinderte. 


Dritter Abſchnitt. 61 


nenförmige Bildung der Oberfläche mit der allgemeinen Neigung 


— — a — = 2 8 = 5 
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Fig. 71. Felsmaſſe mit eingetropften Rinnen; auf der Elbſeite der Schrammſteine. 


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Fig. 72. Spalte mit Bruchſtücken unter Fig. 73. Spalte einſeitig Fig. 74. Spalte gleichmäßig 
Raſendecke. ausgewaſchen. ausgewaſchen. 


ten und arbeitete ſich in den Klüften und Spalten weiter, wodurch 


um 


die eigenthümlichen Gabelformen des Grundriſſes entſtanden, welche 


62 Dritter Abſchnitt. . 


man am Katzſtein, Lamprechtſtein und an den Nickelsdorfer Wänden 
bemerkt, und die in der Umgebung des großen Winterberges zu einem 
vielſtrahligen Syſtem ausgebildet ſind ). a 


Während langer Zeiträume mochte die beſchriebene Auswaſchung 
ftattfinden; doch unmöglich können wir glauben, daß dieſes Zer— 
ſtörungswerk, welches im Bereich mehrerer Quadratmeilen nur ein⸗ 
zelne Felskuppen ſtehen ließ, allein durch das atmoſphäriſche Waſſer 
vollbracht worden ſei. Vielmehr nimmt man den Hinzutritt des Meeres 
an, in deſſen Niveau die Klippen des Sandſteingebirges eingetaucht 
geweſen ſein müſſen. Wurde daher in den vorſtehenden Abſchnitten 
eine Hebung des Landes nachgewieſen, welche unſere Gegenden 
außerhalb der Gewäſſer ſetzte, in deren Schooße die Braunkohlen 
aus zuſammengeſchwemmten Wäldern ſich bildeten — Tertiärzeit —, 
fo müſſen wir dann wieder bei Eintritt der nachfolgenden ſogenann⸗ 
ten Diluvialzeit continentale Senkungen ſtatuiren, durch welche die 
Inundation ſtattfand. Waren nun große Strecken des aufgehäuften 
Sandes nur von lockerem Zuſammenhang, wie man dergleichen 
Sandſchichten im Quadergebirge des nordweſtlichen Deutſchland 
kennt, während auf anderen Punkten feſterer, vielleicht ſogar durch 
Einwirkung des Baſaltes erhärteter Sandſtein vorlag **), fanden 
durch Schaukelbewegungen ſtürmiſche Meereseinbrüche und Rückzüge 
ſtatt, ſo waren dieſe vollſtändig geeignet, das Material zu zerklei— 
nern und weiter nördlich auf den Seegrund der jetzigen Tiefländer 
zu führen. 

Zuletzt, in verhältnißmäßig ruhigeren Zeiten, erſtreckte ſich ein 
Meeresarm mit dem Niveau von 1000 bis 1100 Fuß zwiſchen den 
an das Lauſitzer Gebirge und Erzgebirge ſich anſtützenden Sand— 
ſteinwänden. Deren mehr und minder hoch aufragende Klippen 
mußten einen Anblick ähnlich dem der Scheeren in der Umgebung 
von Skandinavien gewähren. 

Wenn der Morgennebel mit faſt wagrechten Schichten die Gegend 
bis auf 1000 Fuß über den Meere erfüllt, ſo hat man von den 


) Siehe den Atlas von Oberreit und die Karte von Odeleben. 
) Wie die Vermuthung ſchon früher aufgeſtellt wurde. 


Dritter Abſchnitt. 63 


höheren Punkten ein ſehr anſchauliches Bild des einſtigen Fiordes 
mit ſeiner Felſenumgebung. 
Der Lilienſtein und alle ähnliche iſolirte „Steine“ ſtarren Helgo— 


—— — —— 


—̃ 


WM 


dig. = eilienſtein, Südweſtſeite. Gikpegennebel) 
land gleich aus den ruhig gelagerten oder wallenden Maſſen des 
Dunſtmeeres empor *) (F. 75). 


ll 


) Treten wir an den Rand des Abgrundes. Ueber uns das heitere Himmels— 
gewölbe, unter uns den blendenden Nebelſchleier, erblicken wir nur in den gleich 
hohen oder höheren Bergen noch Etwas von der Erde. Wir könnten uns ihrem 
Treiben völlig entrückt wähnen, ſchallte nicht das Läuten der Glocken, oder das 
Schrillen der Sägemühlen, oder der gellende Pfiff der Locomotive aus der Tiefe 
herauf, und erinnerten uns an die Intereſſen der Zeit und des Lebens. — Wirft 
die ſenkrechte Wand, auf der wir ſtehen, ihren Schlagſchatten auf die Dunſt— 
maſſen, fo genießen wir das herrliche Schauſpiel, welches Zſchokke vom Rigi u. ſ. w. 
unter dem Namen Apotheoſe oder Verklärung ſchildert und welches mit der Er— 
ſcheinung ident ſein dürfte, die man am Harz das Brockengeſpenſt nennt. 

Durch die directe Zurückbrechung der Sonnenſtrahlen ſieht jeder Beſchauer nur 
um den Schatten ſeines Kopfes eine Strahlenglorie, die bald näher und kleiner, 
bald ferner und größer, bisweilen in den Farben des Prisma ſchimmernd, den 
prachtvollſten Anblick gewährt. 

»Der leuchtende Kreis begleitet uns, wohin wir am Schattenrande gehen; 


64 Dritter Abſchnitt. 0 - 


Betrachten wir an einigen Stellen der linken Thalſeite die um⸗ 
gebenden Felſen. An den Rändern der nicht ſehr hohen Nickelsdorfer 
Wände und des Labyrinths, einer ebenfalls niedrigen, vielfach von 
den Abſonderungen durchfurchten Felspartie zwiſchen Nickelsdorf und 
dem Kegelſtein, finden wir an vielen Stellen ſchräg nach außen ge- 


Bild unterwaſchener Klippen an einem flachen Meeresſtrande, wie 
ſolche z. B. de la Beche abbildet, gewähren (F. 76 u. 77). 


wenden wir uns in andere Richtungen, ſo verſchwimmt er im Nebel. Auf der 
Sonnenſeite iſt die Nebelmaſſe oft ſo blendend, daß man nur auf Momente hin— 
einblicken kann. Regt ſich endlich ein leichter Morgenwind und verdünnt der 
Nebel zum halbdurchſichtigen Schleier, ſo ſtrahlt uns wol die Sonnenſcheibe in 
matter Verſilberung vom Strome abgeſpiegelt entgegen, bis die Dunſtgebilde voll— 
ſtändig zerflattern und die herrliche Gebirgsgegend, den glänzenden Strom in ihrer 
Mitte, vor uns ausgebreitet liegt. — Dieſe kurze Erwähnung der Nebelbilder 
möge durch die Pracht der Erſcheinungen, die man noch gar nicht genug würdigt, 
entſchuldigt werden. Sie ſei zugleich ein Troſt für die in den Thälern unter der 
feuchten, grauen Decke Wandernden. Hat man im rüſtigen Steigen erſt eine freie 
Höhe erreicht, dann wird auch der Naturgenuß ein deſto größerer ſein. 


Dritter Abſchnitt. 65 


Großartiger ſind die Erſcheinungen auf der rechten Thalſeite. 
Beſonders ſtellen ſich an den langen Felſenreihen, von der Baſtei 
beginnend, häufig Terraſſenbildungen ein, ſo an den Ochelwänden, 
an den Schrammſteinen (guten Bierwänden), am Fußgeſtell des 


Fig. 77. Nickelsdorfer Wände. ee geſtürzte und zerbrochene Sandſteinmaſſen. 


großen Winterberges, dann vereinzelt am Teichſtein (F. 78), Kahn— 
ſtein und den Thorwalder Wänden, auf welche ſämmtlich ſchon 
Odeleben aufmerkſam macht. Ich füge noch hinzu die Terraſſen vom 
keuligten Horn und bis zum Prebiſchhorn (F. 79), welche an der 
früher beſchriebenen ſüdöſtlichen Fronte der vom Winterberge abhän— 
gigen hohen Partie liegen, endlich die großartigen Abſätze bei Dit— 
tersbach in Böhmen, beſonders an der ſogenannten Wilhelmine— 
wand ). 


) Lyell (Reiſen in Nordamerika S. 229 d. Ueberſetzung von Dr. Wolf) 
nimmt an, daß die Wogen des Meeres das Geſtein an den Seiten einiger Thäler 
in den Kalkſteindiſtricten Siciliens und anderer Länder, die das mittelländiſche 
Meer umgrenzen, zerſtört und fortgeführt haben. Er erwähnt dieſe (Terraſſen-) 
Bildung bei Gelegenheit der kleinen Stufen, die im Schlammufer des Ohio durch 
die von den Dampfſchiffen aufgeregten Wogen eingeſchnitten ſind. 

. Gutbier, geognoſt. Skizzen. - 5 


66 Dritter Abſchnitt. “ 


eichſteins, aus dem großen Zihand geſehen. 


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ſſen, nordöſtlich vom Prebiſchthore. 


Dritter Abſchnitt. 67 


Die hohe Stufe, welche auf der Nord- und Oſtſeite den Felſen 
des Königſteins umgibt, gehört auch hierher und man kann ſich denken, 
daß ähnliche Stufen am Pfaffenſtein und Lilienſtein durch in ſpä— 
teren Zeiten herabgeſtürzte Maſſen wieder verlarvt ſind. 

Zu den Auswaſchungen an den Küſten dieſes einſtigen Meeres 
könnten wir auch noch das bekannte Prebiſchthor rechnen, wenigſtens 


iſt die größte Aehnlichkeit mit den ſogenannten Gats an der Süd— 
weſtküſte von Helgoland, z. B. dem Mörmersgat, nicht zu verken— 
nen *) (F. 80); deshalb iſt es auch als aus dem Nebelmeere auf— 
ragend dargeſtellt worden. 


Diluvialſchichten. 


Der Grund des Meeresarmes kommt nun an die Reihe. 
Auf den Hochebenen von Pirna bis Reinhardsdorf und Schönau 
und von Waltersdorf unfern des Lilienſteines bis zur Oſtrauer 


) Das Prebiſchthor wird von Schiffner unten nahe an 100 Fuß breit, 66 Fuß 
hoch angegeben; die Deckplatte 48 Fuß lang, 10 Fuß ſtark. 


** 


68 Dritter Abſchnitt. 


Scheibe iſt in 600 Fuß, bis anſteigend auf 900 Fuß über dem Meere, 
eine Lehmbildung verbreitet, die bei Oſtrau ſogar über 20 Fuß ſtark 
gefunden wurde und welche dieſem Landſtriche mitten im Sandſtein— 
gebiet eine beſondere Fruchtbarkeit verleiht. Da der Grund der Oſtſee 
an mehreren Punkten aus Lehm beſteht, ſo iſt dieſe Ablagerung zu— 
gleich eine Beſtätigung unſerer Annahme. 

Der Lehm iſt aus dem verwitterten und zerriebenen Feldſpath 
des benachbarten Granitgebirges und aus den thonigen Lagen des 
zerſtörten Quaderſandſteins hervorgegangen, daher trifft man auch 
ganze Striche aus ſandigem Lehm beſtehend, vorzüglich gegen die 
Ränder des einſtigen Meeresarmes. 

Unter der Lehmſchicht finden ſich faſt allgemein Lagen von 
Geröll — abgerollte Stücke von Quarz und Hornſtein in allen Far- 
ben, beim Straßenbau Kies genannt, welche in Sand übergehen. — 
Sie ſetzen auch größere Theile der Oberfläche zuſammen, z. B. die 
Höhe weſtlich der Feſtung Königſtein, wo der mit Kieſeln vermiſchte 
Sand zwar dünn, aber unregelmäßig geſchichtet ift, die Höhen nörd⸗ 
lich von Struppen und die Hügel weſtlich des Dorfes Wehlen. 

Man trifft auch noch andere, reinere Sandablagerungen. Eine 
dergleichen liegt auf der Weſtſeite unter dem Goriſchſtein. Das 
Material derſelben iſt rein gewaſchen und dünn geſchichtet, wie nur 
unter Waſſerbedeckung und Wellenſchlag geſchehen konnte. Dieſe 
alten Sandſchichten unterſcheiden ſich genau von dem durch Humus 
verunreinigten Sande, welcher noch gegenwärtig vom Felſen herab— 
geführt wird und zwiſchen den Felsblöcken aufgehäuft liegt. Die 
hier geſchilderten Lager von Lehm, Geröll und Sand, welche das 
Meer abſetzt, werden gewöhnlich mit dem Namen Diluvium bezeichnet. 

Als jüngſte Glieder ſchließen ſich in unſerer Gegend Zuſammen— 
häufungen von Geröllen und Blöcken an, welche den nächſten älte— 
ren Gebirgen entſtammen und durch fließende Gewäſſer herbeigeführt 
wurden. Eine ſolche Ablagerung findet ſich am Berghange öſtlich 
von Klein-Cotta in etwa 700 Fuß Höhe über dem Meere. Die 
Gerölle von Quarz, Gneis, Glimmerſchiefer und Porphyr ſtammen 
aus dem benachbarten Erzgebirge, aus der Gegend von Altenberg. 
Blöcke von ähnlichen Felsarten liegen auf den Plateaus zu beiden 
Seiten von Wehlen herum und es geſellen ſich dort noch Baſalt 
und Phonolith hinzu, wodurch der Urſprung dieſer Steine aus 
Böhmen nachgewieſen iſt. 


Dritter Abſchnitt. 69 


Erratiſches Diluvium. 


Von den bisher beſchriebenen Diluvialſchichten iſt nun eine Klaſſe 
ganz zu trennen, welche man unter obigem Namen zuſammenfaßt; die 
einzelnen Steine werden erratiſche Blöcke oder Findlinge genannt. Die 
vollkommene Uebereinſtimmung dieſer Blöcke, welche man bekanntlich 
über ganz Norddeutſchland verbreitet findet, mit dem in Skandinavien 
anſtehenden Granit, Gneis, Porphyr und Kalkſtein iſt längſt an— 
erkannt. ? 

Außerdem finden ſich noch Knollen und Fragmente von Feuer: 
ſtein, und dieſer kommt bekanntlich in den Kreidefelſen vor, wo ſeine 
rundlichen Maſſen weit ſichtbare dunkle Lagen zwiſchen den weißen 
Bänken bilden. Die Feuerſteine blieben mithin als die feſteſten 
Theile übrig, als einſt die Verbindung zwiſchen den noch ſtehenden 
Kreidewänden von Rügen, Moen und Seeland zerſtört wurde. 

Endlich trifft man, überall verbreitet, merkwürdig abgenutzte Blöcke, 
Knollen und Geſchiebe von Süßwaſſerquarz oder tertiärem Sandſtein. 
Unſern Gegenden zunächſt finden wir den Süßwaſſerquarz, wel— 
cher oft die Braunkohlenbildungen begleitet, in zuſammenhängenden 
Partien nur weſtlich von Okrylla und Jeſſen bei Meißen und in 
den Kmehlener Bergen bei Ortrand. Das Geſtein iſt äußerſt feſt, 
das vorwaltende Bindemittel der einzelnen abgerundeten Quarzkörner 
ein Thonſilikat (Cotta). Bisweilen ſind einzelne Geſchiebe von 
Quarz und Kieſelſchiefer darin aufgenommen. 

Aller dieſer Ueberreſte aus verſchiedenen Bildungszeiten hatte ſich 
das Diluvialmeer, welches, wie wir oben ſahen, in dieſe Gegenden 
eingedrungen war, bemächtigt. Es trug in Eisſchollen eingeſchloſſen 
die nordiſchen Blöcke und die Feuerſteine. Dies geſchah zu der von 
der neuern Geologie als Eiszeit bezeichneten Epoche. Die Eismaſſen 
löſten ſich von nordiſchen Gletſchern an den Küſten ab und trieben 
nach Süden), wie noch jetzt ähnliche Flotten zum Theil mit Blöcken 
befrachtet im atlantiſchen Meere angetroffen werden *). Sie waren 
wol im Stande, in der niedrigen Temperatur an der damaligen 


) D. h. gegen die Ränder des Erzgebirges u. ſ. w., wo man ſie bis in 1000 
Fuß Höhe abgelagert findet. 

) Man ſchreibt ihrem Aufthauen auf dem Meere die Wolkenmaſſen zu, welche, 
wenn ſie durch den Weſtwind über Europa geführt werden, uns naßkalte Som— 
mer bereiten. 


70 Dritter Abſchnitt. 


Südküſte des nordiſchen Meeres lange Zeit zu lagern ), fie fro- 
ren am flachen Geſtade feſt, nahmen beim theilweiſen Wiederauf- 
thauen außer den ſchon aus Skandinavien mitgebrachten Blöcken 
und den Feuerſteinen auch noch die Geſchiebe und Blöcke der hier 
in der Zerſtörung begriffenen Süßwaſſerquarzbildung an ihren un- 
teren Seiten, und ſonſt, in ihre Maſſe auf. — Geſchiebe und Blöcke 
müſſen beſonders betrachtet werden und zwar die Geſchiebe zuerſt. 
Sie haben zweierlei Abnutzung unterlegen: Einer erſten oder Abrol— 


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Fig. 81. Erratiſche Geſchiebe mit flacher Aushöhlung. Fig. 82. Erratiſche Geſchiebe mit tiefer Rinne. 
lung im Waſſer an der Küſte; einer zweiten oder Abreibung, wo 
ein Theil derſelben im Eiſe eingefroren, gleichſam gefaßt **) war, 
mit den Schollen der Schaukelbewegung des Wellenſchlages folgte, 
und jedenfalls während langer Zeit gegen andere am Grunde feſt— 
liegende Blöcke oder angefrorene Geſchiebe gerieben wurde. 

Die erſte Abrollung brachte meiſt linſenförmige oder etwas lang— 
gezogene Körper hervor (F. 81 u. 82). Die einfachſte Abſchleifung 

) Charpentier (Essai sur les glaciers) verlangt nur 700 bis 800 kalte und 
regneriſche Jahre, um die Schweiz vom Rhonegletſcher bis zum Jura von Neuem 
mit einem Gletſcher zu überziehen, wie er einſt zu derſelben Eiszeit dort exiſtirt 
haben muß. * 

Der Steinſchneider kann einen Edelſtein nur dann bearbeiten, wenn er ihn faßt. 


Dritter Abſchnitt. 71 


auf ebener Fläche konnte auch nur eine ebene Fläche an dem Ge— 
ſchiebe hervorbringen (F. 83). Ein flach converer Körper ſchliff mit 
feiner breiten Seite (F. 81 c) in einen andern (F. 81 a u. b) eine 
flache Höhlung ein (F. 81 d). Die ſchärfere Kante eines linſen— 
förmigen Körpers (F. 82 c) ſchliff in ein anderes Geſchiebe eine tiefe 


Fig. 83. Geſchiebe, auf einer Seite abgeſchliffen. N 


Rinne ein. In beiden Fällen mußten der reibende und der abge- 
riebene Körper gefaßt ſein. 

Manche Steine unterlagen einem mehrſeitigen Schliffe, einer 
Facettirung mit mehr oder minder ſcharfen Kanten. Dies konnte 
nur geſchehen, wenn ſie im Eiſe ſich wendeten und wieder feſtfro— 
ren (F. 84 u. 85). 


Fig. 84. Geſchiebe, dreiſeitig abgeſchliffen. Fig. 85. Geſchiebe, vierſeitig abgeſchliffen. 


Die Oberfläche der größeren, zerſtreut umherliegenden Blöcke) 
beſchreibt Cotta als außerordentlich glatt und „von wunderbar un— 
ebener Geſtalt, theils wellenförmig, theils knotig“. Ich möchte noch 
hinzufügen, daß es oft das Anſehen hat, als wenn aus einer wei— 


) Die größten Blöcke dieſer Art in der Gegend von Dresden ſind die ſo— 
genannten Olter-(Altar-?) Steine unfern des Gaſthofes zum Heller nördlich der 
Neuſtadt. Sie bildeten, wie die Bruchfläche ausweiſt, einſt nur einen großen 
Block, der durch ein gewaltfames Ereigniß (Herabfallen vom ſchwimmenden Eife?) 
zerbrochen iſt (F. 86). 4 


€ 


72 Dritter Abſchnitt. 


chen Maſſe Stücke mit einem Meſſer herausgenommen worden wä⸗ 
ren, bisweilen auch, als wenn der Ausſchnitt oder Eindruck in einer 


Fig. 86. Die Olter-Steine (ſind auseinander gebrochen) beim Heller, nördlich Dresden. 


Richtung nicht hätte vollendet werden können (F. 87). Dieſe Aus⸗ 
hohlungen, welche denen auf den kleinen Geſchieben ganz ähnlich 


2 i * > > i I = 


3 Zuls. 
Fig. 87. Erratiſcher Block weitlic der Meridianſäule bei Rähnitz. 


ſind, müſſen auch auf dieſelbe Art hervorgebracht worden ſein. Die 
kleinen, im Eiſe gefaßten Geſchiebe wurden auf den großen Blöcken 
Reibung 


Fig. 88. Erläuterung. 
lange Zeit hin- und hergeſchoben. So ſchliffen ſich beide Theile in 
einander ein und glätteten ſich vollſtändig ab (F. 88). Die gleiche 


Dritter Abſchnitt. 73 


Härte des gegenſeitig reibenden Materials producirte das feinſte 
Schleifpulver, und daher rührt jedenfalls, daß die ſonſt häufigen 
zarten Ritzen oder Frictionsſtreifen hier nicht bemerkt werden. 
Bei einzelnen auffällig geformten Knollen mag auch die beſchriebene 
Reibung nicht ausgereicht haben und wir müſſen eine langdauernde 
Austropfung, wozu auch die Möglichkeit vorhanden war, noch hin— 
zunehmen ). 

Die Begebenheiten der Diluvialepoche laſſen ſich für unſere Ge— 
genden in Nachfolgendem zuſammenfaſſen. 

1) Auswaſchung der Felsoberflächen, der erſten Schluchten und 
Beginn der Thäler in der obern Etage. 
| 2) Senkung des Landes, ſo daß das Meer weit eingreifen konnte 
und die Felſen in Ueberfluthungen und Rückzügen, ſpäter durch re— 
gelmäßigen Wellenſchlag bearbeitete. 

3) Hierbei mochte längere Zeit ein Meeresniveau von etwa 1000 
Fuß über dem jetzigen herrſchen. Während dem fand die Ablage— 
rung der Gerölle, des Sandes und der mächtigen Lehmbildung ſtatt. 
Endlich Herbeiführung der erratiſchen Blöcke und Geſchiebe durch 
Flotten von Eisſchollen, und theilweiſe Ab- und Ausſchleifung der 
eingefrorenen Geſteine. 

Während dieſer langdauernden Diluvialperiode waren die benach— 
barten Feſtländer durch zahlreiche Heerden vierfüßiger Thiere belebt. 
Dies können wir mit Beſtimmtheit aus den Reſten derſelben ſchließen, 
welche unter der ſchützenden Lehmdecke und zum Theil in wieder zu— 
geſchlämmten Felſenſpalten bis jetzt ſich erhielten. 

Beſonders häufig fand man in hieſiger Gegend die Knochen und 
Zähne vom Rhinozeros (Rh. tichorhinus Cuvier). Man kennt der— 
gleichen aus der Sandterraſſe der Hoflößnitz unterhalb Dresden; im 
Lehme bei Graſſi's Villa unfern der Mündung des Plauenſchen 


) A. v. Morlat machte 1850 Beobachtungen über erratiſchen Diluvialſchutt 
im Gebirge ſüdlich von Wien bekannt; in der Beſchreibung der Herzogthümer 
Schleswig und Holſtein wird nordiſcher Diluvialſchutt von Torsbüll bei Huſum 
erwähnt; — ich ſelbſt fand dort zerbrochene und wieder verkittete Geſchiebe von 
Gottlandkalk — Die Blöcke und Gerölle des Süßwaſſerſandſteines im errati— 
ſchen Diluvium hat wol noch Niemand in Bezug auf ihre gegenſeitige Abreibung 
betrachtet, darum wurden ſie von hier, wo ſo ſchöne Belegſtücke vorhanden ſind, 
beſchrieben. — Einige ſehr deutlich facettirte Geſchiebe dieſer Art aus dem Schutt— 
lande der Oberlauſitz unterhalb Bautzen beſitzt Herr Oberſtleutnant Raabe in Dresden. 


74 Dritter Abſchnitt. 


Grundes; in der Gegend von Wehlen, endlich fand ich ſelbſt unfern 
Königſtein einen hierher gehörigen Backenzahn. Eine erſt neuerdings 
bekannt gewordene Lokalität bewahrt aber auch die Knochen und 
Zähne anderer Thiere. Bei der Arbeit in den Sandſteinbrüchen von 
Oberpoſta, deren Klüfte und Gehänge mit ſandigem und etwas kal— 
kigem Lehm (Löß?) erfüllt ſind, gruben frühere Beſitzer große Ele— 
phantenknochen aus (weshalb die Gegend der Rieſe heißt), zertrüm⸗ 
merten dieſelben und verwendeten ſie als Düngung im Weinberge. Vor 
kurzer Zeit fand nun Herr Schullehrer Hennig in Poſta unter den Kno— 
= N a chentrümmern zwei prachtvoll er— 
haltene Backenzähne aus dem Un- 
terkiefer des Mammuth (Elephas 
primigenius Blumenbach) (F. 89), 
und ſeitdem wurden dieſe thieri— 
ſchen Reſte etwas mehr beachtet. 
Es fand ſich ein dritter großer 
Backenzahn aus dem Oberkiefer 
nebſt Splittern der Stoßzähne und 
Kopfknochen vom Elephanten; 
ferner Zähne und Knochen vom 
Pferde, Bruchſtücke der Stangen 
und Knochen des Rehes mit dem 
Fig. 89. Backenzähne aus dem Unterkiefer des Rennthiergeweih (Cervus Guet- 
Rhinoceros tichorhinus. tar di Kaup), eine Kinnlade vom 
Fuchs u. ſ. w. Man kann hiernach ſchließen, daß bei ſorgfältiger 
Ausbeutung noch manches für die Wiſſenſchaft intereſſante Beleg— 
ſtück zu Tage gefördert werden wird. 


von inmen. D. arojsei. 


Auswaſchung des tiefen Elbgrundes und der Nebenthäler in der altern 
Alluvialzeit. 5 


Sowie ſich noch während der Diluvialzeit das Land allmälig 
wieder hob, mußten auch die höheren Ablagerungen mit aufs Trockne 
gelangen. Es mußte ſich in dem vom Meere verlaſſenen Boden 
unſerer Gegend ein Strombett, das der Elbe, bilden. Sie floß auf 
den Ebenheiten zwiſchen flachen Ufern aus Böhmen ab, und wurde 
von einem bei Tetſchen geſpannten See, wie deren damals ſehr viele 
in Böhmen vorhanden ſein mochten, geſpeiſt. 


Dritter Abſchnitt. 75 


Das Rinnſal wurde ihr durch die große Bruchſpalte bei Tet— 
ſchen, dann durch die Abſonderungen vorgeſchrieben, wie man bei 
aufmerkſamer Betrachtung der hohen Felswände von Ober- bis 
Niedergrund ſehr deutlich ſieht. Vom Fuße des Winterberges an 
wurde ſie durch die gehobene linke Gebirgsſeite in die ſchon mehr 


Rauenſtein. Gr. Winterberg. Roſenberg. Lilienſtein. 


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erwähnte Elblinie eingewieſen, und wenn fie vom Lilienſtein bis jen- 
ſeit der Bärenſteine davon abwich, ſo möchte wol in der früher 
angeführten Empordrängung des Lilienſteins und ſeiner Umgebungen 
die Veranlaſſung zu den ausweichenden Bögen gegeben ſein ). Die 
Skizze (F. 90) gibt ein ziemlich deutliches Bild der einſtigen Thal— 


) Gleichwie aber die Elbe unfern Meißen bei hohen Fluthen jetzt noch einen 
Weg nördlich um das Spaargebirge einſchlägt, ſo mag die Urelbe, wenn bei 
Hochwaſſer das gewöhnliche Bett nicht ausreichte, direct hinter dem Lilienſteine 
weggefloſſen ſein, worauf eine, über 1000 Schritte breite, ſandige Eintiefung in 
jener Gegend hindeutet; vielleicht fand ein gleiches Bett für das Hochwaſſer auch 
aus der Gegend von Weißig gegen Wehlen ſtatt; endlich diente wol auch das 
Thal der alten Poſte zwiſchen Dorf Wehlen und Zatſchke eine Zeit lang als 
Flußarm. 


76 Dritter Abſchnitt. 


ebene auf den Hochflächen. Der tiefe Elbgrund, mit Nebel ausge— 
füllt, bezeichnet das frühere flache Bett des Stromes. 

Der letzte Theil des Laufes gegen Pirna fällt wieder mit der 
Linie zuſammen und trennt den gehobenen vom wagrecht gebliebenen 
Sandſtein. Die Einwaſchung des jetzigen tiefen Elbgrundes konnte 
aber nur, von den Felſen am Sonnenſtein rückwärts, durch Waſſer— 
fälle und Stromſchnellen erfolgen, auf dieſelbe Art, wie man all— 
gemein annimmt, daß die Waſſerfälle des Niagara allmälig von 
Queenstown bis zu ihrer jetzigen Stelle zurückgewichen ſind und nach 
einer Reihe von Jahrtauſenden den Erieſee entwäſſern werden ). Die 
Geſteinsverhältniſſe der Gegend ſind einer ſolchen Annahme ſehr günſtig. 

Der Bruch der Sandſteinbänke war, wenn auch nur als Haar— 
ſpalte, vorhanden; der viel leichter zerſtörbare Pläner tritt gerade an 
dieſer Stelle in die Thalſohle. Sowie mithin die Gewäſſer des ein— 
ſtigen Meerbuſens ſo weit geſunken waren, daß ſie nur noch einen 
von Meißen bis gegen Pirna ſich erſtreckenden See darſtellten, mußte 
auch die Wirkung des Waſſerſturzes über die Sandſteinwand herab 
und in der Spalte beginnen. Die Wogen zerſchlugen durch mit— 
gebrachte Eisblöcke und Baumſtämme den Pläner, der Sandſtein 
verlor die Baſis und mußte nothwendig nachbrechen. 

So wurde in einer langen Reihe von Jahren der tiefe Elbgrund 
immer dem Strome entgegen eingewaſchen. Die frühere Richtung 
des flachen Bettes mußte auch die des tief ausgefurchten beſtimmen. 

Endlich erreichte die Zerſtörung auch die geognoſtiſche Schwelle 
Böhmens bei Mittelgrund, die am Adalbertfelſen vorſtoßende Granit- 
partie und den darauffolgenden Thonſchiefer. Trotzdem, daß die 
Sprengarbeiten für die Eiſenbahn hier den Zuſammenhang der 
Granitmaſſe unterbrochen haben, ſieht man doch noch, welch bedeu— 
tendes Hinderniß letztere einſt dem Strome entgegenſtellte. Auf dem 
Granit erkennt man die unmittelbare Auflagerung des Sandſteins 
(F. 91). Endlich erreichte die Durchwaſchung die zerrütteten Sand— 
ſteinpartien von Laube bis Tetſchen und löſte das partielle Seebecken. 

Zieht man in Betracht, wie in den Alpen die Seen, welche durch 
vorgeſchobenes Gletſchereis entſtanden waren und nur wenige Mo— 
nate in den Thälern exiſtirten, bei Vernichtung ihres Dammes die 
größten Blöcke fortwälzten, Wälder umbrachen und wegführten, ſo 


) Man vergl. auch den Vietoriafall des Zambeſi in Afrika. Illuſt. Ztg. Nr. 760. 


Dritter Abſchnitt. * 


wird man den letzten Ausbruch einer Waſſeranſammlung, die wir in 
der Gegend, wo jetzt Tetſchen liegt, annahmen, von der größten 
Wichtigkeit halten für Ausarbeitung des Elbgrundes. Man wird 
aber ſehr viele dergleichen partielle Fluthen annehmen müſſen, in 
dem Zeitraume, in welchem nach und nach die einzelnen Seebecken 
ſich löſten. Als das Reſultat dieſer Fluthen und der bis in die Jetzt— 
zeit fortgeſetzten Hochwaſſer und Eisgänge des Elbſtromes werden 
wir die dermalige Form des Thales von Tetſchen bis Pirna zu be— 
trachten haben. 


— = N N ZZ 
Adalberts-Felſen bei Niedergrund. Durchwaſchung des Elbthales durch den 
Granit; die Höhen beſtehen aus Sandſtein. 


Baſalt- und Phonolithblöcke, welche die Fluthen einſt mitbrach— 
ten, finden ſich noch in der Thalebene unterhalb Dresden; einer der 
letzteren liegt nördlich der Stadt am Wege zwiſchen den Scheunen— 
höfen und Hechts Weinberge. 


Fig. 91. St. 


Auswaſchung der Nebenthäler. 
Im zweiten Abſchnitte iſt ſchon nachgewieſen, in welcher Art die 
Richtungen für die in das Elbufer mündenden Bäche durch Sprünge 
und Riſſe vorgezeichnet waren. Dieſe konnte ſich jedoch während der 


MS Dritter Abſchnitt. 


Diluvialperiode nur bis in das Niveau der Ebenheiten einwaſchen. 
Deren tiefere Ausarbeitung mußte vom Rückwärtsſchreiten des Elb— 
thales abhängig ſein und konnte auch ſelbſt nur dem Laufe des 
Baches entgegen erfolgen. 

Das Thal des Thürmsdorfer oder Behnebaches an ſeiner Mün⸗ 


Be 


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dung in den tiefen Elbgrund gibt hierzu einen treffenden Beleg. Es 
iſt in den erſten 500 Schritten von der Elbe her ſehr tief eingewa— 
ſchen; ſodann wird es an der obern Mühle durch Felſen geſchloſſen, 
über welche der Bach in mehreren Abſätzen 40 bis 60 Fuß tief herab— 
ſtürzt und einen ſehr ſchönen — kaum gekannten — Waſſerfall bil— 
det (F. 92). Wenig unterhalb deſſelben kommt von Süden her der 


Dritter Abſchnitt. 79 


Waldbach in kleinen Katarakten herab, und zur Zeit des Schnee— 
ſchmelzens hört man das Toſen der Waſſermaſſen ſchon von Weitem. 
Dieſe ſind aber auch von der verheerendſten Wirkung gegen die ihnen 
an der untern Mühle entgegenſtehende Thalwand, welche ſie trotz 
aller Kunſtbauten untergraben und den nachbrechenden Schutt der 
Elbe zuführen, ſo daß an der Einmündung ein Schuttkegel entſtan— 
den iſt, welcher bis weit in den Strom hineinreicht. Dieſer Schutt 
iſt bedeutender als der vor der Bielamündung beim Städtchen König— 
ſtein. Das * 5 u auch von der Natur längſt weit mehr 


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Fig. 93. deu des Waldbaches ie zwiſchen nen Felſen. 
ausgearbeitet, als die Seitenwände am Behnebach, welche, wie oben 
gezeigt, fortwährend neu angegriffen werden “). 

Beide früher erwähnten Bäche, der von Thürmsdorf und der 
Waldbach, durchrauſchen oberhalb der Waſſerfälle eine Region mit 
vielen Felsblöcken, bis ſie noch weiter oben ſich nur leicht in die 
Geröll- und Lehmlager eingewafchen haben und die von der Seite 
in flachen Mulden ihnen zufließenden Quellen aufnehmen. 


) Bei beiden Mündungen ſieht man übrigens genau, wie der höchſte Theil 
der Schuttmaſſen vom Elbſtrome, wenn dieſer angeſchwollen iſt, jedesmal ein 
Stück mit fortgeſchoben wird; dadurch aber werden die Bäche bei niedrigem Waſſer 
gezwungen, oberhalb des Schuttes einzumünden. Die Kirnitzſchbach hat, an 
ihrer Mündung bei Schandau, dieſem Geſetz ganz auffällig folgen müſſen. 


80 Dritter Abſchnitt. 


Wo die harten Gerölle von den Bächen mit fortgeführt werden 
und dann auf Sandſtein treffen, find fie immer von zerſtörender Wir- 
kung. So werden vom Waldbache, 300 Schritte oberhalb des Weges 
von Königſtein nach Struppen, die Gerölle durch alle Spalten einer 
halbzerrütteten Sandſteinpartie gedrängt und müſſen dieſelben im 
Laufe der Zeit ſchluchtartig erweitern (F. 93). 

Am intereſſanteſten iſt aber die Einwirkung der Gerölle auf die 
Sandſteinplatten in den Waſſerfällen. Sie bringen merkwürdige 
Keſſelbildungen — die ſogenannten Rieſentöpfe — *) hervor, und 
das Teufelsloch, ½ Stunde weſtlich der Feſtung Königſtein, bietet 
hierzu die ſchönſten Belege. Nach etwa 1000 Schritten Wanderung 
zwiſchen den niedrigen, vielfach angegriffenen Wänden dieſes Gründ— 
chens, dem Waſſerlaufe entgegen, treffen wir auf eine 19 Fuß hohe, 
abſchließende Wand, über welche das Bächlein in zwei Hauptabſätzen 
herabftürzt. Der Oberlauf des aus Sümpfen zuſammenrinnenden 
Waſſers iſt ſehr kurz; er trifft jedoch auf die Gerölllager, deren Kie— 
ſel, mit Sand vermiſcht, herabgeführt werden (F. 94). 

Betrachten wir die Arbeit in dieſer Werkſtätte zuerſt an der 
unterſten Stufe des Falles: 

Bei trockener Zeit tropft nur wenig Waſſer von der mittlern 
Höhe ſenkrecht herab. Da, wo die Tropfen aufſchlagen, iſt ein 
Loch a von nur 3 bis 4 Zoll Tiefe entſtanden. Verſtärkt ſich das 
Waſſer zum ſchwachen Strahle, ſo bildet das Spiel deſſelben einen 
Kreis, welcher ſich denn auch in einem Loche mit vorſtehender Warze b 
ausgeprägt hat. Der ſtärkere Strahl ſtürzt im größern Bogen herab 
auf die ſchrägliegende Felsplatte und hat einen bis 14 Zoll tiefen 
Keſſel eingearbeitet, den die Geſchiebe und der Sand, welche hinein 
geführt werden, immer tiefer ausreiben. Klettert man am Falle 
gerade in die Höhe, oder umgeht die nächſten Felſen auf der Süd— 


) Man verſteht in Skandinavien unter dem Namen Rieſentöpfe (Gjette gry- 
der), mehr oder weniger cylinderförmige, nach unten zu ſphäriſche Aushöhlungen 
im anſtehenden Felsgeſtein, von denen man annimmt, daß ſie durch Steine ge— 
bildet worden ſind, welche vom Waſſer, in einem Strudel, im Kreiſe herum be— 
wegt wurden. Dieſe Bedingungen ſind am häufigſten bei Waſſerfällen erfüllt, 
wenn ſchon mehrere dieſer Aushöhlungen an Stellen getroffen werden, wo gegen— 
wärtig weder ein Waſſerfall, noch überhaupt ſchnell ſtrömendes Waſſer vorhanden 
iſt, man die Ausbildung dieſer Töpfe daher zum Theil in eine frühere geologiſche 
Periode verſetzen muß. Vergl. Th. Scheerer in Poggendorf's Annalen. Bd. LXVI. 
S. 289 ff. a 


Dritter Abſchnitt. 81 


ſeite, bis man wieder an den Bach gelangt, ſo erblickt man in hal— 


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94. Waſſerfall und Rieſentopfbildung im Teufelsloch 


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ber Höhe des Falles einen länglichen Keſſel genau von der Form 


und Größe einer gewöhnlichen Badewanne. Das Waſſer traf hier 
v. Gutbier, geognoſt. Skizzen. 6 


0 INN 


82 Dritter Abſchnitt. 


auf eine wagrechte Platte und hat mit Hülfe der reichlich herbei— 
geführten Geſchiebe dieſen ſchönen Rieſentopf ausgewaſchen, der auf 
der Südſeite e ſich ſogar unter dem Felſen erweitert. An derſelben 
höhern Seitenwand ſieht man, wie ſchon viel früher dieſe Keſſel— 
bildung k in höherem Niveau begonnen hatte und durch Ausbrechen 
der Vorderwand immer wieder zerſtört wurde. Der Kurſus dieſer 
Auswaſchungen reicht mithin von der Gegenwart bis zu ſehr alten 
Zeiten in der Entſtehung des Grundes. 

So findet man auch am Langhennersdorfer Waſſerfalle, bekannt— 
lich dem höchſten — von 26 Fuß Fallhöhe —, welchen die Natur 
in Sachſen bietet, auf den Felsblöcken unterhalb des Hauptſturzes, 
mehrere kleine Keſſel, die der Waſſerwirkung zuzuſchreiben find “). 

Der Langhennersdorfer Bach ſtürzt vom großen Falle wol noch 
60 Fuß tief über ein Haufwerk der größten Blöcke der Gottleube zu. 

Es iſt der Mühe werth, das Gottleubethal ſelbſt in ſeinen Haupt— 
abſchnitten kennen zu lernen. Von der Mündung, faſt eine Meile 
aufwärts, ſehen wir den Bach in einer 500 bis 700 Schritte brei— 
ten Aue, in welcher er bei geringem Gefälle den von oben herab— 
geführten Schutt, in der Mitte am höchſten, abſetzte. Er ſelbſt fließt 
an dem nicht ſehr hohen, aber ſteil abgeſchnittenen ſüdweſtlichen Thal— 
rande, welcher das flache Gehänge von Cotta herein abſchneidet. Nord— 
öſtlich ſteigt eine mäßige Böſchung bis zu den Wänden der Pirnai— 
ſchen Ebenheit an. Von Naundorf beginnend, verengt ſich das Thal, 
indem von beiden Seiten ſteile Böſchungen mit ungeheuren Fels— 
blöcken ſich hereinſenken, zwiſchen denen der Bach fortwährend kleine 
Fälle und Wirbel bildet **), 

Zwiſchen der Grundmühle und Zwieſel ſtößt auf dem linken Ufer 
mitten aus den Sandſteingehängen ein ſenkrechter, 80 bis 100 Fuß 
hoher Granitfelſen vor, deſſen Geſtein als glatt abgewaſchene Schwelle 

ins Flußbett vorſpringt (F. 95). 
Dbberhalb des Einfluſſes vom Bahrabache ziehen ſich die Sand— 
ſteinwände öſtlich gegen Bahra, weſtlich, als ſteiles Gehänge des 


) Ein ähnlicher Keſſel im Ottewalder Grunde, beim Aufwärtsgehen zur 
Rechten des Weges, etwa von einem Fuß Durchmeſſer und entſprechender Tiefe, 
wird keinem aufmerkſamen Reiſenden entgangen fein. 

) Hier finden Landſchaftsmaler reichen Stoff zum Studium einer wilden 
Gebirgsnatur. Vergl. Schiffner, S. 314. 


Dritter Abſchnitt. 83 


Ladenberges, gegen Gersdorf zurück. Der Thonſchiefer — bei Bahra 
Granit — tritt überall in der Sohle hervor, und nur einzelne Felſen 
des Quaderſandſteins, wie der hohe Stein und der Jagdſtein, weſt— 
lich Berggießhübel, ragen mitten im Schiefergebiete auf. Steht man 
auf dem hohen Steine oder auf der Wand des Ladenberges, unfern 
der von Berggießhübel nach Pirna führenden Chauſſee, ſo über— 
ſieht man ein großes Terrain, von welchem einſt der Quaderſand— 
ſtein bis auf die Sohle weggeführt wurde, denn ſübdlich, oberhalb 
Gottleube, beim Sattelberge und bei Jungferndorf, treffen wir, wie 


Fig. 95. Granitfelſen im Gottleubethale. 


früher erwähnt, noch die Reſte jener Formation zwiſchen den welligen 
Bergformen und tief eingefurchten Schluchten des erzgebirgiſchen 
Gneisabhanges. 

In den engen Thälern der rechten Elbſeite finden wir an meh— 
reren Stellen die Felſen bis hoch über die Thalſohle mit faſt geglät— 
teten Seitenwänden und abgerundeten Kanten, während mehr in 
der Höhe eine weit rauhere Beſchaffenheit eintritt, und dies können 
wir ebenfalls nur dem durchſtrömenden Waſſer bei der allmäligen 


Austiefung zuſchreiben. 
6 * 


84 Dritter Abſchnitt. 


Die Wände im Thale von Herniskretſchen aufwärts, namentlich 
am Anfange des nach dem Prebiſchthore führenden Bielagrundes, 
ſowie im Kirnitzſchgrunde am Fuße des Gellichenſteins unterhalb der 
Oſtrauer Mühle, zeigen dies Verhältniß ſehr auffällig. Der hier 
auf der rechten Thalſeite hoch über der Straße drohende Felſenüber— 
hang rührt urſprünglich auch von einer großartigen Unterwaſchung 


Fig. 96. Felſenüberhang = Kirnitzſchgrunde. 
und Wegführung der ihn einſt ſtützenden Geſteinbänke her (F. 96). 

Wie ſchon weiter oben bei Betrachtung des Thürmsdorfer Tha— 
les angedeutet wurde, kommen dieſe Waſſerwirkungen auch noch jetzt 
im großen Maßſtabe vor. Außer den Frühjahrsfluthen ſind beſon⸗ 
ders die ſogenannten Wolkenbrüche verheerend für die Thäler. Ein 


Dritter Abſchnitt. F 85 


ſolcher ergoß ſich am 1. September 1822 über den Ottewalder Grund. 
Er führte große Felsblöcke, Steinſchutt, die Raſendecke der Thal— 
ſohle, Geſträuch und Bäume mit fort und verſtopfte ſchon im obern 
Theile des Grundes das Ottewalder Felſenthor. Gegen den Aus⸗ 
gang des Thales, im Städtchen Wehlen, fanden die größten Ver— 
wüſtungen ſtatt; mehrere Häuſer wurden halb weggeriſſen, Brücken 
zerſtört und eine gewaltige Schutt- und Trümmermaſſe bis in die 
Mitte des Elbſtromes vorgeſchoben (F. 97). Das Sammelrevier 
für die Gewäſſer des Ottewalder Grundes beträgt noch nicht Y/; 
Quadratmeile. 


Fig. 97. Schuttmaſſe am Ausfluſſe des Ottewalder Baches in die Elbe bei Wehlen, nach dem 
Wolkenbruche vom 1. Sept. 1822. 


Eben ſo klein iſt die Fläche, auf welcher am 26. Juli 1854 ein 
Wolkenbruch bei Langhennersdorf niederging. Die von den Fel— 
dern der linken Thalſeite, in der flachen Telle der Volkersbach, 
zwiſchen der Grund- und Hofemühle der Gottleube zuſtürzen— 
den Fluthen durchfurchten das wilde Haufewerk von Sandſtein— 
blöcken, zerſtörten alle Vegetation, ſo daß viele Bäume geſchält wur— 
den, entblößten im Waſſerriſſe den Schiefer des Grundgebirges, der 
hier in der Nähe des Granites von Bahra dem dickplattigen und 
feſten Hornfels des Harzes ähnelt, und ergoſſen ſich in die Gottleube— 
bach, welche nun, unter einer ſteinernen Brücke durchdringend, in 


86 Dritter Abſchnitt. 


wenig Minuten die Ufermauer der entgegenſtehenden Hofemühle zer— 
ſtörte, die nach der Waſſerſeite vorſtehende Hälfte der Mühle wegriß und 
die Trümmer weit hinab zwiſchen die Felsblöcke des Flußbettes trieb. 

Man wird ſich eine Vorſtellung von der Menge des bei demſel— 
ben Wolkenbruche im Langhennersdorfer Thale herabkommenden Waſ— 
ſers machen können, wenn man in Betracht zieht, daß der Felſen— 
keſſel, welcher den Waſſerfall umgibt, zwei ſehr regelmäßige Ausfluß— 
öffnungen zuſammen von 200 Quadratfuß Fläche bot und dennoch 
das Waſſer 7 Fuß hoch herausſtürzte, wie man an den Seiten— 
wänden der Felsblöcke, deren Moos und Epheu ganz abgerieben 
wurde, noch jetzt bemerken kann. Auf ähnliche Art wurde in neue— 
rer Zeit auch das Thal von Herniskretſchen heimgeſucht, und wir 
werden Tauſende ſolcher partiellen Ergüſſe uns denken können, welche 
ſeit den Urzeiten jeder etwas zur jetzigen Geſtaltung der Thäler beitrug. 


Konnten bisher faſt nur zerſtörende Wirkungen des Waſſers an— 
geführt werden, ſo iſt auch das einzige Kalktuff abſetzende — mit— 
hin Geſtein bildende — Bächlein, der „Hemmfloß“, zu erwähnen, 
welches ſich zwiſchen Langhennersdorf und Naundorf in die Gottleube 
ergießt (F. 98). Deſſen Quellſümpfe liegen in der früher beſchriebenen 
Plänerregion, hoch am öſtlichen Gehänge. Unterhalb derſelben iſt 
eine große Maſſe erdigen Kalktuffs neben dem Einſchnitte des Baches 
abgelagert. Da, wo das Waſſer am ſteilſten hinabſtürzt und zuletzt 
neben dem Fahrwege im Grunde kleine Fälle bildet, überzieht er die 
in ſeinem Bereiche wachſenden Moospolſter, Stengel und halbzer— 
ſtörten Blätter, ſowie die Sandſteine des Grundes, mit einer Kalk— 
kruſte, die jedoch keine große Feſtigkeit erlangt. Der Kalkboden begün⸗ 
ſtigt wie immer eine eigenthümliche Vegetation. Hier wachſen z. B. 
mehrere Arten Huflattig, Centaurea scabiosa L., die Flockenblume mit 
zertheilten Blättern — von Farrn, Polypodium calcareum (hoch oben 
am Gehänge) — von Schachtelhalmen, Equisetum hiemale L., der 
echte Schachtelhalm, unfern der Gottleube —; endlich das ſeltene und 
ausgezeichnete Equisetum thelmateja, mitunter von 6 Fuß Höhe. 
Es iſt am Bache von oben herein bis hinab zu den ſteilſten Stellen 
anzutreffen und gewährt in den mittleren Regionen durch die üppige 
Gruppirung feiner Schäfte einen fremdartigen Anblick). 


) Eine Erinnerung an die baumähnlichen Equiſeten oder Kalamiten der Urzeit. 


Dritter Abſchnitt. 87 


Eine kurze Betrachtung über die Waſſerführung des Quader— 
ſandſteingebirges dürfte ſich am beſten hier anſchließen. Die ſanft 
nach Norden abhängigen, bewaldeten Hochflächen um den hohen 
Schneeberg herum, zum Theil mit ſumpfigem Untergrunde, begün— 
ſtigen ungemein das Anſammeln des atmoſphäriſchen Waſſers, aus 
welchem die Zuflüſſe der Biela, des Kunnersdorfer und des Krippen— 


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es 
Fig. 98. Fall vom Hemmfloß. 
baches, ſowie mehrerer kleinerer Nebenbäche unmittelbar zuſammen— 
rinnen. Ein großer Theil des Regen- und Schneewaſſers dringt 
aber zwiſchen die geneigten Bänke des Sandſteines ein ), bis zu 


) Das ſogenannte Schwitzwaſſer, welches in mehreren iſolirten Felſen, z. B. 
dem Pfaffenſtein, Pabſtſtein u. ſ. w. im Herabtropfen zwiſchen den Klüften auf— 


88 Dritter Abſchnitt. 


undurchläſſigen Thon- oder Plänerſchichten und wird auf denſelben 
nach den Quellpunkten geleitet. Dergleichen bieten nun vorzugs- 
weiſe das Bielathal und deſſen Gehänge dar. 

Zuerſt die prächtigen Quellen, welche in der Umgebung der 
Schweizermühle aus den unteren Schichten des Quaderſandſteines 
hervortreten und zu Begründung der dortigen Waſſerheilanſtalt Ver— 
anlaſſung gaben. Sodann die Quellen in der Umgebung von 
Hermsdorf, und diejenigen, welche das verfumpfte Terrain am Dorfe 
Leupoldshayn bilden; ſie entſpringen jedenfalls auf den im erſten 
Abſchnitte S. 21 erwähnten Plänerlagen. Ganz getrennt hiervon 
ſtürzt vom Gehänge des großen Eichberges der Rollborn in das 
Thal der Biela herab. Er hat feinen Urſprung hoch oben im Walde, 
vielleicht auch auf Schichten des in Sandſtein übergehenden Pläners, 
welche unter der Bodendecke verborgen liegen. Anerkannt auf den⸗ 
ſelben Schichten erſcheinen die reichen Quellen der Waſſerheilanſtalt 
Königsbrunn im Hüttenthale. Ein am ſüdlichen Abhange des 
Feſtungsberges vorbrechender ſtarker Quell, der für eine Bleiche be— 
nutzt wird, läßt hier ähnliche ſchwach wellenförmige Schichtung des 
thonig-ſandigen Geſteins — die hier partiell in Süden neigen 
würde — vermuthen, wie man am Ausgange des Thürmsdorfer 
Thales bemerkt. Auch können wir mit Profeſſor Geinitz annehmen, 
daß in dieſe Region das den Königſteiner Feſtungsbrunnen ſpeiſende 
Waller gehört *). 

Der eifenhaltige Brunnen, welcher im Städtchen Königſtein am 
Fuße des Pfaffenberges hervortritt und für eine Badeanſtalt benutzt 
wird, beſchließt dieſes die Biela begleitende Quellenſyſtem. 

Es find jetzt die Waſſer führenden Thonlagen im Sandſtein hoch 


gefangen wird, iſt auf dieſem Wege zu den Thonſchichten begriffen. Dasjenige, 
welches am öſtlichen Fuße des Lilienſteins ſich in kleinen Baſſins ſammelt, iſt 
wichtig für die Bewohner der Ebenheit, da ſie in mehreren gegrabenen Brunnen 
nie Waſſer fanden und bei trockenen Sommern oft mehrere Wochen lang den 
Waſſerbedarf aus der Elbe bis hinauf in ihre Höfe ſchaffen müſſen. 

) Derſelbe iſt bis zur Waſſerfläche 600 Fuß ſächſiſch — 523 Fuß franz. 
tief und hält 60 Fuß Waſſer. Deſſen tiefſter Punkt liegt mithin immer noch 
200 Fuß höher als der Elbſpiegel, der hier 342 Fuß franz. über dem Meere 
anzunehmen iſt. Da der Brunnenmeiſter dies allen Fremden deutlich erklärt, ſo 
iſt zu verwundern, daß auch in neueren Schriften noch immer die größten Ueber— 
treibungen in Bezug auf jene Tiefe ſtattfinden. 


Dritter Abſchnitt. 89 


am Elbgehänge bei Naundorf und nördlich bei Kleinſtruppen zu er— 
wähnen). Profeſſor Naumann nimmt dieſelben als in einem viel 
höhern Niveau liegend an *), als die Plänereinlagerung jenſeit der 
Kehle des Struppener Thales und bis Pirna, wo ebenfalls wieder 
ſehr viele Quellen vortreten und für die Waſſerverſorgung der Stadt 
gefaßt ſind. Der eine Stunde lange, nur auf kurze Zeit unter— 
brochene Abhang von Lehm und Gebirgsſchutt im Elbthale — gegen 
deſſen Druck die Eiſenbahn durch bedeutende Kunſtbauten und An— 
pflanzungen nordiſcher Erlen geſchützt werden mußte — macht eine 
genauere Unterſuchung unmöglich. 

Nach demſelben Autor tritt der Pläner auf dem rechten Elbufer 
bei Poſta unter die Thalſohle. Da nun aber im vordern Theile des 
Thalſchlundes von Nieder-Poſta eine ſtarke Quelle ziemlich hoch am 
öſtlichen Gehänge vortritt, zwei andere weiter nördlich näher der 
Sohle unter den Bergwänden hervorkommen, ſo müſſen die undurch— 
läſſigen Schichten auch noch bis in dieſe Höhe, mindeſtens 50 Fuß 
über den Elbſpiegel, angenommen werden, und würden ebenfalls nur 
die Verſandung des Pläners, — den Uebergang von deſſen kalkigen 
Schichten in ſandig-thonige beweiſen. 

Dieſen Quellenreichthum im Bielathale und an den Elbgehängen 
hat man mithin dem Wechſel für das Waſſer durchläſſiger und un— 
durchläſſiger Schichten und der ſanften Neigung derſelben ſchräg 
gegen das Hauptthal zu verdanken. Ganz andere Verhältniſſe finden 
ſich auf dem größten Theile der rechten Elbſeite, wo bekanntlich die 
Schichten horizontal liegen und vielfach ſenkrecht zerſchnitten ſind. 
Wir treffen daher ſchon im Ottewalder Grunde und in deſſen Neben— 
ſchluchten die größte Waſſerarmuth, ebenſo in den zerriſſenen Um— 
gebungen der Baſtei und in den Einſchnitten von Hohnftein gegen 
den Brand. Kaum daß an einzelnen Stellen die Sohle der tiefen 
Schluchten, z. B. der ſogenannten Buttermilchlöcher zwiſchen Wal— 


) Die Waſſer aus den Quellen beider Localitäten werden zu hydrauliſchen 
Maſchinen benutzt. Die Waſſerſäule bei Naundorf treibt die Turbine einer kleinen 
Mühle am Fuße des Gehänges; die unfern Kleinſtruppen bewirkt durch ihren 
Druck auf das tief am Abhange angebrachte Werk, daß ein großer Theil des 
Waſſers wieder in Röhren den Berg hinauf und über denſelben bis in den Wirth— 
ſchaftshof des Staatsgutes getrieben wird. 

) Auf der Höhe über der Wehlener Ziegelau, mithin auf dem rechten Elb— 
ufer, finden wir eine ähnliche, 4 bis 6 Fuß mächtige Thonlage im Sandſteine— 


90 Dritter Abſchnitt. 


tersdorf und dem Amſelgrunde, verſumpft iſt. Der Bach von Rathe— 
walde, welcher den Amſelfall bildet, hat ſeine Quellen im Granit— 
gebiet und auf Lehmboden; ein ihm von Norden her zufallendes 
Schluchtenſyſtem enthält nur ein leeres Bachbette, „die dürre Bach“. 

Die drei Hauptbäche dieſer vordern Gegend, die Weſenitz, Polenz 
und Sebnitz, erhalten ihre Zuflüſſe aus dem lehmigen Boden des 
Granitgebietes und nur wenige beachtenswerthe Quellen rinnen vom 
Sandſteinterrain herbei. 

In dem, die höchſten und wildeſten Theile umfaſſenden, Gebirgs— 
dreieck zwiſchen Schandau, Herniskretſchen und der Kirnitzſchſchenke 
iſt ein ähnlicher Waſſermangel. Nur am Baſaltkamme des großen 
Winterberges und in der aus deſſen Verwitterung entftandenen leh— 
migen Umgebung treten einige ſtarke Quellen aus; in der Haupt— 
ſache find die meiſten Schluchten trocken; vor allen der faſt / Meile 
lange große Zſchand. Das aus den wenigen Quellen vortretende 
Waſſer verſiegt meiſt, bevor es ſich in den breiteren Sohlen vereinigt 
hat und ein Bachbette bilden kann. 

Einzelne Einſchnitte, in denen ſich mehr Waſſer ſammelt, ſind 
daher durch die Namen: „der naſſe Grund“, „naſſe Schlüchte“ 
ausgezeichnet. Die Kirnitzſchbach erhält vom linken Ufer in 
Sachſen keinen verſtärkenden Bach“). Kaum erheblicher find die 
aus den Umgebungen des Rudolphſteins in Böhmen aus mehreren 
kleinen Gerinnen zuſammenlaufenden Bächlein. Dagegen kommen 
von der rechten Seite aus dem Granitgebiet größere Waſſerzuflüſſe. 
So die beiden kleinen Bäche bei Lichtenhayn, welche die Waſſerfälle 
im Kirnitzſchgrunde ſpeiſen, ferner der Ottendorfer und der das 
Saupsdorfer Räumigt durchſtrömende Bach. Endlich mögen die 
mehrgeſchloſſenen Bergflächen bei Daubitz in Böhmen den ſtärkſten 
Beitrag liefern. Hier tritt ebenfalls wieder Pläner auf. Der ziem— 
lich waſſerreiche Kamnitzbach, welcher bei Herniskretſchen in die Elbe 
mündet, ſammelt in dem weiten, mit Baſaltkuppen beſetzten Reviere 
zwiſchen Kreibitz und Böhmiſch-Kamnitz. 

Wir wenden uns in die Thalabzweigung deſſelben, welche nach 
Rainwieſe führt und treffen hier, in einer geringen Erſtreckung, bis 


) Die Eiſenquellen des Schandauer Bades, ſowie das Waſſer im naſſen 
Grunde, ſtehen jedenfalls in Beziehung zu den durch den Granit der hohen Liebe 
veranlaßten Schichtenneigungen. 


Dritter Abſchnitt. 91 


zum Aufwege nach dem Prebiſchthore, mehrere ſtarke, am Fuße der 
Berghänge vorbrechende Quellen, welche bei hohem Gefälle ſofort 
mehrere Bretſchneidewerke treiben. Das Auftreten dieſer Quellen 
möchte ich der Bruchſpalte in der erzgebirgiſchen Richtung am Fuße 
der hohen Wände, in welcher wir uns dort befinden, zuſchreiben. 

Endlich würde das im Dorfe Herniskretſchen von der linken 
Thalwand an mehreren Stellen herabkommende Quellwaſſer der 
ſchwachen Schichtenneigung in Nordweſt zuzuſchreiben ſein, welche 
früher für dieſen Gebirgstheil nachgewieſen wurde. 

Wenn nun beſonders den dieſe Gegenden beſuchenden Fremden 
auffällig iſt, daß, im Gegenſatz zu anderen Sandſteingebirgen, trotz 
des Mangels an fließendem Waſſer in dem zerſchnittenſten Theile 
unſeres Gebirgslandes eine üppige Entwickelung, ſowol der niedern 
Vegetation an Flechten, Mooſen und Farren, als auch der Nadel— 
hölzer herrſcht, ſo liegt dies eben an dem verhältnißmäßig engen 
Elbgrunde und an den vielen Schluchten mit ſenkrechten Wänden, 
in welche die Sonnenſtrahlen und Winde nicht eindringen können, 
wo ſich daher die Nebel lange verhalten, deren Feuchtigkeit den Pflan— 
zenwuchs kräftigt. Unter den niederen Pflanzen hat aber wol das 
Waſſermoos (Sphagnum) die wichtigſte Rolle, da es auf faſt allen 
ſchattigen Hängen ſeine Polſter entwickelt und, ohne gerade Torf— 
bildung im Großen zu bewirken, eine große Menge Waſſer anſaugt 
und zurückhält. 

Das Anhängen der Feuchtigkeit an die Felswände ſelbſt und das 
Eindringen in das Geſtein bildet aber wieder einen der wichtigen 
Momente, welcher im vierten Abſchnitte weiter entwickelt werden ſoll. 


bſchnikt. 


Verwitterung. 


Verſteht man unter Verwitterung die Einwirkung des Wetters, 
d. h. der Feuchtigkeit, der Temperatur und des Windes auf die 
Außenflächen und auf die Klüfte der Felsmaſſen — wozu noch die 
Angriffe der an den meiſten Stellen ſich einſtellenden Vegetation zu 
rechnen ſind, ſo leuchtet ein, daß dieſe zerſtörende Einwirkung ſeit 
einer unzählbaren Reihe von Jahren ſtattfand, ſeit der Zeit, als 
die erſten Quaderſandſteinfelſen aus der Waſſerbedeckung emportauch— 
ten. War es daher unvermeidlich, ſchon im vorhergehenden Ab— 
ſchnitte die, vom Anbeginn für die Auswaſchung thätige, Verwitte— 
rung vorläufig zu berühren, ſo werden doch noch genug intereſſante 
Thatſachen übrig ſein, um ſolche zur Darſtellung zu bringen. 

Betrachtet man ganz im Allgemeinen hohe Sandſteinwände nach 
ihrem Aeußern, ſo findet man von oben herein die Gipfel unter 
Annahme der bei der Auswaſchung beſchriebenen Höckerformen ab— 
gerundet; von hier beginnt eine Zone, wo die Schichtung theils in 
kleinen Abſätzen vorſpringt, theils durch tief eingehende Klüfte gleich— 
ſam aufgelockert iſt und ſich dickplattig abheben läßt. Beſonders 
wenn Schnee die kleinen Abſätze bedeckt, kann man dieſelben auf 
große Entfernungen erkennen. Dann kommen große, ſenkrechte Flächen, 
oft ohne alle Unterbrechung, daher mit kaum angedeuteter Schich— 
tung, bis endlich nahe am Boden und etwa auf 25 Fuß über dem— 
ſelben die eigenthümlichſten Zerſtörungen angetroffen werden. Am 
gewöhnlichſten tritt wieder die Schichtung ausgeprägter auf, wie 


Vierter Abſchnitt. 93 


im Thale bei Herniskretſchen und in einem großen Theile des Bie— 

laer Grundes ſo ſchön zu bemerken iſt. (S. Fig. 16, 34 u. 35.) 
Hieran ſchließen ſich andere Ausfreſſungen wie Zellen, zwiſchen 

denen ein unregelmäßiges Netzwerk ſtehen bleibt. Leicht überhängende 


Wände begünſtigen beſonders die Bildung dieſes Netzwerkes, hinter 
welchem ſogar zum Theil die Sandmaſſe verſchwunden iſt. Eine 
kleine Partie deſſelben iſt in Fig. 99 dargeſtellt. Die hohle Schlucht 


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Fig. 100. Aus den Nickelsdorfer Wänden. 
— jetzt häufig Wolfsſchlucht genannt —, ſüdlich des Königſteines, 
die Umgebung des Diebskellers am Bärenſtein, ſowie mehrere Höh— 


. 


94 Vierter Abſchnitt. 


len, endlich die Felswände am ſteilſten Aufwege zum kleinen Winter— 
berge, laſſen daſſelbe vielfach wahrnehmen. 

Eine andere Modifikation zeigt kleine vereinzelte Höhlen auf den 
Schichtungsklüften, die gewöhnlich, je tiefer an der Felswand, deſto 
häufiger und größer werden (F. 100 u. 101). Oft ſieht man auch 


dieſe Höhlen nur von der Höhe eines Zolles oder einiger Zolle, und 
durch die zierlichſten Pfeiler geſtützt (F. 102). Sie erſcheinen genau 


als die Modelle der größeren und größten Sandſteinwölbungen. 
Meiſt haben ſie eine wagrechte Sohle und eine in Bogenlinien ſchräg 


Vierter Abſchnitt. 95 


nach innen abfallende Decke. Die durch Umgreifen der Zerſtörung 
und Verbindung der benachbarten Höhlen ſo häufig entſtandenen 
Pfeiler erhalten dadurch Sanduhrformen, indem zwei Kegel von 
oben und von unten ſich berühren. Härtere Schichten laufen wie 
Vorſprünge in einem menſchlichen Bauwerke oft an den Seitenwän— 
den und Pfeilern herum (F. 103). Zahlreiche Höhlenbildungen die— 


Fe 


Fig. 103. Höhlenbildung zwiſchen dem Teufels- und Schlüſſelgrunde. 


ſer Art ſind an den Rändern der niedrigen Schluchten öſtlich der 
neuen Schenke unterhalb des Königſteins zu beobachten. Eine vor— 
züglich ſchöne Gruppirung iſt (F. 104) abgebildet. Man gewahrt 


Fig. 104. Höhlenbildung unter der neuen Schenke bei Königſtein. 


zugleich an derſelben, wie zwar auf der einen Seite die Aushöhlung 
sich auf eine Bank des Sandſteines beſchränkt, wie jedoch auf der 


96 Vierter Abſchnitt. 


andern die Zerſtörung durch zwei Bänke fortſetzt und an anderen 
Orten wieder beginnt. So findet man auch, wenn ſchon ſeltener, 
einzelne vollkommen runde, tief eingewitterte Löcher mitten in feſten 
Sandſteinbänken. 

Eine natürliche Niſche mit Sitzbank an der Nordſeite des Quirl 
(F. 105) vermittelt den Uebergang zu den größeren Höhlen, von 


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Fig. 105. Niſche und Ruhebank am Quirl. 


denen der Diebskeller *) oder die zunächſt jener Niſche am Quirl 
befindliche ſchöne Höhle hervorgehoben zu werden verdient (F. 106). 


Fig. 105. Das Diebsloch. 


Man kann ſie 120 Fuß weit in den Berg verfolgen. Im vordern 
Theile bietet ſie eine durch Pfeiler geſtützte obere Etage. Wenn 


*) Nach Schiffner; das Diebsloch in älteren Schriften. — Man gelangt aus 
dem Hüttenthale oder vom Städtchen Königſtein in Y% Stunde hinauf. 


Vierter Abſchnitt. 1 97 


Feuer in derſelben angezündet wird, zieht ſehr oft der Rauch durch 
ſeitliche Oeffnungen aus und bekundet ſo die Verzweigung der Aus— 
höhlungen. 

Als die ſtaunenswertheſte Höhle, nach dem allbekannten Kuhſtall, 
führt Schiffner mit Recht die des Kleinſteins (F. 107) an. Er ſagt: 
„Die Haupthöhle geſtaltet ſich dadurch, daß die Pfeilerpaare zweier 
ungeheuern, ſpitz zulaufenden Thore ſich einander entgegen ſenkten, 
doch ſo, daß noch ein ſchmaler Raum den Himmel ſehen läßt.“ 


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Fig. 107. Die Kleinſteinhöhle. 


Dies mag aber daher gekommen ſein, daß mit einem Kreuzpunkte 
der beiden Abſonderungsrichtungen die Dispoſition zur Verwitterung 
zuſammentraf, deren früher beſchriebene, netzförmige Kruſten wir im 
Innern gewahren. Das Felſengehäuſe iſt nur eben groß genug, um 
Wände und Decke der 48 Fuß langen und 32 Fuß breiten, nach 
der Höhe nicht gut meßbaren Höhle zu bilden. 

Der ſenkrechte Abgrund liegt hart vor dem ſüdlichen Thore ). 


) Der Kleinſtein liegt öftlich der Kirnitzſch und nördlich des von Saupsdorf 
herabkommenden Dorfbaches. — Er ift noch auf der öſtlichen Ecke der Odeleben— 
ſchen Karte verzeichnet. Der Beſuch deſſelben ohne Führer iſt nicht anzurathen, 
da ein wahres Labyrinth gefährlicher Felfengänge ihn umgibt. 

v. Gutbier, geognoſt. Skizzen. 


. 5 1 


98 P Vierter Abſchnitt. 


Von Betrachtung der größeren Höhlen wenden wir uns noch 
einmal zurück zu den nur eben angegriffenen Wänden. Oft bilden 
ſich nämlich keine einzelnen kleinen Höhlen, ſondern die Verwitte⸗ 
rung erweitert die Schichtungsklüfte, dringt auf denſelben immer tie⸗ 
fer ein und bildet endlich die häufig auftretende Form der Felſen⸗ 
überhänge. Die Wände, welche das Prebiſchthor ſtützen, bieten an 
ihrem weſtlichen Fuße einen dergleichen von ziemlicher Größe; der 
umfangreichſte iſt aber die große Hickelshöhle in einer Seitenſchlucht 
des großen Zſchand (F. 108). Etwa 30 Fuß hoch, 50 Fuß über⸗ 
hängend, 160 Fuß breit und faſt in der ganzen Breite offen und 
ziemlich hufeiſenförmig, bietet fie an ihrer Hinterwand eine — wenn 


Fig. 108. Die große Sickelshöhle in einer er Seitenſchlucht des großen sei. 


auch an manchen Stellen etwas feuchte — Sitzbank für 100 Per⸗ 
ſonen, würde aber für 200 bis 300 Menſchen Obdach und noth⸗ 
dürftigen Lagerraum gewähren. 

Noch eine Modifikation der Verwitterungsformen iſt zum Schluſſe 
anzuführen. An Stellen, wo an die Einwirkung eines ſtarken flie⸗ 
ßenden Waſſers nicht wohl gedacht werden kann, z. B. an den nied- 
rigen Wänden, welche ſich vom Bielger Grunde gegen Roſenthal 
hinaufziehen, iſt auf 10 bis 15 Fuß hoch die Wand ziemlich glatt 
zerſtört; darüber ragt das Geſtein ſonderbar zerklüftet vor, wie dies 
in Fig. 109 dargeſtellt iſt ). 


) Es iſt nicht zu läugnen, daß dergleichen nahe über dem Boden benagte 
Felſen einige Aehnlichkeit bieten mit der vom Gletſchereiſe abgearbeiteten Felſen⸗ 
region der höheren Alpenthäler (roches moutonnees, Charpentier und Aggaſtz); 
aber da andere Gletſcherſpuren nicht nachgewieſen werden können und die Höhlen⸗ 
bildung ganz andere Fingerzeige gibt, ſo werden wir nur dieſe verfolgen. 


Vierter Abſchnitt. 0 99 


Ziehen wir aus allen dieſen Beiſpielen ein Reſultat, ſo iſt es 
das der Intenſität, mit welcher die Felſen an ihrem Fuße benagt 
find ). Dieſe Zone iſt unabhängig von der Höhe über dem Meere, 
unabhängig von gewiſſen Schichten des Sandſteines, ſie ſteht da— 
gegen in genaueſter Beziehung zu den ſogenannten Fichtendickigten, 
zu der Höhe, in welcher junge Nadelhölzer am dichteſten zuſammen— 
gewachſen ſind, tiefen Schatten verurſachen und jeden Luftzug ver— 
hindern **). In dieſer Zone ſchlagen ſich an vielen Tagen im Jahre 


— = — 


Fig. 109. Wand mit Verwitterung bei Roſenthal. 


die Nebel nieder und können nicht entweichen. Die Feuchtigkeit 
hängt ſich in Tropfen an das Geſtein und wird zum großen Theile 
von demſelben aufgenommen. 

Ein kieſelig thoniges Bindemittel, wie in den meiſten feinkörnigen 
Sandſteinen vorhanden, widerſteht am beſten der Zerſtörung; waltet 
aber der Thon vor, fo nimmt er begierig das Waſſer auf, welches 
ihn mechaniſch aufweicht und ausführt; kalkiges Bindemittel wird 


) Trifft man aber in der Nähe des Bodens dieſe Zerſtörung der Felswände 
nicht an, ſo kann man in den meiſten Fällen annehmen, daß die ausgewitterten 
Theile verrollt ſind und unter einem neugebildeten Abhange begraben liegen. 

**) Daß aber in allen Gegenden unſeres Gebirgslandes ſeit Jahrtauſenden 
viele Generationen der Nadelhölzer heranwuchſen, mithin zeitweilig überall am 
Fuße der Felſen Dickigte bildeten, darüber wird Niemand in Zweifel ſein. 

7 * 


100 j Vierter Abſchnitt. 


durch die Kohlenſäure im Waſſer zerſetzt, ebenſo wird der vorhandene 
Eiſenocker ausgelaugt und zur Zerſtörung und Umbildung des Ge— 
ſteins benutzt. Er überzieht in Kruſten die hohlen Räume und die 
ſandigen Wände, durchdringt das früher beſchriebene Netzwerk und 
bietet zuletzt jo auffällige Formen als „der gepudelte Felſen“ (nach 
Schiffner) am nordweſtlichen Fuße des Rauenſteins, der in Fig. 110 
dargeſtellt iſt. 


Fig. 110. Der gepudelte Felſen bei Weißig. 


Während der Wintermonate verſtärkt der Froſt den Verwitte— 
rungsproceß, indem die kleinen Eiskryſtalle der eingedrungenen Feuch— 
tigkeit das Geſtein auseinander treiben und zum Zerfallen bringen. 
Endlich ſind es beſonders die Anfänge (unterſten Entwickelungs— 
formen) der Flechten- und Moosvegetation *), welche, der Feuchtig— 
keit folgend, mit ihren Würzelchen zwiſchen die Sandkörner eindrin— 
gen, dann zu gewiſſen Zeiten in kleinen Polſtern abfallen und jedes— 


*) Sonſt unter den Namen der Iſidien, Pulverarien und Leprarien in den 
Syſtemen aufgeführt, — Lepraria aurea und chlorina find die gelben Ueber— 
züge der Felswände. 


Vierter Abſchnitt. 101 


mal Sandkruſten mit losziehen, deren Material ſich unten in den 
kleinen Höhlen und am Fuße der Felſen ablagert. Sie ſcheinen 
aber auch beizend durch Humusſäure (?) und Phosphorſäure (?) auf 
den Sandſtein zu wirken; denn wenn man feſtere Stücke losſchlägt, 
welche mit ihnen überzogen ſind, ſo zeigen dieſe eine veränderte 
Beſchaffenheit. Das im Innern hellgraue Geſtein hat mehr nach 
außen eine linienſtarke, braune — eiſenſchüſſige — Zone, auf 
welche im Bereiche der Würzelchen eine Kruſte von halb zerſetztem 
Sandſtein folgt. Die durch Abſterben der Flechten in den kleinen 
Höhlen gewonnene Dammerde dient dann den ausgebildeten Mooſen, 
den Farrenkräutern und andern Pflanzen zur Unterlage. 

Ueber dieſe ſtill wirkenden Kräfte in der großen Naturwerkſtatt 
konnten nur Andeutungen gegeben werden. t 

Wie ſchwer, außerhalb der Nebelzone, die erſten Anfänge der 
Verwitterung und der Vegetation auf Felswände mit friſchem Bruch 
einwirken und an denſelben haften können, zeigt eine hohe Wand 
an der Nordſeite des Pfaffenſteins, welche ſich durch helle Färbung 
vor ihren Nachbarn heraushebt. Am 3. October 1838 fand nämlich 
auf dem Grundſtücke des Bauergutsbeſitzers Führig ein Felſenſturz 
ſtatt“) und die ſeit faſt 20 Jahren bloßgelegte Wand hat ihre Far— 
ben bis jetzt noch nicht im Mindeſten verändert. Sie iſt aber auch 
der Wirkung aller Stürme bloßgeſtellt. Die architektoniſchen Ver— 
zierungen an der Spitze des höckerigen Thurmes zu Meißen, welche 
gegen 500 Jahre der Witterung ausgeſetzt waren, haben kaum einen 
Zoll Stärke von außen herein eingebüßt. Welche Zeiten werden 
nöthig geweſen fein, um die Felſenſäulen des Bielaer Grundes aus 
dem Zuſammenhange ihrer Schichten zu bringen, um die Barberine 
— einen 80 bis 100 Fuß hoch vereinzelt aufſtrebenden Pfeiler auf 
der Südſeite des Pfaffenſteins — (F. 111) oder die Katzenkirche im 
Thale von Dittersbach (F. 112) ganz frei hinzuſtellen! — Jemehr 
fie aus der urſprünglichen Verbindung heraustraten, deſtomehr wur— 
den ſie der Nebelzone (die überall in den Klüften herrſcht) entrückt, 
deſto langſamer ging in den letzten Jahrtauſenden ihre Zerſtörung 
von Statten. 

Sehr wichtige Belege für die von mir im Vorſtehenden ausge— 


) In Fig. 116 dargeſtellt. 


102 | Vierter Abſchnitt. 


ſprochene Anſicht: daß durch die Feuchtigkeit im umgebenden Waldes⸗ 
dickigt die Verwitterung des Sandſteins beſchleunigt werde, gewähren 
die in einer Meereshöhe von 1700 bis 1800 Fuß auf dem Gebirgs⸗ 
rücken liegenden Tyſſaer Wände. Deren ſüblicher Steilabruch zeigt 
eine 60 bis 80 Fuß hohe, faſt 2000 Schritte von Oſt nach Weſt 
fortlaufende Felſenmauer. Oeſtlich iſt ſie durch breite Lücken getrennt 


— > ug 


Fig. 111. Felſenſäule am Pfaffenftein. Fig. 112. Die Katzenkirche im Thale von Dittersbach. 


von den noch weiter ſüdlich vortretenden Wänden des Schneeberger 
Plateau's, weſtlich, wo ſie frei endigt, durch eine flache bewaldete 
Mulde von den nördlich rückwärts gelegenen Raitzaer Wänden. 
Jemehr die ſüdliche Fronte als ein Ganzes und kaum von den 
ſchräg durchſtreichenden Abſonderungen getheilt erſcheint, deſtomehr 
muß es uns auffallen, wenn wir, auf einem der ſchmalen Päſſe in 
das Innere gedrungen, dort eine chaotiſche Zerſtörung der Nordſeite 


Vierter Abſchnitt. 103 


’ 


des mächtigen Sandſteingebildes antreffen. Nicht allein hat die 
Zerklüftung den noch ſtehen gebliebenen breiten Wall — im Innern 
etwa von 40 bis 60 Fuß Höhe — tief eingefurcht“), ſondern auf 
der fanft in Nordweſt abhängigen Fläche find eine große Anzahl 
Felsmaſſen faſt ganz iſolirt, welche durch die vielen Thore und klei— 
neren und größeren Höhlen (F. 113 u. 114), die in das Innere 


Fig. 113. Thor an den Tyſſaer Wänden. 


dringenden Gänge mit rundlichen Fenſterlöchern nach zwei Seiten 
an verlaſſene Bauwerke der Menſchen, mindeſtens an eine Höhlen— 
ſtadt erinnern, in welcher auch groteske Standbilder und rieſenhafte 
Köpfe nicht fehlen. Gehen wir aber wieder in das Einzelne dieſer 


) Eine Treppe führt auf die Höhe, von der man eine prachtvolle Ausficht 
nach dem Mittelgebirge und nach der Altenberger Gegend genießt. 


104 Vierter Abſchnitt. 


Zerſtörungen, ſo treffen wir an den ſchattigſten, den Luftſtrömungen 
am meiſten entzogenen Stellen auch wieder die kleineren netzartigen 
Zerfreſſungen und Auswitterungen, mit welchen nach unſerer Mei— 
nung das Zerſtörungswerk beginnt und in welchen es in dieſer Nebel⸗ 
zone fortwährend thätig iſt. Dagegen ſtehen dieſelben Geſteine auf 
der von den Stürmen gefegten, von der Sonne getrockneten Südſeite 
faſt unberührt da. Daß auch in den öſtlicher gelegenen Quader— 
ſandſteingegenden die Nebelzone dieſelben Wirkungen äußert, dieſelben 


Fig. 114. Felſenruinen an den Tyſſaer Wänden. 
Formen hervorruft, dafür dienen der (F. 115) abgebildete Kelchſtein 
bei Oybin (Zittau) und der ſchon oft dargeſtellte Zuckerhut bei Aders— 
bach als die beſten Belege. | 
Die tiefe Auswitterung der Felſen am Grunde, wodurch endlich 
die Schwere zur Geltung kommt, und die Maſſen abzieht“), das 
Einſickern des Waſſers in die Spalten von oben, welches im Win— 
ter gefriert und ſprengend wirkt, das Eindrängen ſtarker Baumwur⸗ 
zeln in die Spalten, wodurch ſie ebenfalls auseinander getrieben 


*) In den meiſten Steinbrüchen der Gegend werden, die Natur nachahmend, 
die Wände unterarbeitet und ſo viele 1000 Kubikfuß auf einmal zum Herabſtür⸗ 
zen gebracht. 


Vierter Abſchnitt. 


werden, ſind die Haupturſachen der Felſenſtürze, durch welche Maſſen 
von vielen 1000 Kubikfuß auf einmal abreißen und unter donner 
ähnlichem Gekrach am Boden zerſchellen. 


105 


7 
Fig. 115. Der Kelchſtein bei Oybin. = 


Un 


N 


707 
67657 


10 


Fig. 116. 


Alter und neuer Felſenſturz am Pfaffenſteine. 


Einer der neueren aus der Gegend von Pfaffendorf wurde ſchon 
erwähnt und iſt in Fig. 116 dargeſtellt. 


Die großen Blöcke ſtammen 


106 Vierter Abſchnitt. 


von der gerade dahinter ſtehenden Wand. Auf dem ungeheuern 
Bruchſtück eines viel ältern Sturzes ſteht eine alte Kiefer. Daſſelbe 
iſt blos ſchräg herabgeſunken und ruht nur mit dem untern Theile 
an der Böſchung des Berges, während der obere Theil frei iſt. 
Fig. 117 ſtellt eine Partie aus der ſchon früher erwähnten wil- 


Fig. 117. Zerſtörung in der Schlucht zwiſchen Lauba und Loosdorf. 


den Schlucht zwiſchen Lauba und Loosdorf bei Tetſchen dar. Die 
Felsgruppen hoch am Abhange, ſowie die zur Rechten, zeigen noch 
geneigte Schichten; von ihnen ſind die mächtigen Maſſen herabgeſtürzt, 
welche die Mitte der Schlucht erfüllen und derſelben im Verein mit 
dem aufſproſſenden Gebüſch den höchſten landſchaftlichen Reiz 
verleihen. 

Die ſogenannte Wildpretskammer (F. 118) in den Nickelsdorfer 
Wänden, vor allen Höhlen durch kubiſche Form ausgezeichnet, läßt 


8 Vierter Abſchnitt. 107 


aus ihrer Sohle noch die Würfelecke des großen Blockes hervor— 
ſtehen, welcher hier einſt nach Zerſtörung der tiefern Baſis herab— 
ſank und fo die geräumige Felſenkammer bildete *). Deren Ent— 
ſtehung mußte daher bei den Felſenſtürzen aufgeführt werden, ſowie 
man überhaupt in jener Gegend die auf verſchiedenſte Art herab— 
geſtürzten, zum Theil auseinander gebrochenen Maſſen ſtudiren 
kann. 

Auch die Felſenſtürze wurden ſonach durch die bei der Verwit— 


Fig. 118. Wildpretskammer in den Nickelsdorfer Wänden. 
„ 


terung thätigen Kräfte herbeigeführt. Dieſe iſt als der noch immer 
fortdauernde, letzte Akt des geologiſchen Drama's zu betrachten, 
der gegenwärtig nur noch ſchwach von der Auswaſchung unterſtützt 
wird. Dieſe Wirkungen griffen einſt dergeſtalt in einander, daß leicht 
der einen Naturkraft hat zugeſchrieben werden können, was die an— 
dere bewirkte. Beiden vereint verdanken die ſächſiſche Schweiz und 
die benachbarten böhmiſchen Gegenden die letzte Ausbildung der für 
ſie ſo charakteriſtiſchen Formen. 


Der Felsgrund der Gegend, welche wir in dieſen Skizzen vorlegten, 
entſtand aus Sand und Schlamm im Meere der Kreideperiode. 


) Die Sohle der Schlucht iſt durch ſpätere Einſchlämmung erhöht worden. 


108 ie en 


Er wurde durch Hebungen mehrfach zerbrochen und den Ge— 
wäſſern der Tertiärzeit entzogen. Er ſank von Neuem in die Flu⸗ 
then, nun des Diluvialmeeres, und ſtieg daraus, allmälig die jetzige 
Geſtalt annehmend, wieder hervor. 

Er wird gegenwärtig nur noch zeitweiſe vom Nebelmeere bedeckt, 
welches in blendenden Maſſen die Felſen umwallt und, ohne toſende 
Brandung, doch fortwährend thätig, auf Veränderung und Zer⸗ 
ſtörung feiner Umgebung hinwirkt. 


Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig. 


—5 


Diterariſche Anzeigen. 


Im Verlage des Unterzeichneten iſt erſchienen und durch alle Buchhandlungen 
zu erhalten: 


Physische Geographie. 
Mary . 


Aus dem Engliſchen 
von 


Dr. Adolph Barth. 
Zwei Bände. — Preis 3 Thaler. 


Inhaltsverzeichniß. 


I. Band. 
Erſtes KRapikel. 


Begriff der phyſiſchen Geographie. Stellung der Erde im Sonnenſyſtem. Ent- 
fernung von der Sonne. Bürgerliches Jahr. Neigung der Erdbahn. Maſſe 
der Sonne. Entfernung vom Monde. Geſtalt und Dichtigkeit der Erde aus 

den Bewegungen des Mondes abgeleitet. Geſtalt der Erde aus den Bogen 
der Mittagskreiſe und aus den Pendelſchwingungen abgeleitet. Oertliche 
Störungen. Mittlere Dichtigkeit der Erde. Erforſchte Tiefe unter ihrer 
Oberfläche. Abriß der Geologie. 


Iweites Kapitel. 


Richtung der Kräfte, welche die Continente erhoben. Verhältniß zwiſchen Land 
und Waſſer. Größe der Continente und Inſeln. Umriß des Landes. Aus— 
dehnung der Küſten und ihr Verhältniß zu den Flächeninhalten der Eonti- 
nente. Höhe der Continente. Formen der Gebirge. Formen der Felſen. 
Zuſammenhang zwiſchen der phyſiſchen Geographie der Länder und ihrer geo— 
logiſchen Beſchaffenheit. Gleichzeitige Erhebung paralleler Gebirgsketten. 
Parallelismus der Erzgänge oder Zerklüftungen. Hopkins' Spaltentheorie. 
Parallele Gebirgsketten einander in der Struktur ähnlich. Unterbrechungen 
in Continenten und Gebirgsketten. Geſtalt des großen Continents. Die Hoch— 
länder des großen Continents. Der Atlas, die ſpaniſchen, franzöſiſchen und 
deutſchen Gebirge. Die Alpen, der Balkan und die Apenninen. Gletſcher. 
Geognoſtiſche Ueberſicht. 

Drittes Kapitel. 


Die Hochländer des großen Continentes (Fortſetzung). Der Kaukaſus. Das 
weſtaſiatiſche Plateau und ſeine Gebirge. 
viertes Kapitel. 


Die Hochländer des großen Continentes (Fortſetzung). Das oſtaſiatiſche Plateau 
mit ſeinen Gebirgen. 


Fünftes Kapitel. 


Sekundäre Gebirgsſyſteme des großen Continentes. Skandinaviſches Syſtem. 
Großbritannien und Irland. Das Uralgebirge. Die große ae Ebene. 


Sechſtes Kapitel. 


Die ſüdlichen Tiefländer des großen Continentes mit ihren ſekundären Pla⸗ 
teaux und Gebirgen. 


Siebenfes Rapitel. 


Afrika. Plateau Südafrika's. Vorgebirge der guten Hoffnung und Oſtküſte. 
Weſtküſte. Abyſſinien. Senegambien. Tiefländer und Wüſten. 


Achtes Kapitel. 


Amerikaniſcher Continent. Die Gebirge Südamerika's. Die Andes. Der 
Gebirgsſtock der Parime und die braſilianiſchen Höhenzüge. 


Neuntes Kapitel. 


Die Tiefländer von Südamerika. Die patagoniſche Wüſte. Die Pampas von 
Buenos Ayres. Die Silvas des Amazonenſtroms. Die Llanos des Orinoco 
und von Venezuela. Geognoſtiſche Ueberſicht. 


N Zehntes Kapitel. 
Mittelamerika. Weſtindiſche Inſeln. Geognoſtiſche Ueberſicht. 


Elftes Kapitel. 


Nordamerika. Plateau und Gebirge von Mexico. Das Felſengebirge. Die 
Littoralkette und die Gebirge von ruſſiſch Amerika. N 


Zwölftes Kapitel. 


Nordamerika (Fortſetzung). Die großen Centralebenen oder das Miſſiſſippithal. 
Das Alleghanygebirge. Der atlantiſche Abhang. Die atlantiſche Ebene. 
Geognoſtiſche Ueberſicht. Mittlere Höhe der Continente. 


Dreizehntes Rapitel. 


Das Feſtland von Auſtralien. Tasmanien oder Van Diemens Land. Inſeln. 
Continentale Inſeln. Pelagiſche Inſeln. Neuſeeland. Neu-Guinea. Borneo. 
Atolls. Gürtelriffe. Korallenbänke. Dammriffe. Vulkaniſche Inſeln. Sen⸗ 
kungs⸗ und Erhebungsbezirke im Bette des ſtillen Oceans. Thätige Vul⸗ 
kane. Erdbeben. Säculäre Veränderungen im Niveau des Landes. 


Dierzehntes Rapitel. 


Arktiſche oder nördliche Polarländer. Grönland. Spitzbergen. Island. Deſſen 
vulkaniſche Erſcheinungen und Geiſire. Jan Mayens Land. Neuſibiriſche 
Inſeln. Antarktiſche oder Südpolarländer. Viktoria-Continent. f 


Fünfzehntes Kapitel. 


Natur und Charakter der Erzgänge. Erzlager. Bergwerke. Trockenlegung 
und Ventilation derſelben. Ihre Tiefe. Verbreitung der Metalle. Gold. 
Silber. Blei. Engliſche Bergwerke. Queckſilber. Kupfer. Zinn. Berg⸗ 
bau in Cornwallis. Steinkohlen. Eiſen. Häufigſtes Vorkommen deſſelben 
in der gemäßigten Zone, namentlich in der nördlichen. Eiſen und Stein⸗ 
kohlen des europäiſchen Continentes und Englands. Amerikaniſches Eiſen 
und Kohlen. Arſenik und andere Metalle. Salz. Schwefel. Verbreitung 
der Edelſteine. N 


Sechszehutes Rapitel. 


Der Ocean. Seine Größe, Farbe, ſein Druck und Salzgehalt. Gezeiten. Wel— 
len. Ihre Höhe und Kraft. Strömungen. Einfluß derſelben auf Seereiſen. 
Temperatur. Die Schicht von conſtanter Temperatur. Linie des Temperatur- 
maximums. Nördliches und ſüdliches Polareis. Binnenmeere. 


Siebzehntes Rapitel. 


Quellen. Baſſins des Oceans. Urſprung, Lauf und obere Partien der Flüſſe. 
Waſſerſtraßenſyſteme Europa's. Afrikaniſche Flüſſe. Der Nil, Niger u. ſ. w. 


Achtzehntes Rapitel. 


Aſiatiſche Flüſſe. Euphrat und Tigris. Flußſyſteme ſüdlich vom Himalaya. 
Chineſiſche Flüſſe. Sibiriſche Flüſſe. 


Neunzehntes Kapitel. 


Flußſyſteme Nordamerika's. Flüſſe in Mittelamerika. Flüſſe Südamerika's und 
Auſtraliens. 
Zwanzigſtes Kapitel. 


Seen. Nördliches Syſtem des großen Continentes. Amerikaniſche Seen. 


. II. Sam. 


Einundzwanzigſtes Kapitel. 


Temperatur der Erde. Temperatur der Luft. Wärmeausſtrahlung. Kältepole. 
Wärmeäquator. Mittlere und abſolute Temperatur deſſelben. Iſothermiſche 
Linien. Continentale und Inſelklimate. Extreme Klimate. Beſtändigkeit des 
Klima's. Abnahme der Wärme mit der Höhe. Linie des ewigen Schnee's. 
Dichtigkeit der Atmoſphäre. Barometer. Höhenmeſſung. Aenderungen der 
Dichtigkeit und ihre Urſachen. Stündliche Variationen. Unabhängiger Ein— 
fluß der trockenen und feuchten Atmoſphäre. Mittlere Höhe des Barometer— 
ſtandes in verſchiedenen Breiten. Niedriger Stand im ſüdlichen Eismeere 
und in Oſt⸗Sibirien. Barometriſche Stürme. Polar- und Aequatorialſtrö— 
mungen der Luft. Paſſatwinde. Monſune (Mouſſons). Land- und Seewinde. 
Drehungsgeſetz der Winde in den außertropiſchen Himmelsſtrichen. Winde in 
den mittleren europäiſchen Breiten. Orkane. Geſetze ihrer Bewegung. Ihr 
Einfluß auf das Barometer. Art des Steuerns, um ſich von ihnen unab— 
hängig zu machen. Die Sturmwelle. Sturmſtrömungen. Stoßwinde oder 
Böen. Tornados und Pamperos. Wirbelwinde. Waſſerhoſen. 


Zweiundzwanzigſtes Kapitel. 


Verdampfung. Vertheilung des Dampfes. Thau. Reif. Nebel. Region der 
Wolken. Geſtalten der Wolken. Regen. Vertheilung des Regens. Menge 
deſſelben. Anzahl der Regentage in verſchiedenen Breiten. Regenloſe Bezirke. 
Schneekryſtalle. Linie des ewigen Schnee's. Grenze des Winterſchnee's auf 
den Ebenen. Schloßen. Hagel. Kleinheit der letzten Theilchen der Materie. 
Ihre Dichtigkeit und Geſtalten. Ihre Wirkung auf das Licht. Farbe der 
Körper. Farbe der Atmoſphäre. Ihre Verſchluckung und Zurückwerfung des 
Lichtes. Luftſpiegelung. Nebelbilder. Ringe und Höfe. Regenbogen. Regen— 
bogenfarben in Thautropfen. Polariſation der Atmoſphäre. Luftelektricität. 
Ihre Veränderungen. Elektricität der Nebel und des Regens. Inducirende 
Wirkung der Erde. Blitz. Donner. Vertheilung der Gewitter. Rückſchlag. 


St. Eim’s- Feuer. ’ Phosphorescenz. Polarlicht. Magnetismus. Erdmagne⸗ 

tismus. Inklination. Magnetiſche Pole und Aequator. Intenſität des Magne⸗ 

tismus. Dynamiſcher Aequator. Deklination. Magnetiſcher Meridian. Linien 

gleicher Aenderungen. Stündliche Variationen. Linie der abwechſelnden ſtünd⸗ 

lichen Erſcheinungen. Magnetiſche Gewitter. Zuſammenfallen der Linien glei⸗ 

cher magnetiſcher Intenſität mit Gebirgsketten. Diamagnetismus. 
Dreiundzwanzigſtes Kapitel. 

Vegetation. Ernährung und Wachsthum der Pflanzen. Einwirkung der ver⸗ 
ſchiedenen Strahlen des Sonnenſpektrums. Klaſſen. Botaniſche Bezirke. 
Vierundzwanzigſtes Kapitel. 

Vegetation des großen Continentes, der arktiſchen Inſeln, der arktiſchen und 

nördlichen gemäßigten Regionen Europa's und Aſiens. 


Fünfundzwanzigſtes Kapitel. 


Flora des tropiſchen Aſiens, des indiſchen Archipelagus, Indiens und Arabiens. 
| Sechsundzwanzigſtes Rapitel. 


Afrikaniſche Flora. Flora Auſtraliens, Neuſeelands, der Norfolkinſeln und 
Polyneſiens. 


Siebenundzwanzigſtes Rapikel. 


Amerikaniſche Vegetation. Flora von Nord-, Mittel- und Südamerika. Ant⸗ 
arktiſche Flora. Heimath und Verbreitung der Cerealien. Alter der Bäume. 
Meeresvegetation. 


Achkundzwanzigſtes Kapitel. 
Verbreitung der Inſekten und anderer niederer Thiere. 


Neunundzwanzigſtes Kapitel. 


Geographiſche Vertheilung der Seethiere im Allgemeinen. Fiſche. Seeſäuge— 
thiere. Phoken. Delphine und Wale. 


Dreißigſtes Kapitel. 


Vertheilung der Amphibien. Fröſche und Kröten. Schlangen, Saurier und 
Schildkröten. 


Einunddreißigſtes Rapikel. 
Vertheilung der Vögel in den arktiſchen Gegenden, in Europa, Aſien, Afrika, 
Amerika und den antarktiſchen Regionen. 
Zweijunddreißigſtes Kapitel. 
Vertheilung der Säugethiere über die ganze Erde. 
Dreinnddreißigfies Rapitel— 


Vertheilung, gegenwärtiger Zuſtand und zukünftige Ausſichten des Menſchen— 
geſchlechts. 
Anhang (Höhentabelle). 


Geologiſche Bilder. 


Von 
Bernhard Cotta. 


Mit dem Porträt des Verfaſſers, einem Titelkupfer und 166 in den 
Text gedruckten Abbildungen. 


Dritte verbeſſerte und vermehrte Auflage. 


Preis 1½ Thlr. 


Inhaltsverzeichniß. 


Erſter Abſchnitt: Entſtehung der Erdoberfläche. 

Zweiter Abſchnitt: Vulkane. 

Dritter Abſchnitt: Die geologiſchen Wirkungen des Waſſers. 

Vierter Abſchnitt: Schnee und Eis in ihrer geologiſchen Bedeutung. 
Fünfter Abſchnitt: Die Geſteine, woraus die feſte Erdkruſte beſteht. 
Sechster Abſchuitt: Architektur der feſten Erdkruſte. 

Siebenter Abſchnitt: Entſtehung und Bau der Gebirge. 

Achter Abſchnitt: Die Erzlagerſtätten. 

Neunter Abſchnitt: Die Kohlenlager. 

Jehnter Abſchnitt: Die Entſtehung des organiſchen Lebens auf der Erde. 
Anhang: Verwendung vorweltlicher Formen zu Kunſtzwecken. 

„Zu dem wiſſenſchaftlich Intereſſanten hat ſich auch in der Geologie wie in 
den übrigen Naturwiſſenſchaften das praktiſch Nützliche — die Anwendung ge— 
ſellt. Es ſind nicht mehr bloße Goldkörner des Wiſſens, die durch ſie zu Tage 
gefördert werden, ſondern auch wirkliche Metallkörner, Kohlen, Salz, und allerlei 
nützliches Geſtein. Ja, ich habe anderwärts bereits behauptet, daß die Geo— 
logie eine wichtige Grundlage der Nationalökonomie werden muß, denn die 
Zuſtände unſeres Lebens und unſerer Geſittung ſind gar vielfach abhängig von 
dem innern Bau des Bodens, den wir bewohnen.“ (Aus dem Vorwort.) 


Quellenkunde. 


Lehre von der 


Bildung und Zuffindung der Quellen. 


Aus dem Franzöſiſchen des 
Abbe Paramelle. 
Mit einem Vorwort von Pernhard Cotta. 
Preis 2 Thlr. 


Der Verfaſſer, welcher in Frankreich durch ſeine Erfolge in der Quellen— 
auffindung großes Aufſehen gemacht hat, ſtützt ſich bei der Aufſtellung ſeiner 
Theorie nicht blos auf eifrige wiſſenſchaftliche Studien, ſondern auch auf eine 
fünfundzwanzigjährige, mit glücklichen Reſultaten gekrönte Praxis. 1 

Nach einem kurzen Ueberblick über die Irrthümer, die in dieſer Richtung 


= 


geherrſcht haben, und einer Widerlegung derſelben, gibt der Verfaſſer eine 
Definition der nothwendigſten techniſchen Benennungen und die wichtigſten Leh⸗ 
ren der Geognoſie und endlich ſein auf dieſe gegründetes Syſtem, womit er 


ſeinen Zweck zu erreichen denkt. 
haltsverzeichniß mit. 


Wir theilen nachſtehend das ausführliche In⸗ 


Inhaltsverzeichniß. 


Erſtes Kapitel. 
Erhöhungen der Erde. 

Zweites Kapitel. 
Einſenkungen der Erde. 

Drittes Kapitel. 
Unterſuchung der Höhen. 

Viertes Kapitel. 
Unterſuchung der Abhänge. 

Fünftes Kapitel. 
Unterſuchung der Tiefebene. 

Sechstes Kapitel. 
Unterſuchung der Waſſerläufe. 

Siebentes Kapitel. 
Innerer Bau der Erde. 

Achtes Kapitel. 
Ungeſchichtetes Terrain. 

Heuntes Kapitel. 
Geſchichtetes Terrain. 

Zehntes Kapitel. 
Was man unter dem Worte Quelle 


verſteht. 
Elftes Kapitel. 


Irrige Anſichten über den Urſprung 
der Quellen. 
Zwölftes Kapitel. 
Widerlegung der irrigen Anſichten über 
den Urſprung der Quellen. 
Dreizehntes Kapitel. 
Der wahre Urſprung der Quellen. 
Vierzehntes Kapitel. 
Quellenbildung. 
Fünfzehntes Kapitel. 
Linien, welche die Quellen unter der 
Erde beſchreiben. 
Sechszehntes Kapitel. 
Punkte, wo man die Bohrlöcher ab— 
ſenken muß. 


Vulkaniſcher 


Siebzehntes Kapitel. 
Mittel, um die Tiefe einer Quelle ken⸗ 
nen zu lernen. 
Achtzehntes Kapitel. 
Mittel, um das Volumen einer Quelle 
kennen zu lernen. 


Ueunzehntes Kapitel. 
Günſtiges Terrain für die Auffindung 
der Quellen. 
Zwanzigſtes Kapitel. 
Ungünſtiges Terrain für die Entdeckung 
von Quellen. 
Einundzwanzigſtes Kapitel. 
Boden ungünſtig für 
Quellen. 
Zweiundzwanzigſtes Kapitel. 
Zerreiblicher Boden ungünſtig für 
Quellen. 
Dreiundzwanzigſtes Kapitel. 
Waſſerarmes Terrain, in Folge ſeiner 
Lagerung und Zerklüftung. 
Vierundzwanzigſtes Kapitel. 
Warme und intermittirende Mineral⸗ 
quellen. 
Fünfundzwanzigſtes Kapitel. 
Auszuführende Arbeiten, um die Quel⸗ 
len zu Tage zu legen. 
SBWechsundzwanzigſtes Kapitel. 
Quellen, die langſam oder gar nicht 
zum Vorſchein kommen. 
Siebenundzwanzigſtes Kapitel. 
Mittel, um den Mangel an Quellen 
zu erſetzen. 

Achtundzwanzigſtes Kapitel. 
Urſprung und Fortſchritte dieſer Theorie. 
NUeunundzwanzigſtes Kapitel. 
Quellen, die nach dieſer Theorie ge- 

funden wurden. 
Dreißigſtes Kapitel. 
Aeltere und neuere Methoden, 
Quellen aufzufinden. 


um 


Chemiſche Bilder 


aus dem täglichen Jeben. 
. Bon 
James . W. Iohnfton. 
Aus dem Engliſchen 


von 
Wilhelm Hamm. 
Mit 112 in den Text gedruckten Abbildungen. 
Zwei Bände. — Preis 2 Thlr. 


Inhaltsverzeichniß. 
1. 
Die Luft, die wir athmen. — Das Waſſer, welches wir trinken. 
II. 
Der Boden, den wir anbauen. — Die Pflanzen, welche wir ziehen. 
III. 
Das Brod, das wir eſſen. — Das Fleiſch, welches wir kochen. 
IV. 
Die Getränke, die wir durch Aufguß bereiten: Der Thee. — Der Kaffee. — 
Die Chocolade. 
Wr 


Die Zuderftoffe, welche wir gewinnen: Der Traubenzucker. — Der Rohrzucker. — 
Das Manna. — Der Milchzucker. 
vr. 
Die Getränke, die wir durch Gährung erhalten: Das Bier. — Der Wein. — 
Der Branntwein. 
2 
Die narkotiſchen Stoffe, deren wir uns l Tabak, Hopfen, und deſſen 
Erſatzmittel. 
VIII. 
Die narkotiſchen Stoffe, deren wir uns bedienen: 9 Hanf, Betelnuß und 


Pfefferarten. 
IX. 


Die narkotiſchen Stoffe, deren wir uns bedienen: Coca, Stechapfel, Fliegenpilz 
und andere narkotiſche Stoffe. Allgemeine Betrachtungen. — Die Gifte, die 
wir verwenden. 


ö u. 
Die Gerüche, die uns angenehm find. — Die Gerüche, die uns abſtoßen. 
XI. b 
Was und weshalb wir athmen. — Was, wie und warum wir verdauen. 
XII. 


Der Leib, den wir pflegen. — Der Kreislauf des Lebens; ein Rückblick. 


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Ilikroskopische Bilder. 
Naturanſichten aus dem kleinſten Raume. 

Ein Gemälde 8 
des 
Mikrokosmus in feinen geſtalten und geſetzen. 
Von 
Dr. 9. Rlende. 
Mit 430 in den Text gedruckten Abbildungen. 
Preis 2½ Thlr⸗ 


Inhalts verzeichniß. 
Erſter Brief. 

Der unbeſchränkte Raum. — Die Schranke. — Die Schranke des Maßloſen 
iſt die erſte Erſcheinung des Geſetzes in der Natur. — Jeder Naturgedanke 
hat eine beſtimmte Form. — Beſchränkung im Raume bedingt Geſtaltung. — 
Begriff und Wirklichkeit des kleinſten Raumes. — Die Geſtaltung reicht bis 
in die kleinſten Raumverhältniſſe. — Im kleinſten Raume tritt der erſte 
Unterſchied zwiſchen unorganiſcher und organiſcher Natur in die Erſcheinung. — 
Unterſchied der Körperzuſammenſetzung und Körperform. — Atome, chemiſche 
Kraft und Lebenskraft. — Winkel und Kugel. — Krhyſtall, als erſte mathe⸗ 
matiſche Naturform. — Alle Körpergeſtalten ſind Fortbildungen von Linie, 
Winkel und Kreis. — Der kleinſte Raum als eigentliche Werkſtatt des gött⸗ 
lichen Weltbaues. — Mikrokosmus. 5 


Zweiter Brief. 


Elemente. — Eigenſchaften derſelben. — Atome. — Cohäſionskraft. — Spe⸗ 
cifiſches Gewicht. — Wärme und ihre Einflüſſe auf die Atome. — Auf⸗ 
löſung feſter Körper. — Aggregatzuſtand der Körper. — Die Kryſtalliſation 
und ihre Bedingungen. — Mikroſkopie der Kryſtalle. — Die ſechs Grund⸗ 
formen aller Kryſtalle. — Arten von Schwingungen der Atome. — Schall. — 
Wärme. — Licht. — Farbe. — Eigenthümliche Vibrationen und Strömun⸗ 
gen in den feinſten Theilen. — Elektricität. — Galvanismus. — Magnetis⸗ 
mus. — Rückblick. 

Dritter Brief. 


Die Wunder der organiſchen Welt im kleinſten Raume. — Die organiſche 
Materie. — Die Urzelle, als erſte Geſtaltung der organiſchen Natur in 
Pflanzen und Thieren. — Lebenskraft und Organismus. — Verwandlung 


organiſcher Materien in unorganiſche. — Verweſung, Verbrennung. — Die 
Lebenskraft bildet immer nach einem beſtimmten Plane und erſtrebt ihr letz⸗ 
tes Ziel in periodiſchen Umläufen durch neue Darſtellung des Anfanges. — 
Das Einzelweſen, als abgeſchloſſener Lebenskreis, gegenüber dem allgemei⸗ 
nen Naturleben. — Selbſtzweck des Einzelweſens. — Trieb der Selbſt⸗ 
erhaltung. — Wachsthum von Innen heraus. — Die pflanzliche und thie⸗ 
riſche Urzelle als Organismus. — Zellenmembran und Zelleninhalt. — Die 
mikroſkopiſche Zelle, als wahrhaftes Objekt der Entwicklungsgeſchichte von 
Pflanzen und Thieren. — Die Entſtehung einer Zelle. — Formverände⸗ 
rung der runden Zelle durch ungleiche Ernährung und mechaniſchen Druck. — 
Die Lebensmannigfaltigkeit der geſammten organiſchen Welt erklärt ſich aus 
den Lebenserſcheinungen der Urzelle, als Urphänomen des Pflanzen- und 


Thierreichs. — Modificationen der Pflanzenzelle. — Gefäße, Baſt- und 
Holzzellen, Spaltöffnungen. — Die Vegetation der Zelle. — Selbſtgefühl 
der Zellen. — Die Zelle nimmt Nahrung und Bildungsſtoff auf. — Endos— 
moſe und Exosmoſe. — Aſſimilation und Secretion der Zelle. — Contact— 
wirkung. — Prädisponirende Verwandtſchaft. — Ausſcheidung und Aus— 
dünſtung der Zelle. — Flimmerzellen. — Entſtehung der erſten Safteircu— 
lation im Eie. — Samenzellen. — Fortbildung der Zellen im Thiereie. — 
Mikroſkopiſche Darſtellung eines acht Tage alten Embryo-Menſchen. — Fort- 
pflanzung der Zelle. — Ende und Tod der organiſchen Zelle. — Leben der 


Zellen im Zuſammenhange. — Urzeugung und Entſtehung aus Samen oder 
Eiern. — Schaffen und Zeugen. — Alles Wachſen und Fortentwickeln der 
Pflanzen und Thiere geſchieht durch Zellenvermehrung und Zellenfortbil— 
dung. — Unterſchied der pflanzlichen und thieriſchen Zelle. — Grenze zwi— 


ſchen Pflanzen und Thieren im kleinſten Raume. 
Vierter Brief. 

Mikroſkopiſches Pflanzenleben. — Kryſtalle in Zellen. — Chlorophyll. — Stärk— 
mehl. — Lagerung der Zellen zu Pflanzengeweben. — Splint, Holz, Jahres— 
ringe. — Mark, Rinde, Markſtrahlen. — Markſcheide, Holzkörper und Cam— 
bialzellen. — Gefäßbündel und ihre Anordnung in den verſchiedenen Pflan— 
zenklaſſen. — Mikroſkopiſche Darſtellung der Fortpflanzung der Pflanzen. — 
Der Anfang jeder Pflanze iſt immer eine einzelne Zelle. — Zellenabſchnü— 
rung. — Sporenbildung. — Blüthen- und Samenbildung. — Der Blüthen— 
ſtaub und ſein Verhalten bei der Befruchtung. — Samenknospe. — Neueſte 
Theorie der Befruchtung, wobei der Blüthenſtaub eine weibliche Bedeutung 
hat. — Zellen als Bildungsfactoren thieriſcher Gewebe. — Oberhautzellen. — 
Nervenzelle und Nervenfaſer. — Innervation. — Muskelfaſer. — Bewe— 
gung. — Lymphzellen. — Chyluskügelchen. — Blutzellen. — Verhalten der 
Blutgefäße. — Lebensbedeutung der Blutzellen. — Formelle Anlage der 
Abſonderungsorgane. — Knorpelzellen. — Knochenkörperchen. — Schmelz— 

röhren. — Pigmentzellen. — Fettzellen. Elektriſche Zellen. — Milch— 
kügelchen. — Geſunde und kranke Milch unter dem Mikroſkope. — Schleim— 
oder Congeſtionszellen. — Eiterzellen. — Dotterzellen. — Zerklüftungs— 
proceß des Dotters. — Geſchlechtliche und geſchlechtsloſe Fortpflanzung der 
Thiere. — Zellenablöſung. — Selbſttheilung. — Knospenbildung. — Bil— 
dung und Entwicklung des Thiereies. — Entwicklungsmetamorphoſen. — 
Generationswechſel und Ammenbildung der Thiere. — Periodiſche Geſchlechts— 
knospen bei den Polypen. — Entwicklung der Ohrenqualle. — Entwicklung 
der Inſekten und Wirbelthiere. 

Fünfter Brief. 


Normale und abnorme Zellen. — Begriff von Krankheit. Krankhaftes Zellen— 
leben. — Atrophie, als Urkrankheit der organiſchen Zelle. — Ueberbildung, 
Hypertrophie. — Störung der Zellenfortbildung. Specifiſch abnorme Zel— 
len. — Congeſtionszelle. — Eiterzelle. — Krebszelle. — Tuberkel- und 
Melanoſezelle. — Contagiöſe Zellen. — Krankheiten, welche mit ſpecifiſchen 
mikroſkopiſchen Thier- und Pflanzenbildungen verbunden ſind. — Contagiöſe 
Pilze. — Gährungspilz. — Fadenpilze auf Schleimhäuten. — Muscardine. — 
Pſoroſpermien. — Rotzconferve. — Pilze in den Luftſäcken der Vögel. — 
Der Kopfgrindpilz. — Pilze auf Fröſchen und Waſſerſalamandern. — Schma— 
rotzerthiere des Menſchen. — Krätzmilbe. — Haarbalgmilbe. Das Ein⸗ 
dringen der Schmarotzerthiere in die inneren Organe der Thiere und Men— 
ſchen. — Oeſtrusfliege. — Floh. — Sandfloh. — Läuſe. — Holzböcke. — 
Nigua. — Leptus. — Fadenwurm. — Neſtelwurm. — Peitſchenwurm. — 
Palliſadenwurm. — Trichina spiralis. — Cercarien. — Leberegel. — Band— 
würmer. — Blaſenwürmer. 


e Sechster Brief. 
Mikroſkopiſche Wanderungen durch die Welt des Waſſertropfens und die Pflan⸗ 


zenwälder des kleinſten Raumes. Die Infuſionsthierchen. — Infuſorien⸗ 
lager. — Der erſte mikroſkopiſche Blick in das Leben eines Waſſertropfens. — 
Infuſorien als vollkommen organiſirte Thiere. — Eingeweide der Infuſo⸗ 
rien. — Räderthiere. — Magenthiere. — Die Pflanzen des kleinſten Rau⸗ 
mes. — Conferven und Pilze. — Das Mikroſkop. 

Das 


Thierleben der Alpenwelt. 


Naturanſ ichten 
Chierzeichnungen aus den ſchweizeriſchen gebirge. 


Friedrich von Tſchudi. 


Vierte verbheſſeyte Aufßfſes 
Mit 24 Illuſtrationen nach Originalzeichnungen v. E. Rittmeyer und W. Georgy. 


Preis 4 Thlr. 
Gebunden 413 Thlr. — In Prachtband 5 Chlr. 


Der Verfaſſer entwirft in dieſem Werke, welches das Verſtändniß der in natur⸗ 
hiſtoriſcher Beziehung ſo wichtigen ſchweizeriſchen Alpenwelt dem Gebildeten ebenſo 
gründlich als anziehend vermittelt, mit großen Zügen das maleriſche Bild jenes 
eigenthümlichen Naturgebietes in allen ſeinen Theilen; er zeichnet die Pflanzenwelt 
mit ihren herrlichen Erſcheinungen und führt dann das geſammte Thierleben von 
ſeiner unterſten Stufe bis zu den vollendetſten Vertretern auf, ſodaß ſich das Ganze 
zu einem großartigen; künſtleriſch abgerundeten Naturgemälde geſtaltet. 

Der Herr Verfaſſer ſagt in der Einleitung: „Die Gebirgswelt iſt eine ſo 
außerordentlich mannigfaltige, ihre Erſcheinung ſo merkwürdig und eigenen 
daß jeder Streifzug dahin ſchon ſeine Beute und ſeinen Lohn hat. Von dem 
waldbeſäumten Fuße, von der freundlichen Hügelregion, mit der ſie im Thale 
aufſteht, bis zu den Firnkronen ihres Hauptes nährt ſie nach feſten, durch kli⸗ 
matiſche Bedingungen modificirten Geſetzen ein wechſelndes, unendlich reiches 
Leben und bietet ſo oft in einem aufſteigenden Flächenraume von wenigen Qua⸗ 
dratmeilen eine Stufenfolge animaliſcher Erſcheinungen, die wir im Tieflande 
theils gar nicht, theils in Entfernungen von Hunderten von Meilen wiederfinden. 
Wenige Wegſtunden führen uns von dem letzten Kaſtanienwalde, in deſſen Nach⸗ 
barſchaft noch der italieniſche Skorpion am Gemäuer klettert, zu den kleinen 
Pflanzen- und Thierformen der Polargegenden. Die große Verſchiedenartigkeit 
der Gebirgslocalitäten, ihre mittlere Stellung zwiſchen dem europäiſchen Süden 
und Norden, ihre vielfach ſich abändernden klimatiſchen und meteorologiſchen Ver— 
hältniſſe . und begünſtigen dieſen großartigen Reichthum organiſcher Er- 

ſcheinungen, der auch in jenen eisumſtarrten Gebieten mit wunderbarem Haus⸗ 
halt und unglaublicher Zähigkeit noch ausdauert, welche man ſich gewöhnlich von 
allem Leben entblößt und in ſtarrem Tode verfunken denkt. Welch ein Wechſel 
thieriſcher Individualitäten von dem gewaltigen Geieradler, der ſich auf Morgen- 
wolken wiegt und den verborgenen Raub in entlegener Schlucht wittert, bis zu dem 
Gletſcherfloh, der in den Haarſpalten der öden Eismeere ſich regt, von der flüchtigen 
und vorſichtigen Gemſe bis zu den mikroſkopiſchen Gebilden des rothen Schnee's!“ 


Leipzig: Verlagsbuchhandlung bon J. J. Meber. 


32° 


Geognostische Skizze der 


SÄCHSISCH- -BÖHM: SCHWEIZ. 
Zeichen- Erik ‚Erklärung, 
= Wichtige Linien f:d.S.B.Schweiz: \ Sandstein . 
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=» Onerabsonderung. Phonclth . » -:....Ph 
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ElbIrnie 8 S 
Erzgebirgische Richtung RR a Grand . Gr 


Hebungsachse RI Ezeenbahn 
Bruchrand nSod... RII Zandstrasse 


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Druck von Eduard Kretzschinar in Leipzig. 


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Literarische Anzeige. 


Im Verlage des Takes chneken iſt erſchienen und Bund alle Buchhandlungen 
zu erhalten: 


Illuſtrirter 


Dresden Führer 


für 


Dresden; die ſächſiſche Schweiz, Teplitz und Prag. 


Mit 145 in den Tept gedruckten Abbildungen. 


einer 


Dresden und Prag. 


Ingaltsurrzeichniss. 


J. Dresden und ſeine Umgebungen. | III. Die Dresden-Prager Eifenbahn 


Erſtes Kapitel. Allgemeines. Zwölftes Kapitel. Allgemeine Bemer⸗ 
Zweites Kapitel. Erſte Wanderung. Auf kungen über das Techniſch-Hiſtoriſche der 


den Promenaden um die Altſtadt. Bahn. 


Dreizehntes Kapitel. Die ſächſiſche 


Drittes Kapitel. Zweite Wanderung. 


Durch die Altſtadt. 


Viertes Kapitel. Dritte Wanderung. 
Durch die Vorſtädte und die Friedrichſtadt. 


Fünftes Kapitel. Vierte Wanderung. 
Die Neuſtadt und Antonſtadt. 


Sechstes Kapitel. 
Außerhalb der Stadt. 


Siebentes Kapitel. 
Durch Dresdens Umgegend: 


II. Die fü ächſiſch- böhmiſche Schweiz. 
Achtes Kapitel. Allgemeines. 

Neuntes Kapitel. Rechtes Elbufer. 
Zehntes Kapitel. Linkes Elbufer. 


Elftes Kapitel. Ein Ausflug nach Tet⸗ 
ſchen, Außig, Schreckenſtein; Teplitz mit 
Schönau. 


Fünfte Wanderung. 


Karte der Dresden-Prager Eiſenbahn und den Drientirungsplänen von 
| 


Vierzehntes Kapitel. 


Sechste Wanderung. 


Bahnſtrecke bis Bodenbach. 


Die böhmiſche 
Bahnſtrecke von Bodenbach bis Prag. 


IV. Prag und ſeine Umgebungen. 
Funfzehntes Kapitel. 
Sech zehntes Kapitel. 
Um die Altſtadt. 
Siebzehntes Kapitel. Zweite Wan⸗ 
derung. Durch die Altſtadt und Judenſtadt. 
Achtzehntes Kapitel. Dritte Wanderung. 
Durch die Neuſtadt. 
Neunzehntes Kapitel. Vierte Wande⸗ 
rung. Nach dem Wyſſehrad und durch die 
Vorſtadt Karolinenthal. 
Zwanzigſtes Kapitel. Fünfte Wanderung. 
Auf der Kleinſeite. 
Einundzwanzigſtes Kapitel. Sechste 
Wanderung. Auf dem Hradſchin. 
Zweiundzwanzigſtes Kapitel. Sie⸗ 
bente Wanderung. Durch Prags Umgegend. 


Allgemeines. 
Erſte Wanderung. 


In Leinwand gebunden. — Preis 2 Thlr. 


Leipzig, J. 


II 


J. Weber. 


Druck von F. A. Brockhaus in Leipzig. 


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1 


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